© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/04 08. Oktober 2004

Leserbriefe

Zu: "Ziel ist, die BRD abzuwickeln", Interview mit Udo Voigt, JF 40/04

Bitterlich weinen

Ich hänge nun nicht mehr der Illusion an, daß mit den Mitgliedern der NPD ein gesellschaftlicher Umgang wie mit Angehörigen anderer Parteien möglich ist. Ich war bisher der Meinung, daß die NPD eine "normale" Partei ist, allerdings mit ihrem Schwerpunkt rechts von der Mitte. Aber nach der Lektüre Ihres Interviews mit Herrn Vogel bin ich eines besseren belehrt. Was Udo Voigt von sich gegeben hat, spottet jeder Beschreibung.

Was wäre denn gewesen, wenn die Vereinigten Staaten von Amerika nicht in den Zweiten Weltkrieg eingetreten wären und Hitler keine Niederlage zu verantworten gehabt hätte? Wären die Konzentrationslager damit entschuldbar? Wäre denn die Zerstörung von Sankt Petersburg und Warschau und das Verhungernlassen von Millionen Russen und Polen "staatsmännisch" gewesen? Wäre die Ermordung der europäischen Juden, Sinti und Roma und anderer angeblich "minderwertiger" Rassen staatsmännisch gewesen? Wie viele furchtbare Beispiele muß ich nennen, bevor Herr Voigt bitterlich weint und einsieht, was für einen Unfug er da von sich gegeben hat? Wer diesen Erzschurken, Massenmörder und Kleingeist Adolf Hitler im Jahre 2004 noch "groß" nennt, gehört in eine geschlossene Anstalt und nicht an die Spitze einer angeblich nur "rechten Partei". Herr Voigt besudelt nationales Gedankengut, zu welchem vor Januar 1933 unzählige Juden beigetragen haben.

Wenn die NPD sich wenigstens ein demokratisches Feigenblatt erhalten will, muß sie Herrn Voigt um seine sofortige Demission bitten. Und sie muß versuchen, Nationales und Nationalsozialistisches säuberlich auseinanderzuhalten.

Peter H.W. Sommer, Berlin

 

Keine Absolution

Moritz Schwarz könnte bei seiner Einstellung nahtlos zu Stern oder Spiegel überwechseln. Was er hier geboten hat, das ist doch mehr als unfair. Er versucht in dem Interview ständig, den NPD-Vorsitzenden ins Messer der politisch Korrekten laufen zu lassen. Und man spürt hier die Absicht, die Gelegenheit zu nutzen, um sich von den bösen "ganz Rechten" abzugrenzen, zu denen man sich ja partout nicht zählen möchte.

Christian Merks, Fellbach

 

Scharlatane

Vielen Dank für dieses gute Interview mit den insistierenden Fragen. Wenn gute konservative und nationalliberale Journalisten diese NPD-Scharlatane unter Echtbedingungen testen, zeigt sich deren gefährliche Dummheit. Ist Herr Voigt nicht ein diplomierter Politikwissenschaftler? Die CSU hat vollkommen recht. Rechts neben der Union darf sich niemand breitmachen.

Gert Friedrich, München

 

Herabwürdigender Stil

Was soll man nun höher bewerten? Den "Mut", eine Befragung des verfemten NPD-Vorsitzenden Udo Voigt zu veröffentlichen, oder den herabwürdigenden Stil dieser Befragung? Man muß doch nicht alles teilen, was Herr Voigt geäußert hat, aber sollten wir nicht froh sein, endlich einmal klare Worte und nicht taktisches Herumgesülze von einem Politiker zu hören? Aber es ist schon ein Trauerspiel, wenn Herr Schwarz nicht nur das unverschämte Vorgehen der Moderatorinnen von ARD und ZDF bei der Befragung des NPD-Spitzenkandidaten Holger Apfel nach der sächsischen Landtagswahl nicht geißelt, sondern auch noch auf das von ebendiesen Medien beabsichtigte Ergebnis der Negativ-Darstellung hereinfällt: Herr Apfel soll aggressiv aufgetreten sein! Warum? Weil er versucht hat, sein sehr kurzgehaltenes Rederecht trotz einer anmaßenden "Frage" zu nutzen. Wurde die PDS nach einer Wahl je nach Stalin befragt?

Im übrigen: Wenn ich schon unter dem Motto "Finden Sie den etwa gut?" nach Adolf Hitler frage, dann wäre es doch interessant gewesen zu erfahren, was denn für den Befragten den "großen Staatsmann Hitler" ausmache. Schade eigentlich. 

Karl Weiß, Berlin

 

Wie damals

In Ihrem NPD-Kurzporträt zum Interview mit Parteichef Voigt schildern Sie die "alte NPD" unter ihrem damaligen Vorsitzenden Adolf von Thadden als "betont bürgerlich, rechtskonservativ und antikommunistisch". Sie sei, im Gegensatz zur NPD von heute, "systemerhaltend" gewesen. Dieser Beschreibung der "alten NPD" wären noch einige andere Wesensmerkmale und Zielsetzungen hinzuzufügen, die sie zu einem Novum in der damaligen Parteienlandschaft machten, aber die von Ihnen genannten sind in jedem Fall zutreffend. Als jemand, der von 1968 bis 1971 "dabei" war, muß ich allerdings daran erinnern, daß auch die NPD jener Jahre ungeachtet der von Ihnen genannten Charakteristika mit demselben haßerfüllten Vokabular und mit denselben vorkonstitutionellen Methoden verfolgt wurde, wie wir es gegenüber der jetzigen NPD erleben. Die heutigen Gegner sind die gleichen geblieben, die sie damals schon waren. Sie hatten genau erkannt, daß bei der alles entscheidenden Bundestagswahl 1969 die Weichenstellung zur Rückkehr zu einer dem eigenen Volk verpflichteten deutschen Politik erfolgen würde, bewirkt durch einen Einzug der NPD in den Bundestag, oder - nach Verhinderung eines Wahlerfolgs - zur Fortsetzung eines Weges, der seitdem zur beinahe irreparablen Paralysierung des deutschen Volkes und Staates geführt hat.

Fritjof Berg, Kiel

 

 

Zur Berichterstattung über die Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen

Sofort reagiert

Nachdem alle Parteifürsten nach den Wahlen in Brandenburg und Sachsen ihre Siegesmeldungen in Mikrofon und Kamera geäußert hatten, wurde der sächsische NPD-Vorsitzenden nach der Nähe seiner Partei zur Neonazi-Szene gefragt. Eine gute Frage; jedoch hatten die anderen Kandidaten die Geduld verloren. Sie verließen das Studio, und das war ihr gutes Recht. Weniger im Recht war meines Erachtens die Angestellte der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt ZDF, als sie ihre Pflicht versäumte, den Fernsehzuschauer in dieser Sternstunde der aktuellen Berichterstattung zu informieren. In dem Augenblick, als Herr Apfel siegerlaunig die Beherrschung verlor und die NPD als Sammelbecken der Ewiggestrigen und jetzig Unzufriedenen entlarven wollte, wurde er gesellschaftlich inakzeptabel und journalistisch unprofessionell daran gehindert. Die Chance war vertan, die NPD sich selbst bloßstellen zu lassen, und das Wahlvolk war wieder einmal darauf angewiesen, sich im Blätterwald der nächsten Tage informieren zu lassen.

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die ich seit fünfzig Jahren lese, war nichts zu finden: wieder einmal abgetaucht. Meine Enttäuschung war komplett. Lediglich die junge freiheit besserte meine Laune am Donnerstag auf, weil diese Zeitung sofort reagierte und ein Interview mit dem Vorsitzenden der NPD abdruckte. Die Fragen waren derart geschickt gestellt, daß sich Herr Voigt zur Aussage verstieg: "Zweifellos war Hitler ein großer deutscher Staatsmann." Dieter Stein analysierte in seiner Glosse richtig, daß sich die NPD positiv zum Nationalsozialismus bekennt und damit für verantwortungsbewußte deutsche Demokraten nicht wählbar ist.

Im Gegensatz zur NPD bin ich hoffentlich in Übereinstimmung mit der Mehrzahl unseres Volkes der Ansicht, daß Hitler ein Polit-Krimineller war, eine Heimsuchung für Land und Leute gewesen ist sowie eine Schandperson in unserer Geschichte darstellt.

Dr.-Ing. Ulrich H. Wittenberg

 

 

Zu: "Schulen im Mao-Look" vom Bernd-Thomas Ramb, JF 40/04

Unbezahlbar

Auch schon bei nüchterner Betrachtung muß man fast von medialem Mobbing der deutschen Lehrerschaft sprechen. Aus der OECD-Studie, die vielerlei Probleme schulischer Bildung anspricht, im ganzen sich aber auf ein dürftiges Datenmaterial stützt, werden in den Medien vornehmlich nur zwei Kritikpunkte hervorgehoben: Deutschlands Lehrer seien erstens zu alt und verdienten zweitens im Vergleich zu den Kollegen in anderen europäischen Ländern zuviel. Verschwiegen wird dagegen, daß Lehrer in anderen Ländern häufig ein geringeres Stundensoll haben und längst nicht vergleichbar akademisch-qualifiziert ausgebildet sind. Was die Besoldung betrifft, so bin ich mit Erich Kästner der Meinung, daß Lehrer gar nicht hoch genug bezahlt werden können, denn sie haben es mit dem Kostbarsten zu tun, das ein Volk besitzt: die Kinder, denen bekanntlich die Zukunft gehört. Das hätte sicher zur Folge, daß sich auch die besten der Abiturienten für den Lehrerberuf interessieren könnten. Schäbig allerdings und an Altersrassismus grenzend empfinde ich den Vorwurf des hohen Durchschnittsalters. Damit liegt man zwar ganz im Trend, schon die über 50jährigen berufsmäßig auszusondern und zu entsorgen, zeugt aber von einer Inhumanität, die gerade im Bereich der Pädagogik, das heißt Menschenbildung, abscheulich ist.

