© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/04 12. November 2004

Mord in den Niederlanden
Abschied von einer Illusion
Dieter Stein

Es mehren sich in letzter Zeit die Zeichen, daß der mulikulturelle Traum ausgeträumt ist, von dem sich Europa in einer Phase nicht enden wollender Prosperität die Sinne hat trüben lassen. Der Mord an dem niederländischen Skandal-Regisseur Theo van Gogh ist das jüngste Wetterleuchten eines drohend am Horizont heraufziehenden Unwetters. Geschockt war unser für Toleranz gerühmtes Nachbarland schon vor zwei Jahren, als der Kritiker einer multikulturellen Einwanderungsgesellschaft und populäre rechtsliberale Politiker Pim Fortuyn kurz vor dem sensationellen Wahlsieg seiner Partei auf offener Straße von einem Linksradikalen ermordet wurde. Mit van Gogh (siehe auch ausführliches Porträt auf Seite 23), Autor beleidigender Kolumnen und Regisseur religiöse Gefühle verletzender Filme, wurde nun ein erklärter Anhänger Pim Fortuyns von einem radikalen Moslem ebenfalls auf offener Straße regelrecht abgeschlachtet.

Nun droht die Lage in Holland zu eskalieren: In der Nacht zum vergangenen Montag explodierte vor einer muslimischen Grundschule in Eindhoven ein Sprengsatz, es entstand Sachschaden. Zuvor kam es zu (teilweise verhinderten) Brandanschlägen auf Moscheen in verschiedenen Orten. Eine islamistische Terrorgruppe hat nun ihrerseits mit Anschlägen gedroht, wenn sich die Niederländer nicht von diesen Brandanschlägen distanzieren.

Verantwortungslose Politiker haben den europäischen Gesellschaften das illusionäre multikulturelle Projekt übergestülpt, in der blauäugigen Annahme, die Liberalität und Toleranz unserer Nationen gründeten auf unerschütterlichen Fundamenten. Es ist vergessen worden, welche Hekatomben von Menschen in den unzähligen europäischen Kriegen geopfert worden sind, mit wieviel Blut allein die Erde in Deutschland im Dreißigjährigen Krieg getränkt worden ist, ganze Jahrgänge der besten Söhne Europas in den Schlachthöfen von Verdun und auf den Äckern Flanderns ausgelöscht wurden, bis so etwas wie die einende Idee eines "europäischen Friedens" entstand.

Und nun hatte man geglaubt, quasi eine "Stunde Null" erreicht zu haben und - ohne Rücksicht auf die labile Membran, die unsere Gesellschaften von Mord und Totschlag trennt - die Völker Europas einem nahezu ungebremsten Zuwanderungsdruck folgenlos aussetzen zu können.

Diejenigen, die für diese Politik mitverantwortlich sind, äußern sich zuweilen, als wären es andere gewesen. So urteilte Helmut Schmidt, bis 1982 deutscher Bundeskanzler, erst dieses Jahr lakonisch in der Zeit: "Die multikulturelle Gesellschaft ist eine Illusion von Intellektuellen." Konsequenzen? Keine. Die unkontrollierte Migration in eine überalternde, schrumpfende europäische Bevölkerung hält an. Die christlichen Kirchen implodieren, während Monat für Monat neue Moscheen wie Pilze aus dem Boden schießen.

Es ist allerhöchste Eisenbahn, daß die Regierungen Europas die Notbremse ziehen. Schluß mit der multikulturellen Gefühlsduselei! Die Zeichen des Bürgerkrieges stehen an der Wand!


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