© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/53 04 17./24. Dezember 2004

Leserbriefe

Zu: "Stereotypen" von Bernd-Thomas Ramb, JF 51/04

Deutschkurse zu teuer

Bernd-Thomas Ramb ist uneingeschränkt zuzustimmen: Zentrales Problem unseres schulischen Bildungsnotstandes sind im wesentlichen die mangelhaften Deutschkenntnisse von Immigranten samt Kindern. Von der damit verbundenen Lernbehinderung der sich manchmal schon in der Minderheit befindenden einheimischen Schüler wird kaum gesprochen. Dank der Pisa-Schelte dämmert es nun: Der staatlich finanzierte Deutschunterricht soll's richten. Hierfür werden im kommenden Jahr trotz leerer Kassen 220 Millionen Euro Steuergelder bereitgestellt. Eine unverantwortlich hohe Summe, wenn man bedenkt, daß für die Eigenheimzulage nur 95 Millionen Euro benötigt werden. 

Karl Betz, Reiskirchen

 

 

Zu: "Adieu Europa!" von Doris Neujahr, JF 51/04

Zusammenwirken der Besorgten

Wir, die Bürger Deutschlands, müssen mit allen gewaltlosen Mitteln gegen die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der islamischen Türkei kämpfen! Das ist den JF-Lesern klar, aber leider nicht allen Bürgern, und den Politikern erst recht nicht. Dagegen muß etwas getan werden. Es hilft nur, wenn sich alle Organisationen und Menschen, die sich um die Zukunft unseres Landes sorgen, zusammenwirken! 

Martin Jordan, Berlin

 

Harte Wahrheiten verschwiegen

Wer jetzt noch nicht begreift, was das Wörtchen Demokratie hierzulande bedeutet, bekommt es zum wiederholten Male - nach Euro, EU-Verfassung und dem "Europäischen Haftbefehl" - demonstriert. Die Meinung des Souveräns, des Volkes, wird in den "staatstragenden" Kreisen allenfalls als störend empfunden. Aus Feigheit, Bequemlichkeit, kleinlicher Rücksichtnahme wird in Wissenschaft, Politik, Industrie und Kunst geschwiegen, wenn die Einsicht eine andere Handlungsweise zwingend erfordern würde. Man belügt sich selbst und andere Bürger. Beruhigung gewährt dem "Nichtstuer" der Gedanke: Vielleicht renkt sich alles wieder von selbst ein. Es fehlt der Mut, den harten Wahrheiten ins Gesicht zu sehen, und die Bereitschaft, diese Erkenntnisse, auch wenn sie schmerzhaft sein sollten, ohne Rücksicht auf das eigene Wohlergehen zum Wohle des Ganzen umzusetzen. Taten dieser Art würden mehr freiheitliche Gesinnung und soziales Bewußtsein verraten als die Chimäre von der wohlwollenden Mutter Demokratie. 

Heinz-Otto Lehmann, Wilhelmshaven

 

 

Zu: "Auf der Asche eine Kathedrale bauen" von Alexander Barti, JF 50/04

Geist der Wahrheit und Syllabus

Rückbesinnung auf den Kern des Christentums ist für Alexander Barti das wirkungsvollste Instrument in der Auseinandersetzung mit dem Islamismus. Was er darunter versteht, wird wenige Absätze später deutlich, wenn er den Syllabus als ein "brillantes Dokument" lobt, welches die das Christentum verwässernden Irrtümer des Protestantismus und der Moderne von der katholischen Kirche fernhielt.

Nur die wenigsten Leser dürften wissen, worum es sich bei diesem Machwerk handelt. Pius IX., jener unselige Papst, der sich unter dubiosen Umständen das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes zuerkennen ließ und den Barti devot als "Seine Heiligkeit" tituliert, verurteilte 1864 in jenem Machwerk eine Reihe von "Zeitirrtümern", unter die auch das selbstverständliche Recht auf Religionsfreiheit fiel! Im Zusammenhang mit der vorangestellten "Verletzung der Geschlossenheit" durch die protestantische Abspaltung, in der der Verfasser nur eine scheinbare Neutralität an den Tag legt, wird endlich deutlich, was Barti mit "Rückbesinnung auf den Kern des Christentums" meint, nämlich die traditionalistische Auffassung der katholischen Kirche, die Vereinigung der Christen sei nur dadurch möglich, daß alle Nichtkatholiken katholisch würden. Nur die katholische Kirche ist die alleinseligmachende Kirche, so lautet im Kern das Credo dieser Fundamentalisten in negativen Wortsinn.