In einem merkwürdigen Gegensatz jedoch steht dazu die Forderung vieler Reformer unserer Gesellschaft, die Lebensarbeitszeit auf 67 Jahre anzuheben, wovon natürlich auch die Lehrer betroffen wären. Nichts stimmt, und nichts paßt zueinander!

Heribert Schürmann, Per E-Post

 

 

Zu: "Der Adler bleibt rot" von Hans Christians und "Nur eine Koalition der Verlierer möglich" von Paul Leonhard, JF 40/04

Vernachlässigtes Profil

Die Verluste der CDU bei den zurückliegenden Landtagswahlen sind - wie die junge freiheit richtig erkennt - auf das vernachlässigte soziale Profil der Merkel-Partei zurückzuführen ("Quittung für Hartz IV"), genauso aber auch auf die Preisgabe nahezu aller konservativen und patriotischen Positionen ("Quittung für Fall Hohmann"). Solange die Union hier nicht massiv gegensteuert, beispielsweise durch eine klare und standhafte Ablehnung der EU-Mitgliedschaft der Türkei oder eine familienfreundliche Politik anstelle von Multikulti-Förderung, braucht sich niemand über die Erfolge von Parteien wie NPD und DVU zu wundern.

Erhard Orthgieß, Dresden

 

 

Zu: "Im Osten gärt es" von Doris Neujahr, JF 40/04

Warten auf Initialzündung

Welcher Partei hätten denn bitteschön national-konservative Wählerinnen und Wähler in Brandenburg oder Sachsen ihre Stimme geben sollen? Der CDU, die einen Hohmann hinauswirft, wollten - und einer rechtsextremen konnten - sie es nicht. Als verantwortungsvolle und pflichtbewußte Staatsbürger nicht zur Wahl zu gehen, kam nicht in Frage. Wer hilft diesen bestimmt nicht wenigen Menschen aus ihrem Dilemma?

Es gibt in Deutschland Hunderte von politischen Zirkeln, Gesprächskreisen und Bürgergemeinschaften, deren konservative Mitglieder sich dem gleichen Problem ausgesetzt fühlen, nicht zu vergessen die Leser der jungen freiheit.

Die Resonanz auf die Aktion von Fritz Schenk für Herrn Hohmann hat gezeigt, daß dieses Wählerpotential auf eine Initialzündung zur Gründung einer entsprechenden Partei wartet. Hieraus hätte eine Chance dazu bestanden. Aber der eine kämpft um den Verbleib in dieser CDU, der andere hat wohl nicht den Mut, sie zu verlassen. Nach dem Inhalt seiner Ausführungen in der Rubrik "Die Woche" in der jungen freiheit zu schließen, kann Herr Schenk sich dieser Partei eigentlich gar nicht mehr zugehörig fühlen.

Dieter Fricke, Achim

 

 

Zu: "Wir sitzen hier auf Dynamit" von Paul Leonhard, JF 40/04

Keine Zeitmauer

Ihr Autor Paul Leonhard irrt sehr mit seiner Annahme, daß die Ostdeutschen allgemein die Uhrzeit 15:45 Uhr als "Dreiviertel vier", die Westdeutschen dagegen sie als "Viertel vor vier" bezeichnen würden. Zumindest auch in Nordbayern und in Teilen Österreichs heißt es "Dreiviertel vier" und nicht "Viertel vor vier". Entsprechend ist es mit 15:15 Uhr, das - unabhängig von "alten" und "neuen Bundesländern" - unterschiedlich als "Viertel nach drei" oder als "Viertel vier" bezeichnet wird. Also bitte nicht schon wieder eine neue Mauer, die angeblich Ost und West trennt!

Prof. Hans Gebhard, Hamburg

 

 

Zu: "Ende der Illusionen" von Doris Neujahr, JF 39/04

Unmoralische Forderung

Folgende Tatsachen sind noch zu ergänzen: Polen hat 1945 die ostdeutschen Gebiete annektiert. So besteht das jetzige polnische Staatsgebiet zu rund einem Drittel aus ehemaligen deutschen Gebieten (101.091 Quadratkilometer von 312.685). Der geschätzte Wert der von Polen geraubten deutschen Ostgebiete beläuft sich auf fünf Billionen Deutsche Mark, das sind sage und schreibe 5.000 Milliarden Mark. Bei einem solchen Sachverhalt ist es absurd und höchst unmoralisch und völkerrechtswidrig, wenn das polnische Parlament von Deutschland Reparationen verlangt. Beschämend und unchristlich finde ich auch die Gehässigkeit der Warschauer Abgeordneten.

Johannes Gillar, Tüßling

 

 

Zu: "Wenn es um Ihre Gesundheit geht" von Jens Jessen, JF 41/04

Viel gewonnen

Für mich wäre viel gewonnen, wenn die Apotheken in ihrer Gewinn- und Verlustdarstellung ehrlicher wären. Die Pharmaindustrie gewährt den Apotheken regelmäßig einen Herstellerrabatt um die zwölf Prozent. Verschreibt der Arzt ein Medikament auf Kassenrezept, zieht die Krankenkasse dem Apotheker diesen Rabatt wieder vollständig ab. Nicht so bei nicht verschreibungsfähigen Medikamenten, da darf der Apotheker diesen Rabatt einstreichen, und es sei ihm gegönnt. Nun hat der Gesetzgeber einen Großteil der Medikamente aus dem Leistungskatalog der Kassen herausgenommen, so daß sich die Gesamtsumme des ertragssteigernden Herstellersatzes vervielfältigt haben dürfte. Im Gegensatz zu der vorherigen Situation wird ihm nun der Rabatt nicht mehr abgezogen, er behält ihn. Bei jedem einzelnen Medikament, das der Arzt vorher verschreiben durfte, nun aber nicht mehr, hat der Apotheker eine Steigerung des Reinverdienstes von rund zwölf Prozent. Diese Steigerung der Gewinnmarge ist konjunkturell doch schon recht außergewöhnlich - oder?

Direkt kriminell wird die Sache, wenn ein Kassenpatient die Kostenerstattung gewählt hat. Hier wird der Herstellerrabatt dem Patienten und nicht der Apotheke abgezogen. Für die Kasse bedeutet das, daß sich die Summe der zu leistenden Medikamentenzahlungen nicht ändert. Der Kasse ist praktisch "wurscht", ob sie den Herstellerrabat bei der Apotheke oder beim Patienten einheimst. Der Patient erhält de facto rund zwölf Prozent weniger erstattet. Und die Apotheke schiebt sich diese zwölf Prozent ein und hat damit gegenüber der Abrechnung bei dem normalen Kassenpatienten eine doppelte Ertragssteigerung, nämlich rund 24 Prozent. Und das ist eine Sauerei.

Helmut Dohrmann, Seevetal Hittfeld

 

 

Zu: Pro&Contra "Brauchen wir die Einheitsschule?" JF 41/04

Auf Begabungen reagieren

17 Jahre als Rektor einer Berliner Grundschule haben mir gesagt: Eine Einheitsschule brauchen wir nicht. Ja, sie ist schädlich, weil sie den schwachen Schülern immer wieder ihr Schwachsein vorführt und die leistungsstarken Schüler hemmt. Die Schüler profitieren von dieser Unterschiedlichkeit nicht, auch nicht in sozialer Hinsicht. In der Regel ist bereits am Ende der vierten Klasse klar ersichtlich, wohin der Weg eines Schülers führt.

Trotzdem muß das Schulsystem so organisiert sein, daß die wenigen Spätentwickler wechseln können. Da der Schulzweig nach Elternwunsch gewählt wird, zeigt sich zwangsläufig, daß Schüler von ihren Eltern überschätzt oder überfordert worden sein können, ihr Weg führt abwärts. Da bereits früh zu erkennen ist, wohin ein Schüler tendiert, gibt es nur wenige Aufsteiger. Die Diskriminierung "Aussortieren" ist daher nicht zutreffend. Wir brauchen Schulen für alle, die auf Begabungen, Leistungsbereitschaft, soziales Umfeld, Verhaltensschwierigkeiten und Behinderungen reagieren können. Das erfordert ein differenziertes Schulsystem, zu dem das dreigliedrige Schulsystem wie die Gesamtschulen gehören. Ideologie hat in unseren Schulen nichts zu suchen.

Ganz besondere Bemühungen haben den ausländischen Kindern beim Erlernen unserer Sprache zu gelten, damit sie ein positives Verhältnis zu unserem Land gewinnen können und nicht durch mangelnde Sprachkenntnisse in unserer Arbeitswelt chancenlos sind und in die Unterschicht abgleiten.

Dieter Pfeiffer, Berlin


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