© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/04 01. Oktober 2004

Meldungen

"Haben immer vor Deutschland kapituliert"

WARSCHAU. Der Oberbürgermeister von Warschau, Lech Kaczynski, hat die vom polnischen Parlament aufgestellten Reparationsforderungen an Deutschland bekräftigt. "Mit den Schätzungen stehen wir am Anfang", erklärte der Ehrenvorsitzende der rechtsbürgerlichen Partei PiS letzte Woche im Stern. "Warschau wurde zu 80 Prozent zerstört. Für 40 Milliarden kann man eine Stadt wie Warschau nicht wieder aufbauen." Es gehe aber auch um einen "immateriellen Aspekt". In Deutschland werde versucht, "eine Art moralische Symmetrie zwischen Polen und Deutschen herzustellen. Danach sind wir beide Opfer und beide irgendwie Täter", meinte Kaczynski. "Wenn man das Ganze weiterdenkt, stehen am Ende die Juden und die Deutschen als einzige Opfer des Zweiten Weltkrieges da", so der PiS-Politiker. Das dürfe nicht sein: "Wir waren Opfer, und ihr wart Täter. Es gibt keine Teilung der Schuld." PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski, der gute Aussichten auf ein Regierungsamt hat, erklärte, daß die Reparationsforderungen des Sejm für ihn "bindend" seien. "Bisher waren unsere Regierungen passiv, haben immer vor Deutschland kapituliert", sagte Jaroslaw Kaczynski dem Stern. Nach den nächsten Wahlen würden in Polen aber "normale Menschen" regieren, die "die Interessen des eigenen Staates vertreten werden". Das bilaterale Verhältnis werde erst normal sein, "wenn Polen genauso reich ist wie Deutschland", so Kaczynski.

 

"Schlacht außerhalb Palästinas verlagert"

JERUSALEM. Nach dem tödlichen Anschlag auf den Funktionär der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, Izzedin Sobhi al Sheikh Khalil, der von israelischen Sicherheitskräften ausgeführt worden sein soll, droht eine Eskalation der Gewalt. "Wir haben zugelassen, daß Hunderttausende Zionisten reisen und sich in die Hauptstädte dieser Welt begeben, um nicht die Partei zu sein, die den Konflikt verlagert. Der zionistische Feind hat dies aber getan und sollte die Konsequenzen dieser Handlungen tragen", hieß es in einer letzten Sonntag im arabischen Sender Al Dschasira verlesenen Erklärung der "Iss al-Din al-Kassam-Brigaden". "Der zionistische Feind hat eine neue Tür aufgestoßen, indem er die Schlacht nach außerhalb Palästinas verlagert hat", so der militärische Hamas-Flügel. Hamas-Vertreter im Libanon und in Syrien bestritten jedoch, daß die Palästinenserorganisation den Konflikt ins Ausland tragen wolle. Die Hamas wolle ihre Angriffe auf Israelis auch künftig auf Israel und die Palästinensergebiete beschränken. Der israelische Premier Ariel Scharon hatte letzte Woche erklärt, kein Hamas-Führer könne sich in Sicherheit wiegen - auch nicht außerhalb der palästinensischen Autonomiegebiete. Khalil war 1993 von Israel aus dem Gazastreifen ausgewiesen worden. Er lebte seitdem in Damaskus.


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