© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/04 22. Oktober 2004

PRO&CONTRA
Zentrales Mahnmal für Abtreibungsopfer errichten?
Gisela Koch / Astrid L. Mannes

Wir würden ein zentrales Mahnmal für das ungeborene Leben sehr begrüßen. Das werdende Leben hat in unserem Land kaum eine Stimme. Es ist ein Tabuthema. Durch den Paragraph 218 ist Abtreibung bis zur zwölften Schwangerschaftswoche erlaubt. Dadurch sterben jährlich über 130.000 Kinder im Mutterleib. Doch die Abtreibungen, die nicht erfaßt werden, sind weitaus höher - bis zu 1.000 an jedem Werktag.

Wenn es der Mutter nach der Abtreibung bewußt wird, daß sie ihr Kind verloren hat, stürzt sie in ein tiefes Loch. Auch Frauen mit Fehlgeburten trauern. Sie haben keinen Platz, an dem sie ihrer Trauer Ausdruck geben können. Doch könnte sie in ihrer Verzweiflung an einem zentralen Platz der Stille Kraft schöpfen.

An verschiedenen Orten in Deutschland sind schon Mahnmale für das ungeborene Leben errichtet, und es werden immer wieder Blumen niedergelegt. Ein Zeichen, daß diese angenommen werden. Gleichzeitig sind sie für unsere Gesellschaft eine Stätte, die das Gewissen wachrütteln und an der ein Umdenken stattfinden könnte.

An zentraler Stelle würde an einem Mahnmal auch die Möglichkeit bestehen, Ausstellungen zu organisieren. Es könnte Mut machen zu einem uneingeschränktem "Ja" zum Kind. Verzweifelten kann ein Weg zu praktischer Hilfe aufgezeigt werden, denn die Folgen einer Abtreibung werden zwar kleingeredet, sie sind aber tägliche Praxis in unseren Kontaktstellen. Aussagen wie: "Kann denn so ein kleiner Eingriff von nur zehn Minuten so schlimme Folgen haben?" oder: "Die Sehnsucht nach meinem nie geborenen Kind macht mich krank!" hören wir bei unserer Arbeit immer wieder. Diese Frauen brauchen unsere Hilfe. Ein zentrales Mahnmal könnte neben Gedenkgottesdiensten zum Tag des Kindes und der Aufklärungsarbeit die Notwendigkeit von Kindern in unserer Gesellschaft unterstreichen.

Gisela Koch ist Vorsitzende der Lebensrechtsvereinigung Rahel e.V. Kontakt: Schweinfurter Weg 18, 28215 Bremen, Internet: www.rahel-ev.de 

 

 

Zu vielem gibt es inzwischen Mahnmale. Ein Mahnmal für die Opfer von Abtreibungen hätte allein von daher seine Berechtigung - aus inhaltlichen Gründen allemal. Die Frage ist nur, ob ein Mahnmal nicht - einmal errichtet - als eines unter vielen anderen irgendwo steht und daher nur von wenigen bewußt wahrgenommen wird. Vordringlicher als ein zentrales Mahnmal erscheint mir, auf andere Weise zu mahnen. Obwohl dem Embryo laut Gesetzen und Urteil des Bundesverfassungsgerichtes die Menschenwürde zukommt, gelangen Tot- und Fehlgeburten in den Klinikmüll. Menschliches Leben, das zum Abfall geworfen wird. Bestattungszwang gibt es für Embryonen erst ab einem bestimmten Alter oder Körpergewicht - je nach Bundesland unterschiedlich.

Wichtiger als irgendwo ein zentrales Mahnmal zu haben, wären mir zentrale Gräber auf allen großen Friedhöfen, um allen Embryonen aus Abtreibungen oder Fehl- und Totgeburten eine würdevolle Ruhestätte zu geben und den Familien einen Ort der Trauer. An manchen Orten gibt es solche Grabfelder schon.

Zudem sind nicht nur die getöteten Kinder die Opfer der Abtreibungen, sondern oftmals auch die Frauen, die psychisch und körperlich jahrelang unter den Abtreibungen leiden. Die Erforschung und Aufklärung über dieses sogenannte "Post-Abortion-Syndrom", wie es in der Fachwelt heißt, wäre ein ebenso wichtiger Beitrag zum Lebensschutz wie eine Sexualaufklärung an den Schulen, die zu verantwortungsbewußtem Umgang mit Sexualität und einer positiven Einstellung zum Leben und zu Kindern erzieht. Dieses Engagement für das Leben und gegen Abtreibungen ist noch wichtiger als ein Mahnmal für diejenigen, die wir leider nicht retten konnten. Das beste Mahnmal gegen Abtreibungen ist der sieben Jahre alte Tim, der seine eigene Spätabtreibung überlebte ( www.tim-lebt.de  ).

 

Astrid L. Mannes ist Sprecherin der Christdemokraten für das Leben (CDL). Kontakt: Haus Lear, 59872 Meschede, Internet: www.cdl-online.de  .


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