© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/05 18. Februar 2005

Der letzte Marsch
Publizistik: Wolfgang Venohr in Berlin beigesetzt
Dieter Stein

Begleitet von einem engen Kreis von Verwandten und Freunden wurde am vergangenen Donnerstag in Berlin der am 26. Januar im Alter von 79 Jahren verstorbene Publizist Wolfgang Venohr auf dem Friedhof Schmargendorf in Berlin beigesetzt.

Pfarrer Krügerke von der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde würdigte den Lebensweg des Verstorbenen in einer Trauerfeier. Der älteste Sohn, Woldemar Venohr, rief eine unbeschwerte Kindheit in Erinnerung und das Beispiel, das ihm sein Vater gegeben habe. "Sans peur et sans reproche" (Ohne Furcht und Tadel) habe Wolfgang Venohr einst als Leitsatz an das Bücherregal der Familie geheftet. Nach diesem Motto habe sein Vater gelebt, und so solle man ihn in Erinnerung behalten.

Dem Wunsch des Verstorbenen entsprechend wurde während der Trauerfeier Musik aus dem Mozart-Requiem gespielt, Martin Luthers Kirchenlied "Ein feste Burg ist unser Gott" und zum Ausklang, im getragenen Orgelklang zunächst kaum zu erkennen, der von Friedrich dem Großen komponierte "Hohenfriedberger Marsch". Spätestens hier spürten viele gerührt: Hier erhält ein Soldat der deutschen Armee sein letztes Geleit.

Schwerer Regen fiel vom Himmel, als der Eichensarg zum Grab getragen wurde. Ihm folgten die Witwe, Almute Venohr, sowie rund 100 Trauergäste, darunter General a. D. Günter Kießling, der langjährige Welt-Journalist und ehemalige Geschäftsführer des Lübbe-Verlages Günther Deschner, der Publizist Herbert Ammon, der Politologe Klaus Motschmann, Studentenfreunde und mehrere einstige Mitarbeiter aus der Zeit Venohrs als Chefredakteur der Fernsehproduktionsfirmen "Stern TV" und "Lübbe TV". Ebenfalls gab Venohr der tschechische Botschafter, Boris Lazar, die Ehre, über dessen Mutter, eine slowakische Partisanenführerin, Venohr einst einen Fernsehfilm gedreht hatte.

Venohr, den die FAZ in einem Nachruf als "Propheten der Einheit" würdigte, hatte mehrere hundert Fernsehfilme produziert, die in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren zur besten Sendezeit gesendet wurden und die häufig Brennpunkte der deutschen Nationalgeschichte thematisierten.

Die von dieser Zeitung zum 80. Geburtstag Wolfgang Venohrs am 15. April 2005 geplante Festschrift wird nun als Gedenkband erscheinen. Über 30 Autoren haben bereits Texte hierzu eingereicht. 


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