© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/04 03. Dezember 2004

Leserbriefe

Zu: "Mit Wort und Schwert" von Günter Zehm, JF 49/04

Türkische Machtdemonstration

Obschon die Tatsache, daß unsere türkischen (d.h. muslimischen) Mitbürger nach den erschütternden Ereignissen in den Niederlanden sich nunmehr dazu veranlaßt sahen, im Rahmen einer Protestveranstaltung unter massiver Schützenhilfe bundesdeutscher Politiker gegen den Terror Stellung zu beziehen, an sich positiv zu bewerten ist, so bietet diese Demonstration vom 21. November doch aus mehreren Gründen Anlaß zur Skepsis. Die Zahlenangaben in den Medien schwanken zwischen 20.000 und "deutlich über 20.000". Dies mag auf den ersten Blick sehr viel erscheinen. Man muß jedoch in Betracht ziehen, daß der Veranstalter, die Türkisch-Islamische Union Deutschlands, mit mindestens 30.000 Teilnehmern rechnete und daß allein in Köln über 96.000 Türken leben.

Hinzu kommt, daß es sich bei dieser Veranstaltung um eine türkische Machtdemonstration handelte. Es sind die gleichen Bilder wie im Sommer 2002 als die Türkei ins kleine Endspiel der Weltmeisterschaft gelangte. Dieselben monströsen Nationalfahnen und dieselben nationalistischen Ausbrüche. Nur waren bei der Demonstration am vorletzten Wochenende deutlich weniger Menschen auf der Straße.

Ein Aufstand der Muslime gegen den Terror war nicht zu erkennen.

Tobias Norbert Körfer, Per E-Post

 

 

Zu: "Die Stunde der Wahrheit" von Peter Freitag, JF 49/04

Alleinanspruch auf Göttlichkeit

Wenn Muslime nur wüßten, daß sie denselben Vater haben wie die Christen und die Juden, dann wäre dem Frieden unter den Religionen besser geholfen. Der Muslim beansprucht für sich allein das Recht auf Göttlichkeit, und Angehörige anderer Religionen sind pauschal Ungläubig. Das steht so nicht im Koran.

Esra Conrady, Rheda Wiedenbrück

 

 

Zu: "Eindeutige Positionsbestimmung"von Dieter Stein, JF 49/04

Marginale Differenzen

Insbesondere marginale Differenzen in den Parteiprogrammen oder finanzielle Erwägungen hindern Dr. Schlierer, politisch gestalterisch tätig zu werden und eine Einigung tatkräftig zu betreiben. So dümpeln alle Gruppierungen bedeutungslos dahin, statt vom Gegner zu lernen. Dort werden divergierende Strömungen in einer Hand gebündelt und als Vielfalt in der Einheit verkauft. Der Erfolg gibt ihnen recht.

Dr. Klaus-Jürgen Goldmann, Berlin

 

 

Zu: "Pisa liegt schief" von Kurt Zach, JF 49/04

Einheitsschulen unverantwortlich

Mit Vergleichen muß man äußerst vorsichtig sein, weil die Bedingungen in den zu untersuchenden Einheiten sehr unterschiedlich sind. Vergleiche zwischen Klassen sind nicht einfach, zwischen Schulen sind sie noch schwieriger, zwischen Ländern sehr problematisch und mit äußerster Vorsicht zu genießen.

Mit unserem Schulsystem liegen wir richtig, weil es differenziert ist und viele Wahlmöglichkeiten bietet. Leistungen hängen vor allem von der Qualität der Lehrer, den Arbeitsbedingungen, der Lerneinheitengröße und der Arbeitshaltung der Schüler ab. Sie benötigen keine bestimmte Schulform. Der Ruf nach Einheitsschulen ist unverantwortlich und stammt aus der sozialistisch-kommunistischen Mottenkiste.

Unser Bildungssystem kommt Ausländern dann nicht entgegen, wenn ausländische Eltern in unser Land kommen, um in ihm besser leben zu wollen, ohne die Bereitschaft, sich zu integrieren, die Sprache des Gastlandes zu erlernen und ihren Kindern bei deren Integration und dem Erlernen unserer Sprache hilfreich zur Seite zu stehen. Wir können nicht die Versäumnisse ausländischer Eltern wettmachen. Wir diskriminieren sie nicht, sondern wir werden viel zu oft mißbraucht.

