© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/04 18. Juni 2004

Meldungen

Rückkehr des Staates in die Arena der Wirtschaft

BERLIN. Deutschland gehöre zu jenen Ländern, die ihre Position an der Spitze hochentwickelter Volkswirtschaften wohl nicht werden halten können: Diesen Eindruck, so faßt Arne Heise das aktuelle Zeitgeistgetöse zusammen, vermittele zumindest die politische Klasse ihren verschreckten Untertanen "draußen im Lande" (Blätter für deutsche und internationale Politik, 6/04). Daran sei soviel richtig, daß der deutsche Wohlfahrtsstaat schon bessere Zeiten gesehen habe, ein höheres Wirtschaftswachstum und nicht so horrende Arbeitslosenzahlen. Neoliberale nutzen diese schlechte Verfassung, um den Egoismus der Gewerkschaften zu geißeln und "das Volk" als reformunfähig zu denunzieren. Dabei werde das neoliberale Dogma von der Selbstregulierungskraft der Märkte täglich aufs neue widerlegt. Der Steuerungs- und Interventionsbedarf sei in modernen Volkswirtschaften nämlich höher, als Anti-Keynesianer behaupten, ebenso wie die Steuerungsfähigkeit der Nationalstaaten viel größer sei, als Lobredner der Globalisierung meinen. Nur die Erhöhung öffentlicher Investitionen, die Förderung der Kooperationsbereitschaft aller Wirtschaftsakteure und eine verstärkte europäische Zusammenarbeit würden aus der gegenwärtigen Malaise herausführen.

 

Statt BA und MA lieber "Vertrauen ins Eigene"

BONN. Über die "hemmungslose Selbstanglisierung der deutschen Universitäten" schreibt sich Rüdiger Görner, in London lehrender Germanist, den Ärger von der Seele (Forschung&Lehre, 6/04). Die bundesdeutsche Diskussion über die Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge habe mittlerweile an den "Rand allzu bereitwilliger Selbstaufgabe" geführt. Die nervig eingeforderte "Internationalisierung" baue dabei auf ganz falschen Voraussetzungen auf. Die deutsche akademische Ausbildung sei nämlich wesentlich besser als ihr Ruf, ihre Anglisierung führe zwangsläufig zur krassen Niveausenkung. Görner, der seit zwanzig Jahren in London lehrt, sei immer wieder "schiere Kompetenz, Engagement und intellektuelle Reife" bundesrepublikanischer Gaststudenten aufgefallen. Und auch britische Studenten hätten stets über das Wissen ihrer Kommilitonen vom Kontinent gestaunt. Kein Wunder, wenn aktuelle britische Erhebungen ausweisen, daß deutsche Universitäten die weltweit zweit- bis drittgrößte Anzahl von Patenten erbringen. Angesagt sei darum nicht die parteiübergreifende Anpassungshektik deutscher Kultusbürokratie, sondern "Grundvertrauen ins Eigene".

 

Palau: Bilder von "deutscher Südsee"

WIEN. Spätestens Gottfried Benns Gedicht "Palau" (1922) gab dem kurzfristigen deutschen Kolonialabenteuer im Pazifik den Namen eines zugleich realen wie mythischen Ortes - eines "Wunschzieles der Bewußtlosigkeit im Elementaren". Kulturanthropologisch geschult beschreibt Karl S. Guthke (Harvard) ein Segment deutscher Kolonialhistorie als Geschichte ideologisch disponierter Eigen- und Fremdwahrnehmung (Weimarer Beiträge, 1/04). Im 19. Jahrhundert habe das Bild von "unzivilisierten Rassen" die Vorstellung vom "edlen Wilden im Südsee-Paradies" abgelöst. Das "Vorurteil" sei dann, allem Exotismus à la Benn zum Trotz, bis in die Gegenwart hinein für die europäische Mentalität gegenüber Fremden prägend gewesen.

 

Erste Sätze

Die Beete blühten.

Hermann Heimpel: Die halbe Violine. Eine Jugend in der Haupt- und Residenzstadt München Frankfurt am Main 1958


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