© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/05 18. Februar 2005

Tod eines Moralisten
Literatur: US-Dramatiker Arthur Miller verstorben
Stefanie Wegner

Die Verlogenheit des amerikanischen Traums, Schuld und Verantwortung - das waren die großen Themen des US-Dramatikers Arthur Miller, die ihn zum "Gewissen Amerikas" machten. Kritik erfuhr der verträumte Marxist und kritische Patriot dabei sowohl von rechter als auch linker Seite. Von der Großen Depression und dem Zweiten Weltkrieg geprägt, hatte er seine wichtigste Zeit in den fünfziger und sechziger Jahren als Gegenpol zu Tennessee Williams, dessen Spezialität das psychologische Drama war. Vergangenen Donnerstag starb Arthur Miller im Alter von 89 Jahren.

1915 in New York geboren, schrieb Miller schon als Student, von Ibsen und Dostojewski fasziniert, Stücke, der Durchbruch gelang ihm 1947 mit "Alle meine Söhne". Sein bekanntestes Drama ist das mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete "Tod eines Handlungsreisenden" (1949). Es spielt halb in der Traumwelt des kleinen Amerikaners Willy Lo(w)man, der sich schließlich für den vermeintlichen Erfolg seines Lieblingssohnes opfert. Die Tragödie gilt als moderner Klassiker, der bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat und sich auf internationalen Spielplänen hält.

Nicht weniger bedeutend ist sein historisch angelegtes Drama "Hexenjagd" (1953), eine Parabel auf die Kommunistenhatz der McCarthy-Ära: Die Kleinstadt Salem fällt im 17. Jahrhundert einer Massenhysterie zum Opfer. Auch ehrbare Bürger werden der Hexerei beschuldigt, bis die Handlung eine tragisch-absurde Wendung nimmt. Miller wollte mit seinen Stücken bewußt politisch kritisieren - war er doch als linker Autor selbst ins Visier amerikanischer Tugendwächter geraten. Berufliche und private Schwierigkeiten bescherte ihm ein Gerichtsurteil aufgrund seiner "unamerikanischen" Einstellung, das allerdings später aufgehoben wurde.

Arthur Millers vierjährige Ehe mit Marilyn Monroe ist legendär und war 1956 eine Sensation. Für sie schrieb er seine Kurzgeschichte "Nicht gesellschaftsfähig" über das aussterbende traditionelle Cowboytum zu dem berühmten Drehbuch um, das von John Huston 1961 verfilmt wurde.

Obwohl in jüngster Zeit zunehmende desillusioniert, schrieb Miller bis zuletzt Theaterstücke, Kurzgeschichten und Essays, die aber kaum noch Beachtung fanden.


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