© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/04 23. Juli / 30. Juli 2004

Gefahrenzone Mutterleib
Lebensrecht: In Nürnberg demonstrierten christliche Abtreibungsgegner / Etwa 300.000 Kinder werden im Jahr getötet / Theologe spricht von "Industrie"
Martina Kempf

Der Aktionskreis "Weißer Friede", ein Zusammenschluß christlicher Lebensrechtgruppen, zeigte auf einer Demonstration am 17. Juli in Nürnberg, was für eine solche Großstadt die Abtreibungen bedeuten. Auf einem der zahlreichen Plakate war zu lesen, daß in Nürnberg jährlich 6.000 Kinder geboren werden, 10.000 wären nötig, um den Einwohnerstand zu halten; in Nürnberg werden jedoch jährlich 4.000 Kinder abgetrieben.

Inzwischen erkennen auch Politiker und Ökonomen, daß uns die Kinder fehlen, die wir seit 30 Jahren getötet haben - jeden Werktag etwa 1.000 in Deutschland, pro Jahr 300.000. Genau diese Quote soll durch Zuwanderung ausgeglichen werden.

Das Unrecht der Abtreibung werde kaum aufgegriffen

In diesem Zusammenhang erklärt der Organisator der Kundgebung, Pfarrer Hansjürgen Kitzinger, man suche nach Wegen, bei Eltern Interesse an mehr Kindern zu wecken. Aber das Unrecht durch "Abtreibung" wolle kaum jemand öffentlich angreifen.

Der Erlanger Theologieprofessor Günter Schmidt sagte auf der Kundgebung, an der Tötung der Ungeborenen verdiene man in Deutschland im Umfang einer Industrie. Der Mutterleib sei in Deutschland der unsicherste Ort für ein Kind, keine andere Todesursache sei so häufig wie die Abtreibung. Der lebende kleine Körper werde durch die Absaugungsmethode "zerfetzt" oder die schon ausgebildeten Arme und Beine abgeschnitten und der Kopf zertrümmert. Mitschuldig hieran seien auch alle, die eine Sexualisierung aller Lebensbereiche betrieben. Dann gehe es nur um "augenblicklichen Lustgewinn" und nicht um die Gemeinschaft eines Paares in gegenseitiger Verantwortung. Dies müßte gerade der Jugend verdeutlicht werden.

80 Prozent aller Abbrüche zahlt der Steuerzahler

Auch Annemarie Dähn von der Selbsthilfegruppe Rahel e.V. aus Kassel, die Frauen hilft, die unter der Tötung ihres Ungeborenen leiden, kommt zu Wort. Dähn sagt, daß es ihr nicht leicht falle, öffentlich über die Tragödie ihres Lebens - die Abtreibung - zu reden. Doch ihre Gruppe von Frauen wolle dieses Tabu brechen und die Probleme von Frauen nach Schwangerschaftsabbrüche nicht verschweigen. Durch ihr Beispiel wollen sie anderen Frauen in Konfliktsituationen helfen, so die engagierte Aktivistin Dähn.

Der Nürnberger Diakon und Jurist Kurt Reinelt legte dar, daß jeder Steuerzahler Abtreibungen, also rechtswidrige Taten, zu 80 Prozent bezahle, insgesamt 41 Millionen Euro.

Das Bundesverfassungsgericht habe zwar klar und deutlich entschieden, daß Schwangerschaftsabbrüche nicht den Krankenkassen aufgebürdet werden könnten - daraufhin werden sie diesen nun vom Staat erstattet, so daß letztlich doch die Allgemeinheit dafür aufkommen müsse.

Während Abtreibungen also öffentlich finanziert werden, stellt sich derzeit dagegen die Frage, ob nach dem seit Januar dieses Jahres geltenden "Gesundheitsmodernisierungsgesetz" Sozialhilfeempfängern noch Mittel zur Fami-lienplanung - also Verhütungsmittel - zur Verfügung gestellt werden. Dies wird je nach Großstadt unterschiedlich gehandhabt. Möglicherweise steigt dadurch die Anzahl ungeplanter Schwangerschaften erheblich.

Foto: Tänzer auf Lebensrechtsdemo in Nürnberg: Es fehlen die Kinder

Kontakt: "Weißer Friede", c/o Marie Anne Heinke, Herzogstandstr. 20, 90471 Nürnberg, Tel. 09 11 / 81 95 54, Fax 09 11 / 68 39 02, E-Post:WeisserFriede@compuserve.de 


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