© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/04 29. Oktober 2004

Nichts Besseres danach
von Kurt Zach

Verdient hat Erwin Teufel das nicht. Von der eigenen CDU demontiert, die Rückzugserklärung noch vom Ausraster seines Staatsministers Christoph Palmer überschattet, der wegen öffentlicher Ohrfeigen für einen Teufel-Kritiker zurücktreten mußte - man hätte sich einen würdigeren Abgang für den dienstältesten Ministerpräsidenten denken können. Die Baden-Württemberger waren ihres Landesvaters dabei lange nicht so überdrüssig wie die ungeduldigen Nach-wuchs-Karrieristen ihres alternden Patriarchen. Gewiß: Erwin Teufel ist bigott, rechthaberisch, im Umgang mit Konkurrenten oft kleinlich und boshaft. Aber der 65jährige ist auch ein bodenständiger Katholik mit Prinzipien, der viele Strömungen integrieren und auch auf Konservative glaubwürdig wirken kann.

Seinen Diadochen - dem intriganten Fraktionschef Günther Oettinger und der von Teufel favorisierten Merkel-treuen, ledigen Linkskatholikin und Kultusministerin Annette Schavan - fehlen diese Qualitäten. Die Urwahl des Nachfolgers hebt die Chancen Schavans gegen den in den Gremien besser verankerten Oettinger. Der Südwest-CDU steht ein aufreibendes Duell bevor. Das Szenario erinnert an den Sturz Bernhard Vogels in Rheinland-Pfalz. Ein Stück alte Bundesrepublik tritt ab - und nichts Besseres kommt nach. Die CDU wird sich selbst beschädigen und politische Räume freigeben. Die Opposition wittert Morgenluft - auch rechts von der Union. Wenn sie sich nicht ganz dumm anstellen, könnten die Republikaner 2006 wieder im Stuttgarter Landtag sitzen.


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