© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/04 22. Oktober 2004

Leserbriefe

Zu: "Die impotente Opposition" von Doris Neujahr, JF 43/04

Basisdemokratie jetzt

Die Idee einer Unterschriftenkampagne ist richtig. Hier geht es nicht um eine unwichtige Entscheidung, sondern um die Zukunft des Abendlandes. Wir Bürger sollten in den einzelnen europäischen Staaten mitentscheiden und dies nicht nur Herrn Fischer und Herrn Schröder überlassen. Es ist zu wichtig und wird sowohl Kultur als auch Wirtschaft wie Arbeitsleben jedes Bürgers Deutschlands und der EU verändern. Lieber Basisdemokratie jetzt als Fehler später.

Patricija Serwetta Gburek, Bremen

 

 

Zu: "Deutsch ist in Mode" von Doris Neujahr, JF 42/04

Höchste Zeit

Zur Rettung der deutschen Identität gehört auch, den schleichenden Vorgang der totalen Amerikanisierung der Gesellschaft zu beenden, - zumindest sich dieser Entwicklung entgegenzustellen. Das bedeutet nicht eine Aufkündigung der deutsch-amerikanischen Freundschaft, das bedeutet lediglich eine Rückkehr Deutschlands zu seiner eigenen Lebensart in Wort, Schrift und Bild. Dies zu achten, gehört zu den Grundfesten unserer Existenz.

Es wird höchste Zeit, daß die Sprache vor der Anglizismen-Krankheiten geschützt wird. Man streitet über die Reformen der Rechtschreibung, ist aber nicht bereit - jedenfalls augenblicklich noch nicht -, sich einer Verhunzung unserer Sprache entgegenzustellen. Es gehört beinahe schon zum festen und wiederkehrenden Ritual, daß Deutsch erst wieder in Mode kommt, wenn unser Land instabil ist und nach innerer Konsolidierung ruft.

J. F. Wilhelm Hörnicke, Eschborn

 

Bange Frage

Über den Artikel habe ich mich sehr gefreut. Dennoch stellt sich mir die bange Frage, ob es wirklich eine Tatsache ist, daß "Deutsch wieder in Mode ist", oder ob es sich dabei lediglich um einen frommen Wunsch handelt. Ich bin derzeitig eher auf dem Standpunkt, daß der Artikel so etwas wie eine sich selbst erfüllende Prophezeihung werden könnte, damit Deutsch tatsächlich wieder die Sprache in Deutschland und im deutschen Sprachraum wird. Seit einigen Jahren lebe ich in Österreich, und hier sieht es bezüglich eines zunehmenden Sprachbewußtseins ziemlich finster aus. Verglichen mit den Österreichern sind wir Deutschen wahrhaftige Sprachpatrioten. Jedenfalls halte ich eine gesetzliche Regelung zum Erhalt des Deutschen für unausweichlich, wenn wir wirklich unsere schöne Muttersprache retten wollen. In der Zwischenzeit bezweifle ich nämlich, daß man auf Bewußtseinsbildung allein wird setzen können. Da muß ein Gesetz her.

Christiane Hendriksen, Wilhelmsburg a. d. Traisen

 

 

Zu: "Deutschland ist eine Freude wert", Rede von Reiner Kunze zum 3. Oktober, JF 42/04

Unverschämte Ignoranz

Auf die JUNGE FREIHEIT ist Verlaß! Während für ARD und ZDF zur Hauptnachrichtenzeit am 3. Oktober die Rede von Reiner Kunze zum Erfurter Festakt nicht existent war und die überregionalen Blätter sie ebenfalls ignorierten, mußte man sich lediglich bis zum Erscheinen der JF gedulden, bis man sie in der Hand hatte. Ein freier Geist wie Reiner Kunze dürfte sich einem möglichen Ansinnen, seine Ausführungen vorab einzureichen, verweigert haben. Wer "rechtsliberal" in der Mitte des politischen Spektrums verortet und sich gegen den permanenten Kniefall eines Volkes ausspricht, dem hätten die "Kämpfer gegen Rechts" vielleicht das Rederecht wieder entzogen. Hätte Reiner Kunze geahnt, auf welch unverschämte Ignoranz seine hervorragende Rede stoßen würde, möglicherweise hätte er einen anderen Schlußsatz gewählt. Statt "Deutschland ist eine Freude wert": "Deutschland, deine Mediendiktatur macht mir Angst!"

Dirk Jungnickel, Berlin 

 

 

Zu: "Keine Sparschweine" von Jörg Fischer, JF 42/04

Demotivierte Beamte

Der Autor freut sich in seinem Artikel über die geplante Einführung einer leistungsorientierten Bezahlung bei Beamten und beklagt gleichzeitig, daß diese noch immer nicht weit genug gehe. Hat er sich denn jemals die Frage gestellt, warum so etwas bislang noch nie eingeführt wurde? Wie sollten denn seiner Meinung nach die Leistungen von Beamten bewertet werden?

