© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/04 09. Juli 2004

Angriff der "neuen Deutschen"
Islamismus: An Berliner Schulen werden radikale Flugblätter einer islamischen "Elterninitiative" verteilt / IFB distanziert sich
Manuel Ochsenreiter

Adressiert ist die Schrift "an die Schulbehörde in Berlin" und "an alle Schulen in Berlin und Deutschland". Eine "EIUS Elterninitiative Berlin - Aktion Schule" ließ ihre "Beschwerde" in den letzten Wochen mehreren Schulen in Berlin-Neukölln zukommen.

"Mehrfach ist in Berlin Klassen mit muslimischen Schülern vorgeschlagen worden, auf der Klassenreise in eine christliche Einrichtung zu fahren und da zu übernachten. Angeblich meinen Lehrer solche Vorschläge nur freundlich", heißt es in dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt.

"Das ist gelogen, diese Vorschläge sind eine Unverschämtheit, eine provokante Mißachtung unserer Religion." "Christliche Klassen" sollten doch alleine zu solchen Stätten fahren, fordern die Verfasser.

"Unsere Kinder wollen keine Nonnen sehen", so die Elterninitiative. Dies sei eine "Zumutung". Solche Vorschläge seien ein "heimtückischer Angriff" auf die "religiöse Freiheit" der hier lebenden Muslime.

Die Verfasser berufen sich sogar auf das Grundgesetz. Dort sei schließlich ihre religiöse Freiheit "garantiert". "Unsere Töchter tragen das Kopftuch. Sie wollen nicht in einer christlichen Einrichtung übernachten, sie wollen keine Nonnen sehen."

Statt dessen fordert die Elterninitiative, die Schüler zu "islamischen Einrichtungen" fahren zu lassen. "Christen können mitfahren in islamische Einrichtungen für Klassenreisen, aber müssen sich benehmen, Jungen und Mädchen getrennt, kein Schweinefleisch essen, nicht pfeifen und Gebetszeiten einhalten" heißt es weiter in holprigem Deutsch.

Dazu sei es selbstverständlich notwendig, "flächendeckend kostenlose islamische Einrichtungen zu bauen". Dies lohne sich, denn in Zukunft seien "viel mehr Kinder Muslime als jetzt".

Zum Schluß stellen die Verfasser noch einmal klar, daß sie nicht etwa "bitten", sondern "fordern". Denn "die Deutschen sind bereits ausgestorben, sie haben das nur noch nicht gemerkt. Die neuen Deutschen sind die Zukunft von Deutschland. Unsere Kinder. Wir sind hier, das ist unser Land. Wir sind die neuen Deutschen."

Im Berliner Stadtbezirk Neukölln, wo nach Angaben des Statistischen Landesamtes 21,8 Prozent Ausländer - hauptsächlich Muslime - leben, werden solche Drohungen sehr ernst genommen. Seit mehreren Monaten versuchen dort islamistische Organisationen mit umstrittenen Bauprojekten Fuß zu fassen (JF berichtete).

Über die Herkunft der Flugschrift ist bislang noch gar nichts bekannt, denn die Elterninitiative hinterläßt weder Adresse noch Namen. Die Islamische Förderation Berlin (IFB), die an Berliner Schulen islamischen Religionsunterricht erteilt, ist ebenso ratlos. Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT äußerte ein Vertreter der IFB, es könne sich auch um "einen Einzeltäter handeln".

Eine solche Elterninitiative sei der IFB jedenfalls auch "gänzlich unbekannt". Vom Inhalt der "Beschwerde"-Flugschrift distanzierte sich die IFB. Dort setze man sich für einen "friedlichen interreligiösen Dialog" ein.


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