Dieter Pfeiffer, Berlin

 

 

Zu: "Auf den Spuren von Friedrich Merz" von Paul Rosen, JF 49/04

Rücktritt überfällig

Es ist doch nur ein Vorteil für die CSU, daß Horst Seehofer seinen Rücktritt erklärt hat. Hat er doch während seiner ganzen Berufslaufbahn durch eine falsche Umverteilungspolitik unter Mißachtung der Leistung ebenso wie Rot-Grün dazu beigetragen, daß heute unser Sozialsystem vor dem Kollaps steht. Er vertritt das Modell eines antiquierten Sozialstaats, der längst nicht mehr finanzierbar ist. In einer modernen CSU ist er jedenfalls fehl am Platz. 

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Die Heimat war nur eine Idee" von Eberhard Straub, JF 49/04

Thomas Mann selbstgerecht

Wenn Thomas Mann es für unziemlich hielt, im von Hitler regierten "unfreien" Deutschland Beethoven aufzuführen, dann ist diese überhebliche, selbstgerechte und auch dumme Bemerkung eine Abhandlung für sich wert. Die deutsche Nation hat es so wenig wie andere Nationen nötig, schüchtern auf ihre kulturtragenden Persönlichkeiten zu verweisen.

Es wäre interessant, Furtwängler in unserer heutigen ach so freien und gesitteten Gesellschaft zu sehen; heute, wo die Barbaren nicht etwa nur am Horizont auftauchen, sondern in Gestalt von marxistischen Kulturpolitikern, Intendanten und "Künstlern" das Szepter schwingen. In der Tat ist die große deutsche Musik zum "Weltkulturerbe" gemacht worden; in Deutschland selbst verschwindet sie mehr und mehr von den Konzertprogrammen und ist nur noch Liebhaberobjekt weniger Musikfreunde.

Gerold Sprenger, per E-Post

 

 

Zu: Zitate, "Welt"-Kommentar vom 9. November, JF 48/04

Holland nicht Afghanistan

Bei allem Respekt für das Andenken von Theo van Gogh muß doch beachtet bleiben, daß dieser bis zu seiner Ermordung ein bestenfalls regional bekannter Querulant war, der vor allem durch Provokation und gezielte Beleidigung auffiel und der nun nach seinem tragischen Tod zur Kultfigur und zum Synonym der niederländischen Volksseele überhöht wird. Die Tat eines im Untergrund operierenden Fanatikers auf die Stufe des staatlich dimensionierten Islam-Terrorismus der Taliban zu setzen, geht ebenfalls zu weit und führt in die Irre. Holland ist nicht Afghanistan. Übertreibungen solcher Art sind der Auseinandersetzung mit der ohne Zweifel bestehenden, aber derzeit in den Medien in völlig falschen Maßstäben und Zusammenhängen dargestellten Bedrohung durch islamistischen Terror nicht dienlich. Dominik Mueller-Töwe, Herne

 

 

Zu: "Lauter folgenlose Diskussionen" von Peter Freitag, JF 48/04

Werte betonen

Peter Freitag fordert von dem Ministerpräsidenten Sachsens, daß er Angela Merkel und die CDU-Spitzenpolitiker davon überzeuge, die "noch verbliebenen Konservativen in der Partei" zu stärken. Diese und ihr Umfeld bilden die grob fahrlässig unterschätzten Stammwähler, die seit Jahren von der Union enttäuscht werden. Sie vermissen ein klares Betonen der "Kernkompetenz" der Union wie Schutz der Ungeborenen, den besonderen Schutz der Familie und das Eintreten für nationale Interessen. Verdiente Konservative, die linken Pressekampagnen zum Opfer fallen, verstößt die Union - Filbinger, Jenninger und zuletzt Hohmann. Höchste Zeit für die CDU/CSU, die Zeichen der Zeit zu erkennen: Werte entscheiden die Wahl!

Charlotte Brinkmann, Duisburg

 

 

Zu: Pro & Contra Wehrpflicht, JF 48/04

Nicht mehr gerechtfertigt

Die Bundesrepublik Deutschland ist heute kein Nato-Frontstaat mehr. Weder die Sicherheit Deutschlands noch der europäischen Bündnisstaaten sind derzeit akut bedroht. Die Bundeswehr muß nicht mehr in der Lage sein, binnen weniger Stunden Heerscharen von Reservisten einzuberufen, weil die Armeen des Warschauer Paktes über den Eisernen Vorhang gen Westeuropa vorstoßen wollen. Die Aufgaben und die Gefahren haben sich nach Auflösung des östlichen Militärblocks in andere Teile der Welt verlagert - Kosovo, Afghanistan, Naher Osten, Afrika.

