© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/04 29. Oktober 2004

Meldungen

Fischer will weniger Stechschritt sehen

LONDON. Im Vorfeld des Staatsbesuchs von Königin Elisabeth II. vom 2. bis 4. November bemängelte Außenminister Joschka Fischer am Mittwoch vergangener Woche in einem Interview mit der BBC das überholte Deutschlandbild, das in britischen Medien vermittelt werde. Preußischen Stechschritt, so der Grüne, lerne man heute nur noch im dortigen Fernsehen. Die letzten "zwei oder drei Generationen" der Deutschen seien "als echte Demokraten aufgewachsen". Thomas Kielinger, London-Korrespondent der Welt, warf Fischer darauf in der britischen Tageszeitung The Independent vor, mit derlei "ständigem Gejammer" der "Obsession" Vorschub zu leisten. Immerhin habe Bildungsminister Charles Clarke unlängst gefordert, "den Lehrplan im Schulfach Geschichte zu de-hitlerisieren". Das wahre Problem liege im Kampf der Deutschen um den Umgang mit ihrer Vergangenheit.

 

Kosovo auf dem "Weg in die Unabhängigkeit"

PRISTINA. Die Demokratische Liga (LDK) von Kosovo-Präsident Ibrahim Rugova hat letzten Sonntag mit 45 Prozent die Parlamentswahlen gewonnen. Die Demokratische Partei (PDK) des Ex-Führers der Kosovo-Befreiungsarmee (UÇK), Hashim Thaçi, kam auf 28 Prozent. Die Allianz für die Zukunft des Kosovo (AAK) des Ex-Vize des Kosovo-Schutzkorps (TMK), Ramush Haradinaj, erreichte acht Prozent der Stimmen. Die Wahl sei ein "großer Tag" für den Kosovo auf "seinem Weg in die Unabhängigkeit", erklärte Rugova. Ein unabhängiger Kosovo als EU- und Nato-Nato-Mitglied würde die Stabilität in der Region garantieren. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 53 Prozent, da die serbische Minderheit der offiziell immer noch zu Serbien gehörenden Provinz die Abstimmung auf Initiative von Belgrad weitgehend boykottierte.

 

Linksrutsch bei Kommunalwahlen

HELSINKI. Bei den Kommunalwahlen in Finnland sind die Sozialdemokraten (SDP) letzten Sonntag mit 24,1 Prozent überraschend stärkste Partei geworden. Die ländliche Zentrumspartei von Premier Matti Vanhanen kam mit 22,8 Prozent nur noch auf den zweiten Platz. Die liberal-konservative Sammlungspartei (Kokoomus) des 33jährigen Politaufsteigers Jyrki Katainen erreichte 21,8 Prozent. Linke Allianz (9,6 Prozent) und Grüne (7,4 Prozent) verloren ebenfalls. Die SDP hatte sich im Wahlkampf scharf gegen die Privatisierung kommunaler Dienst-leistungen ausgesprochen. In Helsinki erreichte die SDP (23,5 Prozent) zusammen mit den Grünen (19,8 Prozent) und anderen Linken nun eine Mehrheit.


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