© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/05 18. Februar 2005

Meldungen

"Dresden war keine Antwort auf Coventry"

LONDON. Der britische Historiker Frederick Taylor hat die anläßlich des 60. Jahrestages der Zerstörung Dresdens von deutschen Politikern verbreitete These, der strategische Bombenkrieg der Royal Air Force sei "eine Antwort auf die deutschen Bomben auf Coventry" gewesen, zurückgewiesen. "Nein, absolut nicht", erklärte Taylor letzten Samstag in der Berliner taz. "Die Briten waren auch ohne deutsche Bombardierungen auf einen aggressiven Bombenkrieg vorbereitet. Beide, Deutsche und Engländer, hatten den strategischen Luftkrieg in Reserve - und sie haben ihn eingesetzt, als es ihnen nützlich erschien", meinte der Autor des Buches "Dresden, Dienstag, 13. Februar". Deshalb sei die Frage, wer angefangen habe, unwesentlich. Die Bombardierung Dresdens liege "direkt an der Grenze zwischen Erlaubtem und Unerlaubtem, in einer Grauzone, über die auch die Haager Kriegsrechtskonvention keine eindeutige Auskunft gibt. Sie war moralisch verwerflich - aber ich bezweifle, daß sie völlig ungerechtfertigt war."

 

Apple-Konzern verklagt Internet-Journalisten

WASHINGTON. Der US-Computerhersteller Apple will Internet-Journalisten gerichtlich verbieten lassen, im voraus über neue Apple-Produkte zu berichten. Nach Ansicht des kalifornischen Unternehmens könnten die verbreiteten Informationen durch ihre vorzeitige Veröffentlichung Apple erheblichen Schaden zufügen. Daher sollen Journalisten nach dem Willen Apples in gewissen Situationen ihre Informanten preisgeben müssen. Wegen der Apple-Klage gegen die Internetportale "PowerPage" und "Apple Insider" haben die Anwälte der betroffenen US-Journalisten gemeinsam mit der Electronic Frontier Foundation (EFF) ein Schreiben bei einem Gericht eingereicht, worin deren Schutz gefordert wird. Kalifornische Gesetze schützen bislang nur Journalisten, "die mit Zeitungen, Magazinen und periodischen Publikationen im Zusammenhang stehen oder von ebensolchen beschäftigt werden". Internet-Medien werden hier allerdings nicht explizit erwähnt.

 

Unterhaus stimmt für EU-Verfassung

LONDON. Das britische Unterhaus hat sich letzte Woche mit 345 zu 130 Stimmen für die EU-Verfassung ausgesprochen. "Die Wahl ist: Stärke für Großbritannien oder Isolation und Schwäche", hatte der britische Aussenminister Jack Straw vor der Abstimmung gemahnt. Die vorläufige Annahme ist aber nicht verbindlich, da die Bevölkerung 2006 in einem Referendum über die EU-Verfassung entscheiden soll. Die Tory-Opposition lehnt die EU-Verfassung ab. Sie fürchten, der neue EU-Vertrag könne die Souveränität Großbritanniens untergraben und die Brüsseler Exekutive zu sehr stärken.

 

Meinungsfreiheit für konservativen Pastor

STOCKHOLM. Ein schwedisches Berufungsgericht hat letzten Freitag den evangelischen Pastor Åke Green vom Vorwurf "aufrührerischer Rede" freigesprochen und damit die Verurteilung zu 30 Tagen Haft einer Vorinstanz aufgehoben. Der 63jährige hatte 2003 in einer Predigt Homosexuelle als "Krebsgeschwür" bezeichnet und behauptet, bei ihnen sei es wahrscheinlicher, daß sie Kinder und Tiere vergewaltigten. Seine Äußerungen seien aber durch das Recht auf Meinungsfreiheit geschützt, urteilte jetzt das Berufungsgericht. Das Berufungsgericht erklärte, die Ansichten des Pastors könnten sicherlich in Frage gestellt werden, es sei aber nicht verboten, eine persönliche Interpretation der Bibel anzubieten und andere aufzurufen, ihr zu folgen. Green war nach einem Gesetz verurteilt worden, das "aufrührerische Reden gegen bestimmte Volks- oder Religionsgruppen" unter Strafe stellt.


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