Barti übersieht weiterhin, daß es weder der verschiedenen Schismen noch der liberalen Einflüsse unserer Zeit bedurfte, um aus der "alleinseligmachenden Kirche" jenen Haufen zu machen, der heute die Christenheit repräsentiert. Christenheit war die Kirche auch schon lange vorher, als sie auf ihrem Marsch durch die Institutionen derart viele heidnische Traditionen und philosophische Irrlehren der Antike in sich aufsog, so daß christliche Restbestände in ihr kaum noch erkennbar waren. Vom Geist der Wahrheit - und nur mit ihm wird das Abendland gegen den Islamismus bestehen - hat sich die katholische Kirche schon vor sehr langer Zeit verabschiedet.

Daniel Körtel, Kassel

 

Uneingeschränkte Zustimmung

Gratulation zu diesem hervorragenden Beitrag, dem voll und ganz zuzustimmen ist. Der Analyse ist kaum etwas hinzuzufügen. Eine der treffendsten Darstellungen der Situation Europas , die ich in dieser Form gelesen habe. Alexander Barti ist für diesen Beitrag ein großes Lob auszusprechen. Jeder weiter Kommentar erübrigt sich von selbst.

Fabian J. Flecken, Per E-Post

 

Im gleichen Boot

Ihr Wort in Gottes Ohr, Herr Barti! Als aufgeklärter Mensch werden Sie nicht ernsthaft erwarten, daß ein Muslim vor Ihrer Kathedrale in die Knie sinkt. Warum auch? Der Muslim, der Jude, der Christ, der einen Gott über sich weiß, weiß auch, daß er diesem Rechenschaft schuldig ist, schon hier und heute.

Unser aller Problem ist der Verlust der Religion, also der Bindung an eine ethische Autorität. Mit dieser Bindungslosigkeit sitzen Muslime und Christen hierzulande im gleichen Boot. Den Verführungskünsten der Apologeten einer libertär-hedonistischen Endzeitgesellschaft erliegen diese wie jene.

Helge Borgman, Hamburg

 

Gott des Todes?

Warum wird nicht laut und immer wieder gefragt: Was ist dieser Allah für ein Gott, wenn er zur Selbsttötung aufruft und den "Märtyrern" den sofortigen Zugang zum Paradies verheißt, zum Lohn dafür, daß sie beliebig viele Unbeteiligte, Unschuldige mit in den Tod reißen, ermorden? 

Günter Sachse, Rosdorf

 

 

Zu: "Eine heftige Truppe" von Paul Rosen, JF 50/04

Politisch korrekte Scheinidylle

Die derzeit für Schlagzeilen sorgenden Vorfälle innerhalb der Bundeswehr sind nicht ursächlich auf Auslandserfahrungen der Ausbilder zurückzuführen, sondern auf die Entfremdung der Politik vom Militärischen, die mit der Zulassung Ungedienter für das Amt des Verteidigungsministers ihren Lauf nahm, sich im ständigen Anstieg des Anteils ungedienter Parlamentarier (man denke an die Frauenquote!) fortsetzte und nach der Machtübernahme durch die militärfeindlichen Achtundsechziger mittlerweile nahezu vollständig abgeschlossen ist.

Früchte dieser Entfremdung sind die unhinterfragte Zulassung von Frauen zu allen Truppengattungen wie auch jüngste Erlasse zum Thema "Sex in der Kaserne" oder der Gleichstellung von Männern und Frauen in der Armee. Den politisch Verantwortlichen ist somit jede Erkenntnis darüber verlorengegangen, daß sich militärische Aufgaben wie auch die dazu nötige Ausbildung nicht durch das Vorexerzieren einer politisch korrekten Scheinidylle bewerkstelligen lassen, die längst auch alle Ausbildungsrichtlinien durchdrungen hat. Eine konsequente und zielführende Ausbildung wird torpediert, notwendige Ausbildungs- und Erziehungsmethoden liegen oft jenseits der rechtlichen Grauzone. Die Verantwortung der Vorgesetzen für ihre Untergebenen bleibt unbeschnitten.

Philipp Hunold, Coesfeld

 

Widersprüche in Ausbildung

Es gilt, den Soldaten mit Situationen zu konfrontieren, die sowohl im Gefecht als auch in der Gefangenschaft auftreten können. Bestimmte Ausbildungsabschnitte ausschließlich auf eine drei bis vierwöchige "Spezialausbildung" zu begrenzen, ist unzureichend. Die Ausbildung muß kontinuierlich sein, also bereits in der Grundausbildung beginnen. Freilich darf letztgenannte nicht "überfrachtet" werden! Bei der "Spezialausbildung" angewandte Methoden als "Erfordernis", in der Grundausbildung aber als "Folter", "Schikane" und "Quälerei" zu bezeichnen, ist widersprüchlich. Und wo will man dabei eine Grenze ziehen? Bekanntlich sind andere Armeen beim Drill weniger zimperlich.

