© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 04/05 21. Januar 2005

Meldungen

Soldatische Retter 1942/43 in Wilna

BERLIN. Das einstige Zentralorgan der marxistisch-leninistischen Historikergarde der DDR, die Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, nach 1990 Auffangbecken für abgewickelte SED-Chargen der Zunft wie für alte und junge Wegbegleiter aus dem Westen, ist seit langem das Sprachrohr der zeitgeschichtlichen Reemtsma-Fraktion. Um so erstaunlicher ist es, unter den deutsche Vergangenheit als negatives Bezugssystem errichtenden Aufsatzhalden eine Studie zu finden, in der Deutsche, sogar deutsche Soldaten, nicht Täter, sondern wahre "Gutmenschen" sind. "Am Rande des Holocaust" nennt Kim Priemel eine Untersuchung über die "Rettung von Juden durch Wehrmachtangehörige in Vilnius" (Heft 11/2004). Natürlich hätten die drei Retter, der Oberzahlmeister Oskar Schönbrunner, der Major Karl Plagge sowie der Feldwebel Anton Schmid, nicht aus Philanthropie, sondern aus "Sachzwängen", im moralisch für sie günstigsten Fall "aus ambivalenten Motiven" gehandelt. Alle drei hätten sich bemüht, das Leben jüdischer Ghettobewohner zu retten, indem sie ihnen "Schutz durch Arbeit" für das Heer verschafften. Obwohl Mitte 1943 die vollständige Liquidierung des Ghettos angeordnet wurde, weil Verbindungen zum weißrussischen Partisanenumfeld eine "reale Gefahr" geschaffen hätten, gelang es Plagge, in Verhandlungen mit der SS die Zahl "seiner" jüdischen Beschäftigten sogar noch zu erhöhen. Plagge und Schönbrunner überlebten ihren riskanten Einsatz, Schmid, der sogar mit dem jüdischen Widerstand kooperierte, wurde durch die Geheime Feldpolizei verhaftet und zum Tode verurteilt.

 

1990: Gründung der Unionsschwester DSU

BERLIN. Am 21. Januar 1990 gründete sich auf dem Parteitag der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NDPD), die zusammen mit den anderen Blockparteien LPDP und CDU auch in der Modrow-Regierung eingebunden war, die Deutsche Soziale Union (DSU). Diese neue Partei setzte sich aus elf Parteien und Gruppierungen zusammen und verstand sich laut ihrem Vorsitzenden Hans-Wilhelm Ebeling als Schwesterpartei zur bundesdeutschen Union. In München erkannte der CSU-Vorsitzende Theo Waigel die DSU als politischen Partner an und sagte politische und technische Hilfe zu. Waigel betonte, bei der Gründung der neuen Partei sei seine Partei die "treibende Kraft" gewesen, um die Notwendigkeit "eines nichtsozialistischen Bündnisses breiter Kräfte in der DDR" zu unterstreichen. Bei der letzten Volkskammerwahl am 18. März trat die DSU im Bündnis "Allianz für Deutschland" mit der CDU und dem Demokratischen Aufbruch (DA) an und erreichte 6,3 Prozent der Stimmen.

 

Der Untergang - Vergessene deutsche Gedenktage 1944/45

Vor sechzig Jahren: Die Einkesselung Ostpreußens

Am 26. Januar 1945 gelang der Roten Armee der Durchbruch bis an das Frische Haff östlich von Elbing bei der Ortschaft Tolkemit. Damit waren Königsberg und der noch verteidigte Teil Ostpreußens abgeschnürt. Die einzig verbliebene Fluchtmöglichkeit neben der Ausschiffung in Pillau führte über das vereiste Haff und die Frische Nehrung in Richtung Danzig. Der fortgesetzte Beschuß und das Bombardement dieser ungeschützten Trecks kosteten geschätzte 50.000 ostpreußische Zivilisten das Leben.


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