© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/04 20. August 2004

Meldungen

Prozeß gegen Kanther hat begonnen

WIESBADEN. Vor dem Landgericht Wiesbaden hat der Prozeß um die schwarzen Kassen der hessischen CDU begonnen. Wegen Untreue zu Lasten seiner Partei muß sich der ehemalige Bundesinnenminister Manfred Kanther verantworten. Mitangeklagt sind wegen Untreue der ehemalige Landesschatzmeister der Hessen-CDU, Casimir Prinz Wittgenstein, und wegen Beihilfe der langjährige Finanzberater der Partei, Horst Weyrauch. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, das Vermögen der hessischen CDU gefährdet zu haben. Die drei Angeklagten hatten Ende 1983 nahezu das gesamte Barvermögen der hessischen CDU, insgesamt 20,8 Millionen Mark (etwa 10,6 Millionen Euro), auf ein Tarnkonto in der Schweiz verschoben. Kanther, damals Landesgeschäftsführer der Hessen-Union, und Wittgenstein wollen nach Darstellung des Ex-Innenministers auf eigene Faust gehandelt haben. Das Verschwinden der Millionen ist in der Landespartei angeblich niemandem aufgefallen. Der Prozeß ist zunächst bis zum 14. Dezember terminiert. Das Gericht hat zahlreiche Zeugen geladen. Darunter sind der hessische Ministerpräsident Roland Koch, sein Vorgänger Walter Wallmann, der frühere hessische CDU-Generalsekretär und Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling sowie der CDU-Fraktionschef im Wiesbadener Landtag, Franz Josef Jung.

 

RAF-Terroristin legt Teilgeständnis ab

STUTTGART. Im Prozeß um einen Sprengstoffanschlag auf jüdische Auswanderer in Budapest vor 13 Jahren hat die frühere Linksterroristin Andrea Klump vor dem Oberlandesgericht Stuttgart (OLG) ein Teilgeständnis abgelegt. Entgegen früheren Aussagen habe sie gewußt, daß ihr Lebensgefährte Horst Ludwig Meyer den Anschlag geplant habe. Meyer habe sie um Mithilfe gebeten, doch eine direkte Beteiligung an dem Anschlag habe sie abgelehnt, sagte Klump nach Angaben eines Gerichtssprechers. Die Angeklagte räumte jedoch ein, Meyer unterstützt zu haben, in dem sie in Budapest Wohnungen angemietet und ihm den Haushalt geführt habe. In der ungarischen Hauptstadt habe sie von September 1991 bis kurz vor Weihnachten gelebt. Zum Prozeßauftakt am 22. April hatte die Angeklagte noch beteuert, mit dem Anschlag nichts zu tun gehabt zu haben. Die Bundesanwaltschaft wirft Andrea Klump Mordversuch in 33 Fällen und das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vor.

 

Terrorzelle war für Selbstmordattentate

HAMBURG. Der erneut vor dem Hamburger Oberlandesgericht als Terrorhelfer angeklagte Mounir El Motassadeq gehörte nach einer Zeugenaussage zum engen Kreis der Attentäter vom 11. September 2001. Der "Heilige Krieg" sei in der Hamburger Gruppe immer mehr in den Mittelpunkt gerückt, Selbstmordattentate habe man für legitim gehalten, sagte ein 23jähriger zum Islam konvertierter Deutscher aus.


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