© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/05 14. Januar 2005

WIRTSCHAFT
Spenden ist geil
Bernd-Thomas Ramb

Die Uno befürchtet, daß von den staatlichen Hilfszusagen für die Opfer der Flutkatastrophe in Südostasien in Höhe von mehreren Milliarden Dollar nur ein Bruchteil tatsächlich geleistet wird. Die Uno spricht aus den Erfahrungen der vergangenen Naturkatastrophen, zuletzt von den unerfüllten Hilfeversprechen vor einem Jahr für die Erdbebenopfer in der iranischen Stadt Bam. Damals sind, wie ein Sprecher des UN-Hilfekoordinators mitteilt, Hilfezusagen über einen Gesamtbetrag von einer Milliarde Dollar erfolgt. Bei der Uno abgeliefert wurden jedoch nur 117 Millionen. Der Iran berichtet sogar, daß lediglich 17,5 Millionen Dollar eingetroffen sind.

Die Welt scheint solche Realitäten kaum wahrzunehmen. Die Bundesregierung fühlt sich verpflichtet, Hilfezusageweltmeister zu werden, zur offensichtlichen Begeisterung der Bevölkerung. Die hat schließlich über ihre private Spendenbereitschaft eine Spitzenreitervorgabe geliefert. Spenden ist geil, besonders wenn der Name im Fernsehen erscheint oder im Rundfunk genannt wird. Genauso wie bei dem ähnlich klingenden Werbespruch obsiegt dabei eine (gewollte) Illusion: Je mehr, um so besser. Beim geilen Sparen wird virtuell der Betrag zwischen gezahltem Preis und angeblich höherem Preis "eingespart". Je mehr man ausgibt, um so mehr spart man? Je mehr man spendet, um so mehr hilft man? Und wem? Allein die Differenz zwischen den von der Uno eingenommenen und bei den Hilfebedürftigen angekommenen Geldern macht stutzig. Spenden ist Vertrauenssache. Offensichtlich kann man aber noch nicht einmal der Uno vertrauen. Eher den Fernsehsendern oder der Regierung? Wer echt und effizient spenden will, muß vorher prüfen, wer der richtige Empfänger ist.


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