© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/04 26. November 2004

Meldungen

Grüne fordern türkische Erzieher

Hannover. Die Grünen im niedersächsischen Landtag haben gefordert, in kirchlichen Kindertagesstätten auch türkische Erzieher einzustellen. Die Partei reagierte damit auf eine Äußerung der evangelischen Landesbischöfin Margot Käßmann, die darauf besteht, daß nur Kirchenmitglieder in Kinderbetreuungseinrichtungen der Kirche beschäftigt werden dürfen. "Bereits heute besuchen viele Kinder türkischer Herkunft kirchliche Kitas", begründete die Grünen-Abgeordnete Meta Janssen-Kucz die Forderung ihrer Partei. "Wenn wir erreichen wollen, daß Integration bereits im Kindergarten beginnt, brauchen wir auch dort Erzieherinnen und Erzieher, die die Sprache dieser Kinder verstehen und Zugang zu deren Eltern haben", sagte sie. Da die Kindertagesstätten heute einen umfassenden Bildungsauftrag hätten, dürfe die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft kein ausschlaggebendes Einstellungskriterium mehr sein.

 

GEW: Bildungssystem diskriminiert Ausländer

Berlin. Das deutsche Bildungssystem ist nach Ansicht der Vorsitzenden der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva-Maria Stange, vom "Auslesebazillus" befallen. Darunter würden insbesondere Kinder von Einwanderern leiden. "Zahlreiche Studien haben längst nachgewiesen: Unser Bildungssystem diskriminiert Migrantenkinder systematisch", sagte Stange. Als Bestätigung sieht die GEW-Vorsitzende die Tatsache an, daß 20 Prozent der Einwandererkinder die Schulen ohne Abschluß verlassen. "Wir benötigen deshalb einen grundlegenden Wandel unseres Schulsystems hin zu einer Schule für alle und mehr Ganztagsschulen", forderte Stange. Im vergangenen Schuljahr seien deutschlandweit rund 44.000 ausländische Schüler in Sonderschulen für Lernbehinderte überwiesen worden. Die GEW-Vorsitzende wertete diese Zahlen als ein Zeichen für die Diskriminierung von Ausländern. In Baden-Württemberg bestehe beispielsweise für ausländische Kinder ein dreimal höheres Risiko, auf eine Sonderschule für Lernbehinderte zu kommen, als für den deutschen Nachwuchs.

 

Polizei ohne Zugang zu Parallelgesellschaften

Berlin. Zu den ausländischen Parallelgesellschaften, die sich in Deutschland gebildet haben, hat die Polizei kaum noch Zugang. "Es gibt viele kulturelle Milieus, die für die Polizei nicht mehr einsehbar sind", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, der Berliner Zeitung. Um in den entsprechenden Stadtvierteln zu ermitteln oder verdächtige Personen festzunehmen, seien mittlerweile Großeinsätze der Polizei nötig. Nach Angaben von Freiberg erleichtere die Einstellung von Beamten aus ausländischen Familien die Arbeit, doch sei deren Zahl noch zu gering. Zudem scheiterten viele Bewerber aus dieser Bevölkerungsgruppe beim Einstellungsverfahren an mangelnden Deutschkenntnissen.


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