© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/05 04. Februar 2005

Frisch gepresst

Friedrich Hielscher. Fast zeitgleich mit Ina Schmidts "Herr des Feuers" (JF 50/04) ist eine zweite umfangreiche Biographie des Nationalrevolutionärs und Sektierers Friedrich Hielscher erschienen. Der schon mit einschlägigen Publikationen zur Geschichte der Konservativen Revolution und ihres Umfeldes hervorgetretene Historiker Peter Bahn urteilt souveräner als Schmidt und stellt Hielschers "heidnische Theologie" konziser dar, verliert sich auch nicht wie die Hamburger Doktorandin in endlosen Testinterpretationen und Vergleichen, spitzt die Frage nach der Aktualität schärfer zu ("Hielscher als 'Vordenker' von Ethnopluralismus und Regionalismus?" oder "Hielschers Zivilisationskritik im Zeitalter der Globalisierung"), hat sich aber offensichtlich die Puzzlearbeit der Zeitzeugenbefragung erspart, die Schmidt in die Lage versetzte, Hielschers Aktivitäten im Dritten Reich in relativ minutiösem Detail zu rekonstruieren (Friedrich Hielscher 1902 - 1990, Einführung in Leben und Werk, Bublies-Verlag, Schnellbach 2004, 416 Seiten, Abbildungen, broschiert, 19,80 Euro ).

Sorge um Deutschland. Er ist Volkswirt, er ist Grieche - und er macht sich Sorgen um die Deutschen. Dabei sei unsere Lage - Rezession hin, fast fünf Millionen Arbeitslose her - gar nicht so schlecht, wie uns eingetrichtert wird, meint Spiridon Paraskewopoulos (Was ist bloß mit den Deutschen los? Wie Deutschland noch zu retten ist. Brendow Verlag, Moers 2004, 130 Seiten, broschiert, 8,90 Euro). Wir hätten die welthöchsten Bruttolöhne, fast die welthöchste durchschnittliche Arbeitsproduktivität, den weltlängsten Jahresurlaub und eine der welthöchsten Pro-Kopf-Konsumausgaben - trotz Wiedervereinigung und riesigen Sozialapparats. Paraskewopoulus' These: Nicht die soziale Absicherung ist schuld an Unterbeschäftigung und Krise, sondern Unterbeschäftigung und Krise sind schuld an abnehmender sozialer Absicherung. Um das zu untermauern, interpretiert er bekannte "Deutschland in der Krise"-Fakten vor einem sozialen Hintergrund neu. Dabei konzentriert er sich auf das Positive, was erfrischend ist, manchmal aber einfältig wirkt. Seine größten Vorzüge - Problemlösungsoptimismus und sozialer Idealismus - sind zugleich seine größten Stolpersteine, denn er muß sich die Frage gefallen lassen: woher nehmen, wenn nicht stehlen?


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen