© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/04 24. September 2004

WIRTSCHAFT
Geheimsache Managerbezüge
Bernd-Thomas Ramb

Die Bundesregierung plant die Einführung eines Gesetzes, das die deutschen Spitzenmanager zur Offenlegung ihrer Gehälter zwingen soll. Bislang existiert dazu mit dem Corporate Governance-Kodex lediglich eine freiwillige Basis. Doch dieser Ehrenkodex wird weitgehend ignoriert. So veröffentlichen nur elf der dreißig im Deutschen Aktienindex (Dax) vertretenen Firmen Bezüge ihrer Vorstandsmitglieder - und auch diese nicht vollständig. Das geplante Gesetz soll die Firmen zwingen, sämtliche Einkünfte ihrer Spitzenmanager offenzulegen: feste und variable Vergütung, Aktienoptionen und Sachbezüge wie Chauffeur, Dienstwagen, Firmenvilla oder Lebensversicherung, vor allem aber die Zusatzzahlungen und Prämien von anderen Firmen oder Großaktionären für "besondere Dienste".

Was in anderen Ländern, etwa den USA oder Großbritannien, als Selbstverständlichkeit angesehen wird, ist deutschen Spitzenmanagern offensichtlich immer noch peinlich. Zwar fordern sie Gehälter nach internationalen, besonders amerikanischen Maßstäben, wenn es aber um die Detailangaben geht, werden sie empfindlich. Der Neid der Kollegen im eigenen Vorstand könnte sie ja treffen. Von der Belegschaft wird gefordert, sich dem Wettbewerb - auch der Löhne - zu stellen, für sich selbst aber Geheimniskrämerei beansprucht. Von Leistungsdenken kann da nicht mehr die Rede sein. Weniger als die Angst vor der eigenen Courage scheint hier jedoch ein feudalistischer Denkstil eine Rolle zu spielen. Schließlich stellt noch nicht einmal eine Aktionärsversammlung ein Risiko dar, zur Offenlegung gezwungen zu werden. Dort herrschen die Stimmpakte der Großbanken, die auch nicht an einer Veröffentlichung ihrer Spitzengehälter interessiert sind.


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