Bei einem Arbeiter in einer Fabrik, der zum Beispiel Autoteile herstellt, geht das leicht. Aber bei einem Polizeibeamten gestaltet sich diese Sache ungleich schwieriger. Muß der Polizist dann jeden Tag 100 "Knöllchen" schreiben statt wie bisher nur dann, wenn er dazu angehalten wurde? Der Bürger, der davon betroffen ist, wäre sicher hocherfreut über diese Art von Leistungssteigerung der Polizeibeamten. Und wie mißt man die Leistung von Lehrern? Indem man ihnen mehr Unterrichtsstunden oder mehr Schüler aufbrummt? Werden die Schüler dadurch mehr oder weniger lernen? Wer entscheidet in Zukunft darüber, wer der "bessere" Lehrer ist? Der Schüler? Was sagt eine verlängerte Arbeitszeit bei Lehrern darüber aus, ob die Schüler wirklich etwas gelernt haben?

Diese Fragen hätte sich der Autor stellen sollen, bevor er so tut, als würden Beamte in diesem Staat wie die Made im Speck leben, den ganzen Tag faulenzen und dann um 13 Uhr Feierabend machen. Das Schily-Konzept wird weder "bessere" noch fleißigere Beamte hervorbringen, sondern lediglich noch unzufriedenere und demotivierte Beamte.

Raik Kolmorgen, per e-post

 

Steuerzahler profitieren

Wird der Beamte krank, bekommt er vom Staat 50 Prozent der Krankheitskosten als Beihilfe gewährt, so der Autor in seinem Artikel. Die 50prozentige Beihilfe ist nichts anderes als der 50prozentige Arbeitgeberanteil zur Krankenversicherung, den Angestellte und Arbeiter in der freien Wirtschaft auch bekommen. Die neu eingeführte Praxisgebühr bezahlen Beamte schon lange. Die Praxisgebühr hat jedoch im Beamtentum einen anderen Namen und heißt hier: Kostendämpfungspauschale. Dies ist ein Betrag, der von der Beihilfe abgezogen wird. Erwähnt sei noch am Rande, daß die Beihilfe zwar 50 Prozent der Krankenkosten (abzüglich der Kostendämpfungspauschale, die weitaus teurer ist als die Praxisgebühr) übernimmt, der Beamte die jeweiligen Kosten der Arztrechnung jedoch vorstrecken muß und nur Beträge ab einer gewissen Höhe eingereicht werden können. Niedrige Arztrechnungen müssen also gesammelt werden, bis ein bestimmter Betrag erreicht ist. Der damit einhergehende Bürokratieaufwand ist sehr lästig.

Der Autor kann sich sicher sein, daß an diesem System nichts geändert wird, da es für die jeweiligen Dienstherren die weitaus kostengünstigere Variante ist. Ansonsten wäre das System längst in dem allgemeinen Gesundheitssystem untergegangen. Darüber hinaus sucht sich der Staat seine Nachwuchsbeamten sehr sorgfältig aus. Bewerber mit chronischen Leiden werden abgewiesen. Die zweite Rundumuntersuchung folgt vor der Aufnahme des Beamten ins Lebenszeitverhältnis. Die jeweiligen Dienstherren sind nicht wie die Krankenkassen verpflichtet, Menschen mit Krankheitssymptomen einzustellen, und haben von daher, was die Kosten des Gesundheitssystems betrifft, eine komfortable Position. Der Steuerzahler profitiert also von diesem System.

Bernhard Muth, Waghäusel

 

 

Zu: "Die mißverstandene Quote" von Ellen Kositza, JF 42/04

Ziemlich bizarr

Die Diskussion um eine "Deutschrock-Quote" erscheint mir ziemlich bizarr. Nicht nur, weil die Fronten verkehrt sind: Ausgerechnet die multikulturellen "Grünen" und SPD-"Bereichsleiter" Wolfgang Thierse treten als "Befürworter" deutschsprachiger Musik auf, skeptisch hingegen sind eher freiheitliche orientierte Stimmen, beispielsweise aus der FDP. Dann wird auch leider wieder Prinzipielles ("Quote sinnvoll oder nicht") mit inhaltlichen Argumenten ("gegen Teutonisierung der Radiomusik") in unzulässiger und unlogischer Weise durchmischt und mit politisch-korrektem Schmus ("nicht nationalistisch gemeint") garniert.

