© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/04 12. November 2004

Meldungen

Urananreicherung und Stammzellenforschung

TEHERAN. Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Sayed Ali Khamenei, hat in seiner Freitagspredigt erneut die Atompolitik seines Landes verteidigt und Kritik daran aus dem Ausland zurückgewiesen. "Wir kennen ihre Motive. Sie stehen entweder unter USA-Einfluß oder leiden an Trugschlüssen und Wahnvorstellungen", sagte Khamenei. "Was immer dieser Nation die Unabhängigkeit bringt, wird vom Welthegemonialsystem argwöhnisch betrachtet, weil es alles in der Welt als seine Beute betrachtet". Auch der Irak-Krieg diene dem "Welthegemonialsystem" dazu, seine Präsenz im Mittleren Osten aufrechtzuerhalten und seine Wirtschaftsinteressen zu sichern. "Nach 25 Jahren haben sie mitgekriegt, daß das System der Islamischen Republik Iran alle ihre Sanktionen und Embargomaßnahmen überlebt hat, ihnen widerstanden und in dieser Zeit sich erhoben hat und weiter vorangeschritten ist und voranschreitet." Khamenei erklärte, die Stammzellenforschung, die Urananreicherungstechnologie und die Staudammbautechnologie seien jene Instrumente, die den nationalen FortDer Iran wisse aber, "daß diese Fortschritte die Feinde wütend machen". Der iranische Staatspräsident Mohammed Khatami erklärte anläßlich der Wiederwahl von US-Präsident Bush, daß für den Iran nicht entscheidend sei, wer in Amerika regiere: "Über unsere Angelegenheiten wird in Teheran entschieden und nicht in Washington."

 

US-Drohungen gegen Iran sind ernst gemeint

WASHINGTON. Der Redenschreiber von US-Präsident Bush, David Frum, hält einen langanhaltenden Irak-Krieg und auch einen Militärschlag gegen den Iran für möglich. "Der Präsident entscheidet, er hat das Mandat, seinen Instinkten zu folgen und im Irak zu gewinnen, nicht aber dafür, die Truppen so schnell wie möglich zurückzuziehen", erklärte der aus Kanada stammende Historiker letzte Woche in einem Spiegel-Interview. "Bush wird den Krieg gegen den Terrorismus in den Mittelpunkt seiner zweiten Amtszeit stellen." Bush werde jetzt "auch hart gegen Iran vorgehen". Die Europäer hätten Bush gedrängt, das iranische Atomprogramm durch die Atomenergiebehörde (IAEO) und den UN-Sicherheitsrat überprüfen zu lassen. "Das Ergebnis ist, daß Teheran beim Lügen erwischt wurde", so Frum. Der Iran sollte erkennen: "Amerikanische Drohungen sind ernst gemeint." Niemand denke aber an einen Bodenkrieg mit Panzern und Artillerie. Wenn Sanktionen fehlschlagen, "stehen den USA andere Mittel zur Verfügung, um Iran am Bau der Bombe zu hindern", meinte Frum.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen