© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/04 09. Juli 2004

Meldungen

Wissenschaftler warnen vor Firmenverlagerung

KARLSRUHE. Wissenschaftler warnen Unternehmen davor, ihre Produktion allein wegen der billigeren Stundenlöhne ins Ausland zu verlegen. Das Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe hat berechnet, daß etwa jede dritte Firma, die eine Verlagerung ins Ausland probiert hat, inzwischen wieder nach Deutschland zurückgekehrt ist. "Es gibt drei Hauptgründe, die diesen Schritt bewirken", erläuterte ISI-Forscher Steffen Kinkel letzte Woche im Deutschlandfunk. Zum einen gebe es Probleme bei der Flexibilität und bei Lieferfristen. Zum zweiten Einbußen bei der Produktionsqualität: "Es dauert doch, bis die entsprechende Qualität im Ausland hergestellt werden kann", meinte Kinkel. Der dritte Punkt seien die hohen Koordinationskosten, die für die Kontrolle des Auslandsstandortes entstehen. "Da unterschätzen Unternehmen die Realität in ihren Planungen oftmals deutlich", so Kinkel. Das gelte sowohl für kleine und mittlere als auch für große Unternehmen. Man vergleiche oft nur die gewachsene Ist-Struktur hier und das geplante Optimum im Ausland. "Da sollte man dem deutschen Standort eine Chance geben", empfahl Kinkel.

 

Boykott gegen US-Imbißkette "Taco Bell"

WASHINGTON. Der von Prominenten (darunter Ex-Präsident Jimmy Carter), Kirchen und Verbänden initiierte Boykott gegen die US-Schnellimbißkette "Taco Bell" wird seit diesem Monat auch von der Evangelisch-Methodistischen Kirche in den USA mitgetragen. Der zum "Yum! Brands"-Konzern gehörenden Firma wird vorgeworfen, ihre Arbeiter auszubeuten. Die Tomatenpflücker sollen seit 20 Jahren keine Lohnerhöhung mehr bekommen haben. Ein Scheck über 110.000 Dollar, den "Yum! Brands" den Arbeitern überreichen wollte, wurde von den Arbeitnehmervertretern als Werbeaktion abgelehnt. Es gehe nicht um eine Einmalzahlung, erklärte eine Sprecherin der Tomatenpflücker. Ihr Ziel seien sozialere Arbeitsbedingungen und eine Krankenversicherung.

 

Streit um Förderung von Wachstumskernen

MAGDEBURG. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer ist dagegen, künftig nur noch "Wachstumskerne" zu fördern. Man dürfe Regionen ohne Wirtschaftskerne nicht einfach links liegen- und ohne Infrastruktur lassen, erklärte der CDU-Politiker letzte Woche im Deutschlandradio Berlin. Das sei man den dort lebenden Menschen schuldig. In ihrem Abschlußbericht hatte eine Beratergruppe um den Hamburger Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) befürwortet, den Aufbau von Unternehmen in Wachstumsregionen zu fördern, statt in Straßen und Schienen zu investieren.


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