Johann Troltsch, Kempten

 

Wieder zweierlei Maß

Man stelle sich nur einmal vor, die Mißhandlungsvorgänge in der Bundeswehr wären unter einem CDU-Verteidigungsminister vorgekommen. Wie laut und heftig wäre das Rücktrittsgeschrei von SPD, Grünen und den Medien? Struck, der als oberster Soldaten-Dienstherr für die Folterungen in seiner Truppe verantwortlich ist, wird dagegen von allen Seiten mit Samthandschuhen angefaßt. Hier wird von seiten der Medien wie so oft mit zweierlei Maß gemessen. Dabei läßt Struck schon seit Wochen Eignung und Qualifikation - bei Pressekonferenzen manchmal bis zum Rande der Peinlichkeit - für das Amt eines Verteidigungsministers vermissen. 

Steffan Herre, Düsseldorf

 

 

Zu: "Ich glaube nicht, daß sich die Deutung als 'Befreiung' durchsetzt", Interview mit Karlheinz Weißmann, JF 50/04

Neuerörterung 2005

Das Kriegsende wird 2005 vermutlich mit dem 60. Jahrestag der Kapitulation der deutschen Wehrmacht (nicht Deutschlands) neu erörtert werden. Der Auffassung von Herrn Weißmann schließe ich mich an. Deutschland hat 1945 eine vollständige Niederlage erlitten. Hierzu wird dem deutschen Volk von den selbsternannten Volkserziehern eingebleut, daß Deutschland am Krieg und allem, was damit zusammenhängt, schuldig war und die Deutschen für alle Übel als "Täter" gegenüber den "Opfern" verantwortlich sind. Allerdings verträgt sich damit nicht, daß die Alliierten 1945 die Deutschen befreit hätten; denn seit wann befreit man Schuldige und Übeltäter?

Herbert Bath, Berlin

 

 

Zu: "Angela Merkel allein zu Haus" von Paul Rosen, JF 50/04

Erinnerung und Patriotismus

Patrioten braucht das Land. Aber was haben wir unter diesem über Jahrzehnte hinweg diskriminierten Inhalt zu verstehen? Ich würde darunter verstehen wollen, daß unser Land nicht nur von Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus bedeckt ist, sondern daß in unserem Land alle Opfer, auch Soldaten, Vertriebene, im Bombenhagel Verbrannte und Geschändete ihre würdige Erinnerungsstätte erhalten. Gerade heute las ich in der Berlin-Beilage der Welt, daß jeder Mensch es wert sei, daß man sich an ihn erinnert.

Das bezog sich natürlich nur auf die Opfer des Holocaust. Da hätte es doch etwas mit Kultur und Menschlichkeit zu tun, sich aller Opfer zu erinnern. Vier meiner Mitschüler sind im Alter von 19 Jahren für Deutschland gefallen. Auch sie sind Opfer, die es wert sind, daß wir uns an sie erinnern. Patrioten tun das. Was weiß Angela Merkel von Patriotismus? In welchem Haus wohnt sie? Wen gibt es heute noch in ihrer Partei, der die moralische und patriotische Substanz eines Alfred Dregger oder Heinrich Lummer hat? Was für einen Patriotismus meint die CDU? Muß sie vor einer Definition erst Herrn Spiegel fragen?

Martin Bensburg, Salzhausen

 

 

Zu: "Ein Dorf inmitten der Großstadt" von Ulrich Richter, JF 50/04

Sozialhilfedynastien

Die Klein-Istanbuler können nicht davon leben, daß sie sich gegenseitig Gemüse und Tee verkaufen. Also muß Geld von außen nach innen fließen. Aber wieviel und von wem? Ich meine vor einiger Zeit gelesen zu haben, daß im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg überdurchschnittlich viele Bewohner Sozialhilfe beziehen - manche Familie bereits in der dritten Generation, was wohl kaum mit dem Sozialhilfegesetzbuch in Übereinstimmung zu bringen ist.

Martin Wiehage, Werther

 

 

Zu: "Eindeutige Positionsbestimmung" Interview mit Rolf Schlierer , JF 50/04

Schlierer merkwürdig

Es mutet schon merkwürdig an, wenn ausgerechnet der Vorsitzende der Republikaner, dessen Partei von "anständigen" Politikern und Journalisten der Nazinähe und Verfassungsfeindlichkeit bezichtigt wird, der NPD unterstellt, "die Demokratie beseitigen und eine Neuauflage des NS- Regimes" zu wollen. Nach meinem Kenntnisstand ist letzteres nirgends dokumentiert und wird selbst von den - allerdings mehr als bedenklichen - Äußerungen des NPD-Vorsitzenden Voigt nicht getragen.

