© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/04 01. Oktober 2004

Meldungen

Seligsprechung von Karl I. bleibt umstritten

WIEN/ROM. Der österreichische Nationalratspräsident Andreas Khol hat seine Teilnahme an der Seligsprechung des letzten österreichisch-ungarischen Kaisers Karl I. verteidigt. Er bezeuge damit lediglich der katholischen Kirche seinen Respekt, die die Republik Österreich für kommenden Sonntag zur Zeremonie am Petersplatz in Rom eingeladen habe, erklärte der ÖVP-Politiker letzten Dienstag im ORF. Er sei aber kein Monarchist. "Ich bin kein Legitimist, ich bin ein Republikaner", erklärte Khol. Neben Khol sollen Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat und der Tiroler Landeshauptmann Herwig Van Staa (beide ÖVP) bei der Zeremonie anwesend sein. Bundespräsident Heinz Fischer (SPÖ) schlug die Einladung des Vatikan mit der Begründung aus, er sei kein Katholik. Der 1922 gestorbene Karl I. wird von Johannes Paul II. mit der Begründung seliggesprochen: "Er suchte den Frieden, half den Armen, führte mit Entschiedenheit ein geistliches Leben. Der Glaube bestimmte sein Leben von Jugend an, vor allem während des Weltkriegs sowie im Exil auf der Insel Madeira." Der Grünen-Fraktionsvize Karl Öllinger kritisierte die Khol-Reise. Karl I. sei eine "umstrittene Persönlichkeit", die auch für den Giftgaseinsatz im Ersten Weltkrieg verantwortlich gewesen sei.

 

Heftiger Streit um verschleierte Frauen

ROM/MAILAND. Die italienische Regierungspartei Lega Nord hat Haftstrafen von bis zu sechs Monaten für Personen gefordert, die sich in der Öffentlichkeit nicht identifizieren lassen, weil sie verschleiert oder mit Helmen auf die Straßen gehen. Die bisherige Strafe für die Mißachtung des Vermummungsverbotes (das auf ein Dekret von 1931 zurückgeht) in Höhe von 400 Euro solle zusätzlich auf 2.000 Euro erhöht werden. Diesen Gesetzvorschlag legte letzte Woche der Lega-Parlamentarier Cesarino Monti dem Senat vor. Anlaß für die Initiative war eine zum Islam konvertierte Italienerin. Die mit einem Marokkaner verheiratete 34jährige hatte in Drezzo am Comer See zwei Geldstrafen von je 41 Euro erhalten, weil sie sich mit dichtem Schleier im Rathaus und an einer Bushaltestelle gezeigt hatte. Auch die islamische Burka sei in der Öffentlichkeit in Italien verboten, bekräftigte der christdemokratische Minister für die Beziehungen zum Parlament, Carlo Giovanardi, letzten Donnerstag.

 

Vlaams Blok erstmals stärkste Kraft

BRÜSSEL. Der Vlaams Blok könnte laut einer aktuellen Umfrage der Zeitung La Libre Belgique in der Region Flandern erstmals stärkste Partei werden. Mit 24,3 Prozent liegt die rechtsnationale Partei, die für die Unabhängigkeit Flanderns eintritt, damit vor dem Wahlbündnis aus Christdemokraten und Nationalisten (CD&V-NVA) mit 24,2 Prozent. Bei den Regionalwahlen am 13. Juni hatte der Vlaams Blok auf 24,2 Prozent zugelegt, CD&V-NVA kamen auf 26,1 Prozent. Die Mitte-Links-Parteien haben seitdem keine Mehrheit mehr. Eine politische Zusammenarbeit mit dem Vlaams Blok wird von allen Parteien aber weiter abgelehnt.

 

Türken kämpfen in Tschetschenien mit

MOSKAU/GROSNY. Bei Gefechten in Tschetschenien haben russische Soldaten fünf Rebellen getötet. Einer der Getöteten habe einen türkischen Paß bei sich getragen, erklärte ein Sprecher der russischen Truppen in Tschetschenien letzten Montag. Ein weiteres Mitglied der Gruppe sei vermutlich ebenfalls türkischer Herkunft. Die Männer seien am Sonntag nahe dem Dorf Serschen-Jurt südlich von Grosny entdeckt worden. Auch in der Nachbarrepublik Inguschetien kam es erneut zu Gefechten zwischen tschetschenischen Rebellen und russischen Truppen.


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