Was also bleibt von der Quotenforderung? Allenfalls das Argument, daß neue unbekannte, aber gute deutsche Musik durch "Verhinderung" oder "Zensur" gar nicht erst bekannt werde. Dagegen spricht, daß gerade die doch angeblich notleidende deutsche Musikindustrie dringend auf vermarktungsfähige Qualitätsprodukte angewiesen ist. Ich kann mir kaum vorstellen, daß die Industrie willkürlich aus nebulösen Gründen auf Umsatzrenner verzichten wird oder sich von "politisch-korrekten" Radiomoderatoren auf der Nase herumtanzen ließe und dadurch Geschäft verliert. Wer hier eine Mafia als Verhinderungsgremium deutscher Musik suggeriert, soll außer Verdachtsmomenten bitte handfeste, verwertbare und vor allem nachprüfbare Beweise bringen. Die habe ich bisher noch nicht gesehen.

Klaus P. Lücke, Eschborn

 

 

Zu: "Der Selbstbedienungsladen" von Peter Freitag, JF 41/04

Selbstreinigungsprozeß

Zunächst ein wenig Gerechtigkeit: In welcher Privatfirma, in welchem Haushalt kommt es nicht zu Fehlinvestitionen, unsinnigen Ausgaben und Unregelmäßigkeiten? Doch da wird für so etwas bitter gebüßt. Der Vorstandsvorsitzende fliegt, dem Abteilungsleiter wird die Tantieme gestrichen, in der Familie nagt die Erkenntnis: Mein (eigenes) gutes Geld - verplempert. Die Systeme der "öffentlichen Hand" schlampen aber folgenlos munter fort, seit Jahren keine Besserung, keine Idee, kein Wille zum Dagegenhalten. Nächstes Jahr um diese Zeit werden wir es wieder hören: Gutwillig recherchiert, werden wieder dreißig Milliarden und mehr Steuergelder als in den Sand gesetzt ausgewiesen sein.

Gleichzeitig wird der Finanzminister, sich im Kreise drehend wie der Bi-Ba-Butzemann, ein Schuldensäcklein von über vierzig Milliarden hinter sich werfen, wo es, wie immer, auf den Schultern unserer Kinder und Enkel landet, die es voller Mühsal werden abtragen müssen. Da die politische Klasse in diesen Tagen allerorten für ihre Verhältnisse so dramatische Reformen andenkt, sei hier nun zum Problem der Steuergeldveruntreuung ein Vorschlag gemacht: Die Erhöhung der Bezüge der Beamtenschaft und im öffentlichen Dienst allgemein wird abhängig gemacht von der Reduzierung verschwendeter und veruntreuter Steuergelder. Welch ein Ruck würde die Gesäßmuskeln in den Amtsstuben straffen, die Augen argusartig die Ausgabenkolumnen der öffentlichen Haushalte umspielen lassen, steigerte doch nun verantwortungsvolles Arbeiten das eigene Einkommen. Der Selbstreinigungsprozeß des Systems könnte nicht effizienter eingeleitet werden. Nur Mut dazu, Bedenken beiseite, liebe Politiker!

Erich Drosen. per e-post

 

 

Zu: "Martin, Deutschland braucht dich" von Hans Christans, JF 42/04

Nicht nachvollziehbar

Mit großer Aufmerksamkeit habe ich die Rede des Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann zum Nationalfeiertag am 3. Oktober 2004 in Neuhof gelesen. Wesentliche Teile dieser Rede, welche sich mit der Zukunft unserer Nation befassen, hätten als Äußerungen unseres Bundespräsidenten Köhler diesem gut zu Gesicht gestanden. Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb Bundeskanzler Schröder sich vehement gegen eine Volksabstimmung der deutschen Bürger bezüglich des EU-Beitrittes der Türkei ausspricht und dabei unser derzeitiges Grundgesetz als Argumentation nutzt. Vor solch einschneidenden Entscheidungen ist eine Befragung des Volkes unabdingbar.

Auch die Aufnahme des Gottesbezuges in einen zukünftigen Europäischen Verfassungsvertrag bedarf der nachdrücklichen Unterstützung unseres Volkes, da ansonsten das europäische Christentum in Gefahr gerät, vom Islamismus überrollt zu werden. Der Erinnerung Martin Hohmanns an die Worte von Friedrich Schiller: "Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr. Wir wollen frei sein, wie's die Väter waren. Wir wollen trauen auf den höchsten Gott und uns nicht fürchten vor der Macht von Menschen", ist nichts hinzuzufügen.

