© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/04 03. September 2004

Meldungen

Türkei-Beitritt bringt kulturelle Konflikte

CAMBRIDGE. Der US-Politologe Samuel Huntington hat vor einem EU-Beitritt der Türkei gewarnt. "Wenn die EU im Dezember zustimmt, Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aufzunehmen, wird das die Natur der EU fundamental verändern", erklärte der Harvard-Professor und Autor des Buches "Der Kampf der Kulturen" letzte Woche dem Wiener Magazin Profil (34/04). Die Türkei sei weder geographisch noch kulturell Teil Europas. "Der verstärkte Migrantenstrom nach Europa würde die Löhne nach unten drücken und zu größeren kulturellen Konflikten führen." Die meisten EU-Staaten wüßten nicht, "wie man mit moslemischen Immigranten umgehen soll, die im großen und ganzen zusammenbleiben, ihre Sprache, Kultur und besonders ihre Religion erhalten wollen und dadurch die europäische Kultur herausfordern". Trotz der Reformen von Kemal Atatürk pflege 70 Jahre später die große Mehrheit der Türken immer noch "ihre ursprüngliche moslemische Kultur". In seinem neuen Buch "Who Are We?" warnt Huntington vor einer Überfremdung der USA durch lateinamerikanische Einwanderer.

 

"Das wäre ein Triumph der Fundamentalisten"

ALPACH/ANKARA. Der frühere türkische Premierminister Mesut Yilmaz hat davor gewarnt, der Türkei die EU-Aufnahme zu verweigern. "Ich befürchte, daß es dann zu einer Militärdiktatur oder zu einer fundamentalistischen Regierung kommen wird. Beides ist nicht gut, weder für Europa noch für die Türkei", erklärte der ehemalige Chef der bürgerlichen Anap-Partei letzten Montag dem Wiener Standard. Eine Ablehnung der Türkei würde "in der gesamten islamischen Welt sehr negativ beurteilt", denn man habe beim EU-Gipfel 1999 beschlossen, daß es Verhandlungen geben wird, wenn die Türkei die Bedingungen erfüllt. In der Türkei würden "die proeuropäischen Kräfte ihre Argumente verlieren, die antieuropäischen Kräfte die Überhand gewinnen, das wäre ein Triumph der Fundamentalisten". Europa würde auch seine Chance verspielen, mit der Türkei zu einem globalen Mitspieler zu werden.

 

FBI untersucht Fall von Spionage für Israel

WASHINGTON. Das FBI hat letzte Woche Ermittlungen gegen einen hohen Mitarbeiter des Pentagon aufgenommen. Der im Büro von Staatssekretär Douglas Feith arbeitende Larry Franklin soll Geheiminformationen über die künftige Iran-Politik der USA an den proisraelischen Lobbyverein American Israel Public Affairs Committee (Aipac) verraten haben. Israel hat den Spionagevorwurf zurückgewiesen, Treffen eines ranghohen Diplomaten mit Franklin aber bestätigt. Außenminister Silvan Schalom erklärte aber, derartige Treffen seien "üblich". Das 65.000 Mitglieder starke Aipac erklärte sich zur vollen Kooperation mit dem FBI bereit.


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