© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/04 13. August 2004

Zitate

"Politische Rehabilitierung und Entfaltung gibt es für Lafontaine in überschaubarer Zeit nur außerhalb der SPD. Die Ankündigung, eventuell eine neue Linkspartei zu unterstützen, ist mehr als der Versuch, angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen im Saarland die dortige SPD vom Bundestrend abzukoppeln. Lafontaine will seinen Überzeugungen, die vor einiger Zeit noch SPD-Programm waren, wieder eine Heimat geben. Es ist nicht ausgemacht, daß die über Schröders Politik Empörten eine Linkspartei wählen. Die sozialen Brennpunkte dieser Republik orientieren sich, wenn sie wählen, lieber nach rechts außen als nach links hinten. Ein erfahrener Volkstribun an der Spitze könnte das ändern. Insofern könnte eine neue Karriere des ausgefuchsten und ausgewiesenen Demokraten Lafontaine durchaus ein Gewinn sein für die Demokratie."

Heribert Prantl in der "Süddeutschen Zeitung" vom 9. August

 

 

"Gestern abend sind Menschen aufgestanden, die Angst haben. Angst vor der Zukunft. Die Politik hat das Volk auf dem Weg zu einer sicheren Zukunft nicht mitgenommen. Und das rächt sich jetzt. Es wäre allerdings äußerst dumm, diesen Protest nicht ernst zu nehmen oder ihn kleinzureden. Deutschland hat bislang keine Demonstrations-Tradition gegen die Regierenden. Die könnte sich nun allerdings schneller bilden, als es den Berliner Polit-Machern lieb ist. Wen die Montagsdemonstrationen trotzdem stören, dem kann geholfen werden. Vielleicht steht das Volk bald auch dienstags auf der Straße. Oder mittwochs."

Jörg Rinne in der "Neuen Westfälischen" vom 10. August

 

 

"Nichts geht mehr. Der durchaus vernünftige Kampf um eine Reform der vermurksten Rechtschreibreform steckt in der Sackgasse: Weil die Medienmacht einiger Großverlage der Politik beweisen will, wo Bartel den Most holt. Die Kultusminister und die Mitglieder jener zwischenstaatlichen Kommission, die uns die Orthographieverwirrung eingebrockt haben, sollten sich aber mit beleidigter Rechthabereien besser etwas zurückhalten. Sie hatten einen quälenden Versuch frei. Und sie haben ihn in den Sand mangelnder Akzeptanz gesetzt."

Manfred Fritz, stellvertretender Chefredakteur, in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 10. August

 

 

"Der Irak Saddam Husseins, der entgegen den Behauptungen der US-Regierung nichts mit al-Qaida zu tun hatte, ist nach dem Sturz des Diktators geradezu zum Tummelplatz für alle nur möglichen Terrorgruppierungen, auch jener Bin Ladens, geworden. (...) Bush hat die USA durch seine mit manichäisch-religiöser Rhetorik verbrämte Alleingangspolitik weltweit isoliert wie noch nie zuvor. Der ohnehin global grassierende Amerika-Haß - sehr oft Ausdruck einer Ablehnung der Moderne - hat sich noch gewaltig gesteigert, was einen guten Humus für das weitere Aufblühen des islamistischen Radikalismus abgibt."

Georg Hoffmann-Ostenhof, Publizist, im Magazin "Profil" 33/04


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