© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/05 11. Februar 2005

Zitate

"Weder die Athener noch die Franzosen wollten ihre Vergangenheit entsorgen, wie Habermas das genannt hat, als sie, nachdem die Schreckensherrschaft endlich vorüber war, von einer 'Aufarbeitung' ihrer jüngeren Geschichte Abstand nahmen. Als empfindsame Bürger wollten sie nur eins: über der Erinnerung an die Untaten der Tyrannei nicht stumpfsinnig oder pfäffisch werden. Vergessen worden ist trotzdem nichts (...). Niemand von denen, die damals für Vergessen plädiert hatten, tat dies in der Absicht, Frieden zu schließen mit den Tätern. Man wollte nur die Last der Vergangenheit so herrichten, daß sie sich tragen, ertragen ließ."

Konrad Adam, Publizist, in der "Welt" vom 31. Januar

 

 

"Angesichts der Fülle von Massenverfolgungen in der Vergangenheit und Gegenwart mögen viele nicht mehr einsehen, warum sie dem Judenmord in Europa eine besondere, sozusagen privilegierte Beachtung schenken sollten. Am Ende nun beginnt der Unwille, den Juden noch einen gesonderten Opferstatus einzuräumen, in Aggression gegen die Juden umzuschlagen, die weiter auf ihm zu beharren scheinen. Diesen Reflex machen sich die Geschichtsrevisionisten von rechts jetzt mit voller Kraft zunutze."

Richard Herzinger, Publizist, in der "Literarischen Welt" vom 5. Februar

 

 

"Die Verantwortung für die Schoah ist Teil der deutschen Identität. (...) Auch die Generationen, die nach dem Krieg geboren sind, wissen, daß die Jahre der Naziherrschaft ein nie auslöschbarer Teil der deutschen Geschichte sind. (...) Zwischen Deutschland und Israel kann es nicht das geben, was man Normalität nennt."

Horst Köhler, Bundespräsident, in der Knesset am 2. Februar

 

 

"Ich glaube nicht, daß die NPD eine Gefahr für die Verfassungsordnung der Bundesrepublik darstellt und würde auch schon aus diesem Grunde vor einem weiteren Verbotsverfahren warnen."

Claus Leggewie, Politologe an der Universität Gießen, im Deutschlandfunk am 1. Februar

 

 

"Vermutlich wäre es heute noch schwieriger als beim letzten Mal, der NPD die für ein Verbot nötige 'aggressiv-kämpferische' Haltung nachzuweisen. (...) Soziale Abstiegsängste lassen sich nicht verbieten, die Attraktivität der rechten Subkultur könnte durch ein Verbot womöglich sogar wachsen. Nicht die NPD ist unter Jugendlichen cool, sondern die Ideologie, die sie trägt. (...) Ein Parteiverbot brächte kaum etwas. Es würde nur ablenken."

Toralf Staud in der "Zeit" 6/05

 

 

"Der Irak ist seit 1.500 Jahren ein Hort der Unruhe, Amerika hat sich das schwierigste aller arabischen Länder ausgesucht und eine Büchse der Pandora aufgemacht. (...) In 20, 30 Jahren sieht man vielleicht klarer, aber die Auflösung der Armee, das kann man schon heute sagen, war sicher ein großer Fehler und hat viel zur Destabilisierung beigetragen."

Walid Ibn Talal, saudi-arabischer Prinz, im "Spiegel" 5/05


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