Die Bundeswehr muß heute wie alle anderen europäischen Streitkräfte dafür gerüstet sein, Krisen und Konflikte außerhalb der Europäischen Union und der Nato zu verhindern oder auf Distanz zu halten. Das geht nur mit einer technisch gut ausgebildeten Armee von Freiwilligen. Die Landesverteidigung hat nicht mehr oberste Priorität. Damit ist die Wehrpflicht als massiver Eingriff in die Freiheitsrechte junger Männer zur Verteidigung des Landes sicherheitspolitisch nicht mehr gerechtfertigt. Roman Herzog hatte während seiner Zeit als Bundespräsident gemahnt: Die Wehrpflicht sei "ein so tiefer Einschnitt in die individuelle Freiheit des jungen Bürgers, daß sie der demokratische Rechtsstaat nur fordern darf, wenn es die äußere Sicherheit des Staates wirklich gebietet".

Wenn sich die rot-grüne Bundesregierung dafür entscheidet, weltweit politische Mitverantwortung zu tragen, dann muß es in Zukunft um den Aufbau von Streitkräften gehen, die im Rahmen der Bündnisverteidigung gut ausgebildet, hochmodern ausgerüstet, voll einsatzbereit und schnell verlegbar sind. Für diese Aufgaben benötigt man keine Wehrpflichtarmee.

Gerhard Drechsler, Melsungen

 

 

Zu: "Unbeirrbar auf dem Irrweg" von Klaus Motschmann, JF 48/04

Feiertag und freier Feiertag

Richtig ist, daß der 1. Mai von Hitler als "Tag der nationalen Arbeit" erstmals zum arbeitsfreien Tag erklärt worden ist. Als "Weltfeiertag der Arbeit" ist er aber älter. Bereits der 1. Internationale Arbeiterkongreß 1889 in Paris beschloß, den 1. Mai zum Feiertag zu machen. Durchsetzen ließ sich das allerdings lange Zeit nicht.

Jürgen Knigge, Hassendorf

 

 

Zu: "Sippenhaftung - Die Kinder des Geächteten" von Dieter Stein, JF 48/04

Praxis von Kommunisten

Wenn in die Hexenjagd auf politisch Andersdenkende auch noch deren kleine Kinder einbezogen werden, dann ist es hierzulande bereits wie im finsteren Mittelalter. Es fehlen nur noch die einst mit dem Segen der Kirche entflammten Scheiterhaufen. Was ist das für eine Schulleitung? Der "Freien Waldorfschule" sollte ab sofort die Verwendung des Wortes "Freie" untersagt werden. Daß sich auch evangelische Pastoren an der Hetzjagd beteiligten, verwundert allerdings nicht, haben sich diese doch im Dritten Reich und in der DDR allzuoft als untertänigste Diener der Machthaber erwiesen. Dieter Stein sollte jedoch bezüglich der Schulverweisung nicht die Sippenhaftung im Dritten Reich erwähnen, denn dort hat man bei der Aufnahme von Kindern in Schulen nicht nach der politischen Einstellung der Eltern gefragt. Es sollen sogar Söhne von bekannten Kommunisten in die "Napola-Schulen" aufgenommen worden sein. Daß man Kindern von "Klassenfeinden" den Besuch von höheren Schulen und Universitäten verwehrt, war dagegen gängige Praxis der Kommunisten. 

Bernhard Wild, Stuttgart

 

Schlechte Waldorfpädagogen

Die Waldorfschule Braunschweig macht es sich sehr leicht. Die sollten sich doch freuen, daß ein Lehrer wie Herr Andreas Molau jetzt Mitarbeiter der NPD-Fraktion des sächsischen Landtags wird. So ist dort wenigstens einer, der dort sein politisches Wissen einbringen kann. Hat Herr Molau wirklich die falsche Meinung, oder vertritt er nur die falsche Partei?

Was hätte die Waldorfschule getan, wenn Herr Molau für die NPD in den Landtag gewählt worden wäre? Sie müßte den Landtagsabgeordneten Molau weiterhin beschäftigen. Gerade wenn Kinder von Herrn Molau in dieser Schule sind, müssen die Pädagogen den Kindern erklären, was Demokratie ist, und nicht kneifen und andere Kinder von der Waldorfschule verweisen. So etwas zeigt mir, daß die Lehrer der Waldorfschule Braunschweig keine guten Pädagogen sind, sonst wären sie in der Lage, den Kindern im Unterricht zu erklären, was Recht und was Unrecht, was Demokratie ist usw.

Was würde die Waldorfschule Braunschweig tun, wenn ein Lehrer ihrer Schule für den Staatssicherheitsdienst der DDR tätig gewesen wäre? Würde sie ihn und seine Kinder entlassen?

