© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/04 03. September 2004

Meldungen

Friedenspreisträgerin Keskin kritisiert Türkei

OSNABRÜCK. Die diesjährige Trägerin des Aachener Friedenspreises, Eren Keskin, hat der Türkei fortdauernde Folterpraxis vorgeworfen. "Die Menschenrechte werden in der Türkei immer noch nicht respektiert", sagte die in Istanbul tätige Rechtsanwältin der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Europäer müßten auf eine Aufhebung des "militaristischen Systems" in der Türkei dringen, damit diese EU-Mitglied werden könne. Die Festsetzung eines Termins für Beitrittsverhandlungen sei nach ihrer Ansicht unabdingbar, da ansonsten das Militär noch gestärkt würde. Im Hinblick auf die verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) sagte die Anwältin, sie sei grundsätzlich gegen Gewalt. Man müsse die Gewaltanwendung der PKK aber im Zusammenhang mit der gewaltsamen Politik des türkischen Staates sehen, "ohne sie damit verteidigen zu wollen". Keskin gehörte zu den Strafverteidigern des PKK-Gründers Abdullah Öcalan.

 

Türken in der CDU gegen Kopftuchverbot

DÜSSELDORF. In der Union geht die Diskussion über die Rolle der Muslime in Deutschland weiter. Das Deutsch-Türkische Forum in der CDU (DTF) verabschiedete "Leitsätze einer christlich-demokratischen Islampolitik für Deutschland". Darin lehnt das Forum unter anderem ein generelles Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst ab. Die CDU-Spitze in Berlin wollte sich zu den Leitsätzen nicht äußern. Bislang hat sich die CDU klar für ein Kopftuch-Verbot zum Beispiel für Lehrerinnen ausgesprochen. Das Deutsch-Türkische Forum stellt sich gegen die bisherige Parteilinie. Das Forum ist bislang auf Nordrhein-Westfalen begrenzt. Zum Jahresende wird daraus die Deutsch-Türkische Union entstehen, in der dann bundesweit Türken Mitglied werden können. Derzeit hat die CDU etwa 2.000 türkischstämmige Mitglieder. Ziel des DTF ist es, künftig die muslimischen Wählerschichten besser zu erschließen. "Das Tragen des Kopftuches ist nach der Mehrheitsmeinung muslimischer Theologen ein religiöses Gebot und von daher nicht grundgesetzwidrig", sagt der Vorsitzende des DTF, Bülent Arslan. Es gebe aber auch Frauen, für die das Kopftuch eine politische Bedeutung habe. Deshalb müsse in jedem Einzelfall entschieden werden, ob eine Frau das Kopftuch tragen dürfe.

 

Landrat verbietet Anglizismen

ITZEHOE. Im Kreis Steinburg ist künftig kein Platz mehr für Anglizismen. "Hotlines", "Highlights" und "Events" sollen aus der Amtssprache verschwinden, so der Landrat Burghard Rocke. Er will in seinem Amtsbereich die "Verenglischung" deutscher Begriffe verbieten. In der Kreisverwaltung soll Deutsch und Englisch nicht zu einem unverständlichen Wortbrei vermischt werden, so Rocke. Jeder Verwaltungsbegriff lasse sich kurz und deutlich in "unserer Muttersprache" darstellen, ohne dabei in bürgerfernes Behörden- oder Bürokratendeutsch verfallen zu müssen, wies Rocke seine Mitarbeiter an.


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