© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 36/04 27. August 2004

Meldungen

Rechtschreibung I: Kritiker gründen Verein

MÜNCHEN. Kritiker der Rechtschreibreform haben einen "Rat für deutsche Rechtschreibung" ins Leben gerufen. Das Gremium mit Mitgliedern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz will sich für die Wiederherstellung der Schreibweisen vor der Reform einsetzen und dem "Grundsatz Geltung verschaffen, daß die Sprache dem Volk gehört", hieß es in einer Pressemitteilung. Zum Vorsitzenden des als Verein gegründeten unabhängigen Rats wurde der Journalist Hans Krieger gewählt, seine Stellvertreter sind der Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren in Wien, Gerhard Ruiss, und der Schweizer Gymnasiallehrer Stefan Stirnemann. Zu den Gründungsmitgliedern zählen auch der Weilheimer Deutschlehrer Friedrich Denk und der Verleger Walter Lachenmann. Erste Ehrenmitglieder sind unter anderem der Sprachwissenschaftler Theodor Ickler und die Schriftsteller Elfriede Jelinek, Wulf Kirsten, Günter Kunert und Reiner Kunze. Die Gründungsversammlung sprach den Kultusministern das Recht ab, "eine weitere Rechtschreibkommission zu berufen, deren einzige Aufgabe es sein kann, das offenkundige Scheitern der Rechtschreibreform hinauszuzögern". Die Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung sei der einfachste, sicherste und wirtschaftlich vernünftigste Weg zu einer zweckmäßigen und modernen Orthographie.

 

Rechtschreibung II: Grass kritisiert Kultusminister

BREMEN. Der Schriftsteller Günter Grass hat die Kultusministerkonferenz (KMK) im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform scharf kritisiert und eine schrittweise Rücknahme gefordert. Die KMK sei "inkompetent, entscheidungsschwach oder allenfalls blockierend tätig", sagte Grass vorige Woche in einem Interview des Nordwestradios. Im Fall der Rechtschreibreform habe das Gremium "die Sachen einfach laufen lassen". Nachdem das Ergebnis der Reform an die Öffentlichkeit gekommen sei, hätten die Schriftsteller als erste dagegen protestiert, betonte Grass. "Es war für uns sehr leicht zu erkennen, wie überflüssig und schädlich ein solch administrativer Zugriff innerhalb eines lebendigen Sprachkörpers sich auswirken könnte", erklärte der Literaturnobelpreisträger.

 

Rechtschreibung III: Länderchefs uneins

MÜNCHEN. Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer stehen mehrheitlich hinter der neuen Rechtschreibung. Nur Niedersachsen, das Saarland, Sachsen-Anhalt und Bayern sprechen sich gegen die neuen Regeln aus. Keine Mehrheit findet nach Informationen des Nachrichtenmagazins Focus auch der Vorschlag des saarländischen CDU-Kultusministers Jürgen Schreier, die Übergangszeit zu verlängern und alte sowie neue Rechtschreibung parallel existieren zu lassen. Die Ministerpräsidenten wollen am 7. und 8. Oktober über die verbindliche Umsetzung der Reform zum 1. August 2005 beraten.

 

Rechtschreibung IV: Microsoft fürchtet Kosten

HAMBURG. Der Chef von Microsoft Deutschland, Jürgen Gallmann, sieht bei einer Umstellung auf die alte Rechtschreibung enorme Kosten auf sein Unternehmen zukommen. "Auf die alten Rechtschreibregeln von Windows oder Office zurückzugehen, reicht nicht aus. Denn sicher werden neue mit den alten Regeln gemischt", sagte er dem Wirtschaftsmagazin Focus-Money. Die Office-Software müßte neu programmiert werden, das sei "ein gigantischer Aufwand".

 

Sprach-Pranger

"Designed für Life"

Werbespruch der Firma Siemens für ihre neue Serie von Mobiltelefonen


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