© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/05 21. Januar 2005

UMWELT
Rinderwahnsinn fällt aus
Alexander Barti

Wer forschen will, braucht Geld. Das wird vom Staat und von der Industrie verteilt. Und die geben nur was, wenn sie ein Interesse haben. Der Staat - sprich: die Politiker - wollen Wahlen gewinnen, und die Industrie lebt für den Profit. Aus dieser banalen Feststellung läßt sich das Verhalten der Menschen in den Laboren prächtig ableiten. Wer Kohle will und Renommee, der sollte ordentlich Panik machen. Horrorszenarien entwerfen, die die Menschen verunsichern. Dann rollt der Rubel. Und bis sich herausstellt, daß es doch nicht so übel wird, ist der erste Nobelpreis schon eingeheimst. Durch den Verzehr von verseuchtem Rindfleisch aus der Zeit vor dem Bekanntwerden des "Rinderwahn-Skandals" (Creutzfeldt-Jakob-Krankheit) könnten sich zahlreiche Menschen die Krankheit zugezogen haben - hieß es immer wieder. Vor acht Jahren hielten viele Wissenschaftler bis zu zehn Millionen Tote für möglich. Man warnte vor einer "Zeitbombe".

Alles Unsinn, wie man in der aktuellen Ausgabe des Londoner Journal of the Royal Society Interface ( www.pubs.royalsoc.ac.uk ) nachlesen kann. Höchstens 600 Todesfälle wird es noch geben, vielleicht aber auch nur 70. Damit rutscht das Ganze in eine sehr überschaubare Dimension. Sicherlich ist in den vergangenen Jahren viel gegen den Wahn getan worden. Das mag dazu beigetragen haben, daß die Zahl der Todesfälle ihren Höhepunkt - 28 Menschen - 2000 erreichte und seitdem stetig fällt. Sehr erfreulich. Doch ist es nicht so, daß der eigentliche Irrsinn darin bestand, Tierkadaver an Pflanzenfresser zu verfüttern? So lange sich alles darum dreht, maximalen Nutzen (auch) aus den Tieren zu holen, wird es immer wieder zu rätselhaften Erkrankungen kommen.


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