© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/04 24. September 2004

Meldungen

Am neuen Hitler-Film scheiden sich die Geister

KIEL/BERLIN. Bei Historikern stößt der von Bernd Eichinger produzierte Hitler-Film "Der Untergang" auf ein geteiltes Echo. Im Deutschlandradio Berlin kritisierte der Historiker Hans Mommsen, die Rekonstruktion bloßer Fakten ergebe keine Geschichtsanalyse. Mit dem Bemühen, Hitler so lebensgetreu wie möglich darzustellen, sei noch keine sinnvolle historische Aussage getroffen, bemängelte Mommsen. Dagegen findet der Münchner Historiker Hermann Graml den Film "ganz hervorragend". Das Nebeneinander von Wahnsinn, grausiger Komik und Normalität habe ihn tief beeindruckt, sagte er bei einer Podiumsdiskussion in Kiel. Als einen Akt der Geschichtspolitik bewertet der Kölner Historiker Jost Düffler die Produktion. Sie falle in eine Zeit, in der die Opferrolle von Deutschen im Zweiten Weltkrieg wieder stärker in den Blick gerate, sagte Düffler. Der Film setze dieser Entwicklung fast die Krone auf. Zwar werde Hitler nicht zum Opfer gemacht, aber die vielen Selbstmorde im Führerbunker kurz vor der Kapitulation vermittelten "eine Art Opfergang".

 

Apel sieht keine Zukunft für Landeskirchen

WETZLAR. Das "evangelische Landeskirchentum" in Deutschland hat nach Ansicht des früheren Bundesministers Hans Apel (SPD) keine Zukunft - außer in Süddeutschland und "vielleicht Sachsen". Der entscheidende Grund sei, daß vor allem jene die Kirche verließen, die mit ihrer Kirchensteuer "die Kasse füllen", also Erwerbstätige. Sie wollten nicht mit Tausenden von Euro pro Jahr für den "Unsinn" bezahlen, den manche Bischöfe produzierten, während die eigene Gemeinde nur einen Bruchteil der gezahlten Kirchensteuer erhalte. "Eine solche Art von Finanzierung ist für mich Sünde", sagte der Politiker auf einer Podiumsdiskussion zum 25jährigen Bestehen des evangelischen Wochenmagazins idea-Spektrum am 16. September in Wetzlar. Wenn die Entwicklung der Kirche so weitergehe, "dann stehen wir vor der Wahl zwischen einer evangelischen Wüste oder dem Beitritt zur katholischen Kirche". Von den Landeskirchen sei keine Re-Christianisierung Deutschlands zu erwarten. Apel war vor fünf Jahren aus Protest gegen die Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften aus der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche ausgetreten und in die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche eingetreten.

 

Ralf Rothmann erhält zwei Literaturpreise

BERLIN. Der von der Kritik seit Jahren hochgelobte Schriftsteller Ralf Rothmann (51) erhält für seinen jüngsten Roman "Junges Licht" jetzt gleich zwei Auszeichnungen. Zum einen den mit 25.000 dotierten Wilhelm-Raabe-Literaturpreis der Stadt Braunschweig und des Senders Deutschlandradio Berlin, zum anderen den mit 7.700 Euro dotierten Rheingau Literatur Preis 2004. In der Begründung der Jury des Wilhelm-Raabe-Preises heißt es, die Verbindung von tragischer Familiengeschichte, härtesten Lebensbedingungen und erhebender Anschaulichkeit in Rothmanns vierter Roman, der im Bergarbeiter-Milieu spielt, sei "einzigartig in der gegenwärtigen Literaturlandschaft". Die Jury des Rheingau Literatur Preises lobte, Rothmann erweise sich als "ein subtiler Fährtenleser menschlicher Dunkelheiten". Verliehen wird die Ehrung am kommenden Sonntag auf Schloß Vollrads in Oestrich-Winkel, der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis wird Rothmann am 15. November im Braunschweiger Staatstheater überreicht.

 

Sprach-Pranger

"Wies'n Nights"

Motto einer Veranstaltungsreihe im Münchner Lenbach


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