© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/04 23. Juli / 30. Juli 2004

Frisch gepresst

Hans Grimm. Der umfangreiche Nachlaß des Schriftstellers Hans Grimm (1875-1959), der sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach befindet, lädt schon seit langem dazu ein, endlich einmal eine Monographie zu Leben und Werk des Autors von "Volk ohne Raum" (1926) zu wagen. Annette Gümbel hat sich der Aufgabe nun angenommen, hat sich durch die Materialmassen gekämpft und schließlich eine sehr lesbare Monographie verfaßt, mit der sie in Gießen bei Helmut Berding promovierte. Berding ist Historiker und nicht Germanist, so daß es nicht verwundern sollte, wenn die traditionelle Werkinterpretation hier zugunsten einer zeitgeschichtlich orientierten Untersuchung des "Organisations- und Kommunikationsumfeldes" zurücktreten mußte. Gümbel ist primär an der Wirkungsgeschichte eines Literaten interessiert, der, gemessen an seinem Publikumserfolg, sicher zur ersten Garnitur unter den Exponenten der "Konservativen Revolution" zu zählen ist. Da die Verfasserin sein "Kommunikationsumfeld" im Wandel von der Weimarer zur Bonner Republik in den Blick faßt, ist ihr eine exemplarische Geschichte der deutschen "kulturellen Rechten" dieser Zeit gelungen ("Volk ohne Raum". Der Schriftsteller Hans Grimm zwischen nationalkonservativem Denken und völkischer Ideologie. Selbstverlag der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt und der Historischen Kommission für Hessen, Darmstadt und Marburg 2003, 392 Seiten, 32 Euro).

Korruption. DieWahrnehmung eines "Bimbes"-Skandals führt leider in den Medien meistens nur kurzzeitig zur Eruption - so wie derzeit die Anklagen gegen Max(well) Strauß oder den Ex-Staatssekretär Holger Pfahls oder vor einem Jahr die Rüther-Wienand-Trienikens-Affäre in Köln. Wie weit, mit welchen Strukturen und Auswirkungen die Korruption tatsächlich im Alltag Deutschlands verbreitet ist, nimmt man erst nach Lektüre diesesBuches erschrocken zur Kenntnis. Die Aufsatzsammlung, die auf Grundlage der Diplomarbeit von Akatshi Schilling und dem Kriminalbeamten und Transparency-International-Mitglied Uwe Dolata herausgegeben wurde, weist neben Bekämfungsstrategien auch auf die gesellschaftspolitischen Mißstände hin, die dieser "Seuche" das ideale Milieu erst ermöglichen (Korruption im Wirtschaftssystem Deutschland. Jeder Mensch hat seinen Preis. Mankau Verlag, Murnau am Staffelsee 2004, 182 Seiten, broschiert, 16,90 Euro).


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