© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/04 12. November 2004

Amtsschimmel grotesk
Hamburg Groß-Borstel: Platzverweis für Reparateure des geschändeten Denkmals
(JF)

In Hamburg Groß-Borstel steht ein Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Einer Anwohnerinitiative ist es zu verdanken, daß das Denkmal nicht schon vor Jahren abgeräumt wurde. Das Bezirksamt Hamburg Nord sah von der "Beräumung" ab, und engagierte Bürger übernahmen auf eigene Kosten und in Eigenarbeit die Instandsetzung des regelmäßig von Graffitti verunzierten Denkmals. In diesem Jahr blieben die Beschädigungen nicht mehr nur oberflächlich. Unbekannte Vandalen rissen Dutzende Backsteine aus Fundament und Seitenmauern.

Als im Sommer einige Bürger mit Steinen und Zement den ursprünglichen Zustand wiederherstellen wollten, staunten sie nicht schlecht über das Erscheinen von vier Polizeibeamten, die die weitere Arbeit untersagten und Platzverweise erteilten. Für die Reparatur, so die Beamten, sei eine behördliche Genehmigung erforderlich. Es scheint, als werde von interessierter Seite der Amtsschimmel vorgeschoben, um den Zerfall des Denkmals zu beschleunigen.

Das Bezirksamt räumte auf Nachfrage ein, daß das Denkmal "seit Jahren ein Politikum" sei, das Verhalten der Polizei wollte man nicht bestätigen. Der Zustand des Denkmals war bekannt. Über Pläne, dem Zustand abzuhelfen, konnte die Behörde keine Angaben machen.

Foto: Gefallenendenkmal in Hamburg Groß-Borstel: Nach permanenten Beschmierungen wurden nun mit massiver Gewalt Steine aus dem Sockel herausgebrochen


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