© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/05 28. Januar 2005

UMWELT
Ein flauer Magen bleibt
Harald Ströhlein

Hin und wieder schrecken uns Meldungen über dioxinhal-tige Lebensmittel. Pikanterweise sind es diesmal Eier von deutschen Freiland-Legehennen, die - im Boden nach Würmern scharrend - ihrem privilegierten Dasein frönen. Mag dies auch viele Bio-Öko-Fundis in schwere Glaubenskrisen stürzen: Für Eingeweihte ist es altbekannt, daß die Eier frei lebender Hühner mit durchaus doppeltem Dioxingehalt aufwarten wie jene aus der Käfighaltung. Aber gerade letztere war es, der Renate Künast als damals frisch gekürte grüne Agrarministerin allem Kalkül zum Trotz den Krieg erklärte, den sie auch gewann: Ab 2007 heißt es Freiheit für das Federvieh in Freiland und Voliere. Bei diesem ideologischen Alleinritt bleiben jedoch unsere heimischen Geflügelhalter angesichts eines aggressiven Weltmarktes auf der Strecke.

Denn die Käfighaltung, die zu 80 Prozent die heimische Eierproduktion trägt, ist durch alternative Haltungsformen nicht zu kompensieren. Zuletzt zählte man in Deutschland 86.800 Betriebe, die Legehennen hielten; das sind elf Prozent weniger als zwei Jahre zuvor. Die Anzahl der produzierten Konsumeier fiel in den Jahren 2000 bis 2003 um 8,3 Prozent von 14,5 auf 13,3 Milliarden; gleichzeitig stiegen die Einfuhren von 6,1 auf 6,4 Milliarden um fünf Prozent. Der Marktanteil der deutschen Erzeugung beträgt bei einst übermächtiger Dominanz nur noch 63 Prozent. Es bleibt zu hoffen, daß Argus auch die importierte Eierschwemme nicht aus seinen Augen verliert und fleißig kontrolliert. Und deshalb bleibt trotz der vom Bundesinstitut für Risikobewertung vermeldeten Frohbotschaft, von den dioxinlastigen Eiern gehe - weil noch unterhalb des Grenzwertes - keine Gefahr aus, ein flauer Magen.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen