© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/04 08. Oktober 2004

Frisch gepresst

Killing Fields. Im Windschatten des zu Ende gehenden dreißigjährigen Krieges in Vietnam vollzogen im Frühjahr 1975 die kommunistischen Truppen der Roten Khmer im Nachbarland Kambodscha ein Schreckensregime, welches zuvor theoretisch in ultralinken Zirkeln um Pol Pot an der Pariser Sorbonne als klassenlose Agrargesellschaft konzipiert wurde. In den folgenden drei Jahren wurde mit unerbittlicher Härte die Stadtbevölkerung auf das Land gejagt, wobei insgesamt etwa zwei Millionen Khmer in den berüchtigten "Killing Fields" ermordet wurden. Einer von ihnen, der heute in Kanada lebende Sorkreaksa S. Himm, hat sein Schicksal niedergeschrieben. Er überlebte die Ausrottung seiner Familie - Eltern und neun Geschwister -, weil er im Massengrab im Dschungel zwischen den Leichnamen seiner Lieben schwerverletzt verborgen bleiben konnte. Zuvor mußten er und seine Eltern inmitten ihres Dorfes zur Regungslosigkeit verdammt mit ansehen, wie sein zehnjähriger Bruder von "Chlops" genannten Geheimpolizisten fast zu Tode gefoltert wurde, und die groteske politische Belehrung währenddessen auch noch pflichtschuldig mit "Ja, Genosse Bruder" quittieren (Die Tränen meines Herzens. Brunnen Verlag, Basel 2004, 189 Seiten, broschiert, 9,95 Euro).

 

Afrika. Der Kolonialhistoriker und Völkerkundler Wilfried Westphal betrachtet in seiner empfehlenswerten Arbeit über den "verlorenen Kontinent" die westafrikanische Region Sierra Leone und Liberia und das Herz des schwarzen Kontinents, die heutigen Staaten Kongo (Zaire), Ruanda, Burundi und Angola. Ohne sich in der Analyse des europäischen Kolonialismus zu verlieren, führen Westphals Streifzüge in die durch Mißwirtschaft, Korruption, Gewalt und hemmungslos ihre Völker ausbeutende Diktatoren geprägte Gegenwart. Allenfalls die Auswüchse dieser Zustände - wie der millionenfache Völkermord der Hutus an den Tutsi in Ruanda - schaffen es für kurze Zeit, die Aufmerksamkeit der Europäer auf diese Region zu lenken. Obwohl Hypotheken aus der Kolonialzeit - besonders die willkürlichen afrikanischen Grenzziehungen - ein Grund für viele heutige Spannungen sind, zeigt Westphal auf, daß neben internationalen Firmen auch die Entwicklungshilfe in vielen Fällen die Macht der Herrscher steigerte und Männer wie den kongolesischen Diktator Mobutu zu Milliardären machte (Trommeln am Kongo. Der Fluch des Schwarzen Kontinents. Magnus Verlag, Essen 2004, 224 Seiten, gebunden, 14,95 Euro).


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