© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/05 28. Januar 2005

Schilys Definitionen
von Holger Wartz

Der Name klingt originell: "Aktion Kehraus". Gemeint ist eine Art Massenausweisung von Islamisten. "Hunderte", so melden die Medien, würden derzeit auf "Schwarzen Listen" für den schnellen Rauswurf erfaßt. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) ist sicher - das ist der große Wurf. Künftig wird es möglich sein, Ausländer auch "aufgrund einer auf Tatsachen gestützten Prognose zur Abwehr einer besonderen Gefahr" auszuweisen. Vor allem viele Konservative applaudieren und fühlen sich bestätigt. Wird etwa das Problem der Überfremdung jetzt auch von Rot-Grün erkannt?

Dabei gerät immer mehr die Frage in den Hintergrund, wer oder was überhaupt ein "Islamist" ist. Doch scheint die Frage durchaus wichtig - gerade in einem Land, wo jemand, der sich weigert, Homosexualität als "normal" zu akzeptieren, Abtreibung als Mord bezeichnet und dabei noch regelmäßig in die Kirche geht, bereits als "christlicher Fundamentalist" gilt. Für Islamismus gilt dasselbe. Seit den Anschlägen auf das Welthandelszentrum in New York wird auch dieser Begriff bis ins Unendliche gedehnt. Nach linker Diktion wird man zum schnell zum Fundamentalisten, wenn man mit seinen religiösen Wertvorstellungen in der bundesdeutschen Spaßgesellschaft aneckt. Verweigert man sich, scheint es gefährlich für den Aufenthaltsstatus zu werden. Was lernt man daraus? Der rot-grüne "Wunschausländer" schaut RTL2, trinkt Alkohol, hat Übergewicht, besucht den Christopher-Street-Day und trägt eine rote Aidsschleife. Alle anderen haben schlechte Karten.


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