Martin Schroedter, Magdeburg

 

 

Zu: "Die Tücken der Wasserkraft" von Iris Pufe, JF 48/04

Aussterben ist unabdingbar

Nicht nur Hunderte Arten Saurier, sondern auch der Neandertaler ist im Laufe der Weiterentwicklung und der unterschiedlichen Erdzeiten ausgestorben, und dies lange bevor der Mensch in die Lage versetzt wurde, irgend etwas zu bewegen. So betrachtet gehört das Verschwinden von Arten wahrscheinlich unabdingbar zur irdischen Entwicklung, und es kann keinen Zweifel geben, daß der Mensch der Neuzeit - mit seiner Besitzergreifung und seinem Eingreifen in den Lebensraum anderer Arten Hauptverantwortlicher für deren Rückgang ist.

Manfred Lüttke, Rheinstetten

 

Treibhauseffekt nicht meßbar

Eine unmittelbare Messung des Treibhauseffektes ist nicht möglich. Wie auch? Wo es keinen natürlichen Treibhauseffekt gibt, gibt es auch keine anthropologene Verstärkung desselben.

Norbert Staude, Dortmund

 

 

Zu: "Holland ist überall" von Alexander Griesbach, JF 48/04

Im Dornröschenschlaf

Daß der islamistisch-fundamentalistische Terror kein vorübergehendes Phänomen ist, dürfte selbst den Multikulti-Befürwortern der ersten Stunde inzwischen klargeworden sein. Klar dürfte auch sein, daß Europa nicht davon verschont werden wird. Nur in Deutschland träumt man weiterhin seinen Dornröschenschlaf und fordert damit Anschläge wie in Madrid geradezu heraus.

Die Hauptsache ist, der Kanzler und der Außenminister reisen mit gut gefülltem Kelch der Barmherzigkeit um die Welt, bei der Union diskutieren Linksliberale wie Rita Süssmuth und Heiner Geißler über Zuwanderung. Schließlich fordern die Grünen einen islamischen Feiertag. Verkehrte Welt? Nein, Deutschland heute. Muß immer das vielzitierte Kind in den Brunnen fallen, ehe unsere überregulierten Behörden aktiv werden und gewaltbereite Islamisten konsequent ausweisen? 

S. Ericksen, Delmenhorst

 

 

Zu: "Die Enteuropäisierung Europas" von Bernd Rabehl, JF 47/04

Konstrukt fauler Kompromisse

Professor Rabehl hat recht, Europa ist ein Konstrukt der faulen Kompromisse: Großbritannien hält sich von Europa fern. Frankreich und Deutschland stimmen - vielleicht unter dem Druck der USA - für die Aufnahme der Türkei in die EU.

Derweil streiten sich die christlichen Parteien bei uns über die Kosten der Krankenversicherung. Tolle Opposition!

Otto E.-K. Meyer, Essen

 

 

Zu: "Unsere Nation ist von Gott auserwählt", JF 47/04

Nicht ohne Evangelikale

Vor allem Mitglieder evangelikaler (evangelisch-konservativer) Kirchengemeinden wählten Bush anstatt Kerry, den sehr viele Evangelikale für viel zu "links" halten, als kleineres Übel. Wie soll Deutschland vor dem weiteren Niedergang gerettet werden, wenn nicht mehr von uns sich für solche Kirchen engagieren?

Ulrich Motte, München

 

 

Zu: "Englischunterricht schon im Kindergarten?", JF 46/04

In Chile ist's anders

Anja Jezoreck behauptet, daß der Englischunterricht im Kindergarten zum logischen Denken und zu besseren Leistungen in Mathematik führt. Ich unterrichtete an einer deutschen Auslandsschule in Chile, in der Deutsch schon im Kindergarten für die ibero-chilenischen Kinder gelehrt wurde und in der sich zweisprachig erzogene Kinder aus deutsch-chilenischen Familien befanden. Frau Jezorecks Aussage konnten wir dort nicht bestätigt finden. 

Friedrich Karl Pohl, Conception/Chile

 

 

Zu: "Rückkehr der Geschichte" von Dieter Stein, JF 46/04

Klartext von FJS

Es war ja nicht nur Erich Honecker, der alle Bezüge auf die Nation und Deutschland streichen ließ, sondern auch der christliche bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel; und dies schon vor Honecker. Er ließ das Wort "deutsch" aus der Bayerischen Nationalhymne tilgen und ersetzte "deutsche Erde" durch "Heimaterde". Als Franz-Josef Strauß Kanzlerkandidat wurde, war ihm dies peinlich, denn er behauptete, laut Frankfurter Rundschau vom 16. April 1979, "ganz Deutschland in den Grenzen von 1937 ist unser Vaterland" und stellte den alten Text der Bayerischen Nationalhymne wieder her.

Georg Wiesholler, Ottobrunn


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen