© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/04 26. November 2004

Neulich im Internet
Pilotzellen
Erol Stern

Daß der Krieg im Irak nicht gerade einem Surfgang im Internet gleichen würde, war selbst den Optimisten klar. Allerdings ist dieser Militäreinsatz nicht nur politisch und militärisch bisher erfolglos, er hat sich auch als strategisches Debakel erwiesen. Keine Armee zuvor hat eine derart hochentwickelte Unterstützung erhalten wie die US-Soldaten im Nahen Osten, doch erwies sich gerade dieser Umstand häufig als Hemmschuh, wenn wiederholt Aufklärungsnetze oder Kommunikationssysteme ausfielen. Die Art der Kriegführung verändert sich im Abstand von wenigen Jahrzehnten durch neue Techniken, neue Doktrinen oder eine Kombination aus beiden. Der Einsatz sollte die Schlagkraft einer High-Tech-Armee demonstrieren, scheiterte jedoch an der Tatsache, daß Truppen sich bewegen. Wären die irakischen Streitkräfte ein ebenbürtiger Gegner gewesen, hätten manche Gefechte als Massaker geendet; mancher GI verdankt sein Leben simpler Panzerung und nicht Ortungssystemen! In Florida experimentieren Forscher mit künstlich kultivierten Gehirnzellen, die vorher Laborratten entnommen wurden, um Nervenkrankheiten und Patienten mit Gehirnschäden besser behandeln zu können. Auch die Computerindustrie ist sehr interessiert. In einem der Versuche verband man Rattengehirnzellen mit Elektroden, die an einen Flugsimulator gekoppelt waren. Im Verlauf der Untersuchungen lernten die Zellen, ein Kampfflugzeug zu fliegen. Das eröffnet für künftige US-Wahlen und Militäreinsätze völlig neue Perspektiven, fazitiert Euer Erol Stern


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