© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/04 11. Juni 2004

Meldungen

Sekundäre Politik im Nahen Osten

LEIPZIG. Wäre Franz von Papen, der deutsche Botschafter in Ankara, nur ein wenig erfolgreicher gewesen, dann wären George W. Bush die irakischen Kalamitäten dieser Tage gewiß erspart geblieben. Doch Papen, der nach Ansicht des Ex-Terroristen Karl-Heinz Roth seine "diabolische Rolle" spielte, um die Türkei und den Irak als "vorderasiatische Landbrücke zum Persischen Golf" in den deutschen Herrschaftsbereich einzubeziehen, sei an der Sowjetunion gescheitert. Weil Stalin sich im November 1940 weigerte, die Souveränität der deutscherseits hofierten Türkei unangetastet zu lassen, habe Hitler das Empire im Nahen Osten nicht erschüttern können. Andernfalls wäre "der Krieg wahrscheinlich rasch gewonnen" worden. Roth kolportiert hier deutsche Nahost-Diplomaten, denen zufolge Hitlers mangelnde Unterstützung des irakischen Putsches vom Frühjahr 1941 das britische Weltreich vor dem Einsturz bewahrt habe. Der Orienthistoriker Wolfgang G. Schwanitz widerspricht dieser These im gleichen, "Deutschland und der mittlere Osten" überschriebenen Heft von Comparativ (Leipziger Beiträge zur Universalgeschichte und vergleichenden Gesellschaftsforschung, 1/04). Seit Bismarcks Zeiten habe Berlin in dieser Region eine "sekundäre Politik" getrieben, die auf "Bestandsachtung, Gebietsverzicht und Konfliktvermittlung" basierte und der "primären Politik" gegenüber Europa und den USA stets nachgeordnet gewesen sei. Daran habe sich 1939 nichts geändert, auch wenn Papen und andere Orientstrategen alternative Konzeptionen verfolgten. Erste heute, von den Ost-West-Zwängen befreit, könne Berlin im Prinzip eine "unbegrenzte", primäre "Friedenspolitik" treiben, die Schwanitz zufolge nur Rücksicht darauf nehmen müsse, daß "die deutsche Identität eng mit der jüdischen und israelischen" verbunden sei.

 

Kalzium im Meerwasser hat Schalentiere angeregt

NEW YORK. Das plötzliche Auftreten von Schalentieren vor 530 Millionen Jahren ist auf einen starken Anstieg des Kalziumgehalts in den Meeren zurückzuführen. Das schließen amerikanische Wissenschaftler um Tim Lowenstein von der New Yorker Staats-Universität aus den Ergebnissen einer Analyse von Meerwasser, das mehr als 500 Millionen Jahren in Salzkristallen eingeschlossen war (Geology, Band 32). Nach Ansicht der Forscher bauten die damaligen Muscheln und Schnecken aus dem Kalzium ihre festen Schalen, um das für sie giftige Element, welches sich innerhalb weniger Millionen Jahre im Meerwasser verdreifacht hatte, unschädlich zu machen. Unklar ist, ob damit auch die etwa gleichzeitige "Kambrische Explosion des Lebens" mit ihren vielen neuen Tierarten zu erklären ist.


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