© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/04 13. August 2004

Meldungen

Wohlbefinden beeinflußt Geschlechterquote

KENT. Das Verhältnis der Geburtenzahlen von Jungen und Mädchen hängt auch in den Industrieländern vom Allgemeinbefinden der Frauen ab. Das hat die britische Anthropologin Sarah Johns bei statistischen Auswertungen in Großbritannien mit mehr als 1.700 Mütter herausgefunden, die nach einer persönlichen Einschätzung ihrer eigenen Lebenserwartung gefragt wurden. Frauen, die diese als überdurchschnittlich bewerteten, hatten im Mittel mehr Söhne als Töchter zur Welt gebracht (Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences, 08/04). In Zeiten von Unterernährung oder starkem Streß bringen Frauen weniger Söhne und mehr Töchter zur Welt. Selbst in den vergleichsweise konformen Lebensumständen eines westlichen Industrielands sei die Auswirkung auf das Geschlechterverhältnis meßbar. So sank der Anteil der Jungen bei den Neugeborenen 1991 in der ehemaligen DDR deutlich ab, als nach der Wiedervereinigung bei vielen Menschen Zukunftsangst und Beunruhigung ausbrach. Eine wahrscheinliche Erklärung für diesen Zusammenhang lautet, daß Streß bei den Müttern bei männlichen Embryonen schneller zu Fehlentwicklungen und zu einer Fehlgeburt führt als bei weiblichen.

 

Traumatisierung mit Tabletten behandeln

BOSTON. Die oberste amerikanische Gesundheitsbehörde NIMH hat gerade eine umfassende Studie über die Wirksamkeit von "Gedächtnis-Pillen" in Auftrag gegeben. Noch in diesem Jahr sollen 128 Menschen getestet werden, die nach einem schweren Trauma in Gefahr sind, auf Dauer ein Posttraumatisches Streß-Syndrom (PTSD) zu entwickeln. Etwa jedes zehnte Opfer eines schweren Unfalls, einer Vergewaltigung oder Scheidung leidet über Jahre unter Panikanfällen, sobald die Erinnerung durch aktuelle Eindrücke wieder aktiviert wird. Der Psychiater Roger Pitmann von der Harvard University hat eine Theorie entwickelt, wonach die emotionale Betroffenheit vor allem durch eine Aktivierung des Streßhormons Noradrenalin im Langzeitgedächtnis verankert wird. Werden diese Wirkungen durch Einnahme eines Beta-Blockers wie Propranolol in den ersten Wochen überdeckt, so konnte bereits an Ratten nachgewiesen werden, daß die Panikreaktionen ausbleiben. Entscheidend ist also nicht das Ereignis selbst, sondern die Verfestigung in den Tagen danach. Forschungen der Neurologen Karim Nader und Joseph E. LeDoux legen sogar nahe, daß noch jahrelang Retuschen am Gedächtnis möglich sind.

 

Winterschlaf-Forschung für die Raumfahrt

VERONA. Um die schädlichen Auswirkungen auf die Muskulatur beim künstlichen Winterschlaf bei künftigen Weltraummissionen zu kontrollieren, haben italienische Forscher um Marco Biggiogera an der Universität Verona eine Testreihe mit der Substanz "DADLE" gestartet. Dieses Präparat kann Erdhörnchen auch im Sommer in einen Winterschlaf versetzen. An Ratten soll nun in der von der Europäischen Weltraumbehörde ESA beauftragten Studie die Wirkung auf Herzschlag und Gehirnaktivität untersucht werden. Ähnliche Versuche werden sogar bei Primaten wie dem Fettschwanzmaki mit der herzmuskelkräftigenden Substanz Dobutamin durchgeführt. Bis zur Erprobung an Menschen dauere es nach Einschätzung des ESA-Wissenschaftlers Mark Ayre noch etwa zehn Jahre.

 

Erste Sätze

Es war am 29. Juli 1914. Wir lagen in Triest und nahmen Kohlen.

Theodor Kraus/ Karl Dönitz: Die Kreuzerfahrten der Goeben und Breslau, Berlin 1935


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