Manfred Bez, Bad Frankenhausen

 

 

Zu: "Eine Stimme von der Insel" von Thorsten Thaler, JF 4104

Kein Maulheld

Seit geraumer Zeit bin ich Leser der JUNGEN FREIHEIT, einer faszinierenden Zeitung wider den Zeitgeist. Ich kann die Meinung, Hans-Olaf Henkel als Maulheld zu bezeichnen, nicht teilen. Herr Henkel ist einer der wenigen, die sich überhaupt zum Thema Martin Hohmann gegen den linken Zeitgeist öffentlich äußern, was für sich genommen schon viel wert ist. Weiterhin hat gerade Hans-Olaf Henkel Erlebnisse mit linker Gewalt gemacht, die sich bei Vorlesungen und Diskussionen entlud, so daß man bei ihm getrost davon sprechen kann, eine gebrannte Person zu sein. Ich bin froh, daß Herr Henkel überhaupt dieses Thema anspricht. 

Karsten Reincke, Berlin

 

 

Zu: "Holt unsere Jungs heim" von Paul Rosen, JF 42/04

Schmähliche Rückzüge

1838 begann die Weltmacht England von Indien aus die Eroberung Afghanistans. 13.000 Mann war das Heer stark, Kabul wurde eingenommen. Doch das Umfeld? Die afghanischen islamistisch geprägten Stämme waren sich, wenn auch vorher zerstritten, einig: "Tod den Okkupanten!" So schnitten sie den Engländern die Versorgungswege ab. Die Invasionsarmee mußte schließlich den Rückzug unter großen Verlusten antreten. Alle Inder wurden niedergemacht, die Engländer als Kriegsbeute behandelt.

Die europäische Welt war damals schockiert. Weltmacht England, geschlagen von einem freiheitsliebenden, islamistisch geprägten Volk. Auch die Weltmacht Sowjetunion mußte sich schmählich nach der gescheiterten Invasion zurückziehen. Man kann keinem Volk etwas aufzwingen, was nicht historisch gewachsen ist.

Dieter Krüger, Neubrandenburg

 

 

Zu: "Konzepte, aber keine Einsicht" von Thomas Paulwitz, JF 41/04

Großer Schock

Ich bin ein begeisterter Rechtschreibreformgegner, obwohl ich in der Rechtschreibung noch nie gut war. Die Schreibreform hat aber für sich, daß ich mich jetzt persönlich sehr intensiv mit der deutschen Sprache auseinandergesetzt habe. Dies ist natürlich auch allen Schülern zu empfehlen. Und es liegt auch in der Verantwortung der Deutschlehrer, wie sie es den Schülern nahebringen, die Eltern mit einbezogen.

Somit war es für mich wirklich ein großer Schock, als ich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung las, daß es kein Zurück mehr gibt und die alte Schreibweise zum 1. August 2005 quasi in Schulen und Ämtern verboten ist. Ich hoffe sehr, daß es zu einer Klage vor dem Verfassungsgericht in Karlsruhe kommt. Bei der Gelegenheit möchte ich auch noch die JUNGE FREIHEIT loben. Gerade weil sie in bewährter Schreibweise gedruckt ist, ist es ein Vergnügen, in ihr zu lesen.

Was den Herrn Christian Wulff betrifft und auch viele andere Politiker mit eingeschlossen, so ist es kein Wunder, daß das Volk an der Glaubwürdigkeit unserer Volksvertreter zweifelt. Die Politiker, wohlbeachtet kann man nicht mehr Staatsmänner zu ihnen sagen, sind verbraucht, farblos, inkonsequent, ideenlos und nur auf den eigenen Vorteil bedacht.

Uwe Wiesmann, per E-post

 

 

Zu: "Wir sitzen hier auf Dynamit" von Paul Leonhard, JF 40/04.

Abgewandert

Der Artikel bezieht sich besonders auf die Gebiete Oberlausitz und Mecklenburg, die ich aus eigener Erfahrung kenne. Einer der Gründe des geringen Aufschwungs liegt unter anderem darin, daß aus diesen Gegenden bereits seit über 50 Jahren viele intelligente, geistig flexible Menschen abgewandert sind. Aus meiner Oberschulklasse in der Oberlausitz (Jahrgang 1934) sind alle Schüler - außer drei Organistinnen der Herrnhuter Brüdergemeinde - weggegangen. Einige leben als Akademiker in Dresden, die meisten haben erfolgreiche akademische Berufe in Westdeutschland ausgeübt. Deren Kinder nehmen nun gute Positionen im Westen Deutschlands ein. Zurückgekehrt ist niemand.

Für Mecklenburg ist das nahe Hamburg das "Tor zur Welt", somit hat die PDS in diesem Lande ein weites Spielfeld. Das heißt, die Menschen könnten genau so "ticken" wie in anderen Bundesländern, wenn die Chancen gegeben wären, eine geistige und wirtschaftliche Führungselite dort anzusiedeln, schließlich sind beide Gegenden schöne deutsche Länder.

Barbara Berger, Dortmund


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