© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/04 24. September 2004

UMWELT
Sorgenkind Deutschland
Alexander Barti

Seit einiger Zeit scheint in Deutschland nichts mehr so zu sein, wie es einmal war. Vorbei die unbesorgte Kohl-Ära, als der Daimler noch ohne Chrysler und der Feind "drüben" war. Damals durfte sich auch jeder glücklich schätzen, der die Lizenz für ein McDonald's-Restaurant erwarb - ewiger Reichtum schien damit gesichert. Aus der Traum. Vor zwei Jahren brach der Umsatz - auch in Amerika - bei Mc-Donald's plötzlich ein. Hatte sich eine Generation sattgegessen an der klumpigen Pampe? Oder wurden die Menschen über Nacht ernährungsbewußte Biogemüseesser? Wohl kaum. Es stimmte einfach das Marketing nicht mehr. "Die Ernährung ändert sich ständig. Dinge kommen in Mode und wieder aus der Mode. Mal geht es um fettarmes Essen, dann um kohlenhydratarme Ernährung", klagte McDonald's-Chef Charlie Bell. Aus den Fehlern habe man aber gelernt. Nach seinen Worten sei die Firma heute bereit, sich solchen Ernährungstrends anzupassen, sie zeige sich damit viel flexibler als früher.

Tatsächlich scheint die Krise überwunden zu sein. Zumindest in den USA, wo die Wachstumskurve wieder sauber nach oben zeigt. Der Absatzmarkt in Europa steht jedoch noch auf wackeligen Beinen, und besonders Deutschland wird in der Zentrale als "Sorgenkind" bezeichnet. Bell hat auch dafür eine - allerdings typisch deutsche - Erklärung parat: Hartz IV. Die Konsumunlust läßt die Menschen einen Bogen um die bunten Freßkrippen machen. Oder sind es doch andere Gründe? Erst kürzlich lief "Super Size Me" erfolgreich in den Kinos. Für Bell ist das aber kein Argument: "Unsere größte Bedrohung sind wir selbst, nicht die Wettbewerber und auch nicht Dokumentarfilmer". Mal sehen.


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