Dr. Albrecht Giese, Emmelshausen

 

 

Zu: "Das Ende einer Lebenslüge" von Alexander Griesbach, JF 50/04

Gewerkschaften waren dagegen

Helmut Schmidt hat völlig recht - selbst wenn dies heute wenig nützt -, wenn er darauf hinweist, daß es schon in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts falsch war, Gastarbeiter aus fremden Kulturen nach Deutschland zu holen. So war auch Ludwig Erhards Ansicht in den sechziger Jahren weitschauend richtig, wenn er meinte, die Deutschen sollten lieber länger arbeiten, als Gastarbeiter ins Land zu holen. Die Gewerkschaften waren dagegen, obwohl sich heute herausstellt, daß es besser gewesen wäre, die Arbeitszeit und damit den Arbeitskräfteeinsatz der fortschreitenden Rationalisierung anzupassen und damit die Arbeitslosigkeit langfristig durch den Schrumpfungsprozeß der Bevölkerung zu beseitigen bzw. gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Das Wirtschaftsministerium hatte auch in der Regierungszeit von Helmut Kohl in den neunziger Jahren festgestellt, daß eine erfolgreiche Wirtschaft auch bei einer schrumpfenden Bevölkerungszahl möglich ist. "Die wichtigste Voraussetzung hierfür ist, daß die Rate des technischen Fortschritts die Schrumpfungsrate der Bevölkerung übersteigt. Eine Steigerung des Pro-Kopf-Einkommens und damit des Lebensstandards ist auch bei schrumpfender Bevölkerung möglich, solange überhaupt technischer Fortschritt realisiert wird." Der Süssmuth-Flügel war aber wohl stärker.

Klaus Fisch, Wasserburg am Inn

 

Unwillige Politiker

Mit diesen Politikern, welche in unseren Parteien das Sagen haben, wird es wohl nicht möglich sein, irgendeine Handlungsfähigkeit zurückzugewinnen. Denn allem Anschein nach ist dazu auch nicht der geringste Wille vorhanden, leider.

Hans Demmeler, Memmingen

 

Schmidt war kein Bürobote

Es ist ja zu begrüßen, daß Altbundeskanzler Schmidt im Alter zur Vernunft kommt. Nur sollte eines nicht vergessen werden: Seine Jahre im Bonner Kanzleramt verbrachte Herr Schmidt nicht als Bürobote! Er saß in einer anderen Etage. Herr Schmidt gehört zu den Hauptverantwortlichen. 

Gottfried Dyrssen, Aumühle

 

 

Zu: "Auf den Spuren von Friedrich Merz" von Paul Rosen, JF 49/04

Der Geist aus der Flasche

Stoiber warnt die CSU vor einem "massiven Bruch mit der CDU" und ... fällt wieder einmal um! Unzählige Male schon ist das blonde, nun schon fahle "Fallbeil" zum zahmen Tiger geworden und als Bettvorleger gelandet. Warum nur hat die CSU eine so große Angst vor einer Wiederbelebung des "Kreuther Trennungsgeistes" (Rosen)? Sie hätte ja nur zu gewinnen, wenn sie die CDU nach Bayern hereinließe - wo diese ihr kaum Anhänger abjagen könnte - und dafür in die übrigen Bundesländer hinauszöge, wo sie enormen Zulauf fände. Dies schlösse ein künftiges "Getrennt marschieren - gemeinsam schlagen" auch keinesfalls aus.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zu: "Einwanderung mit Brautstrauß" von Josef Hämmerling, JF 45/04

Gemeint sind Zuwanderer

Der Begriff Migranten (Hin- und Her-Wandernde) ist doch sicher ein Oberbegriff, der beide Richtungen des Wanderns umfaßt, also Emigranten wie Immigranten. Nun hat sich aber seit Jahren der Usus breitgemacht, statt Zuwanderer "Migranten" zu schreiben. Klingt ja viel harmloser, Leute, die halt mal kommen und mal gehen. Gemeint sind aber Zuwanderer. Das habe ich immer für eine der heutzutage üblichen vernebelnden Begriffsverwendungen gehalten. Nun fällt mir aber in den letzten Monaten auf, daß Autoren der JUNGEN FREIHEIT denselben Begriff in derselben Bedeutung benutzen, selbst ihr Chefredakteur. Ist das Nachlässigkeit?

H. Speer, Per E-Post


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