© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/05 25. Februar 2005

PRO&CONTRA
Klima-Katastrophe nur Panikmache?
Wolfgang Thüne / Annette Kirk

Das Wetter ist ein allgegenwärtiger Begleiter des Menschen. Mal ist es friedlich und "schön", bisweilen aber auch gewalttätig und "schlecht". Alle Disziplinierungsversuche des Menschen, sich das Wetter "untertan" zu machen, sind bisher gescheitert. Das Wetter macht grundsätzlich, "was es will"! Es hilft alles nichts, der Mensch muß sich mit dem Wetter arrangieren, sich ihm anpassen, sich vor ihm schützen. Zeichnet man das Wetter über Jahre, ja Jahrzehnte auf, dann kann man Statistik betreiben, "mittlere Wetterzustände" berechnen. Man kann Luftdruckfelder "mitteln" und erhält eine "Großwetterlagenstatistik", man kann auch einzelne meteorologische Elemente "mitteln" und erhält "Klimawerte". "Klima" ist Menschenwerk, es ergibt sich aus langjährigen Wetterbeobachtungen. Eine 30jährige Mitteltemperatur sagt nichts aus über den Wetterablauf, der mittlere Wind nichts über die tatsächlichen Windverhältnisse, über Zahl und Zeitpunkt der Sturmböen. "Klima" ist nichts als ein Papiertiger. Doch die Angst vor dem unberechenbaren Wetter sitzt so tief, daß sie leicht durch raffinierte Propaganda auf das "Klima" übertragen werden konnte. Auch ein dialektischer Purzelbaum ändert nichts, auch "Klimaschutz" heißt "Schutz vor dem Klima"!

Die von "Klimaexperten" künstlich geschürte "Angst vor der Klimakatastrophe" hat uns blind gemacht, uns in Panik versetzt, so daß wir uns zu "Klimasündern" haben abstempeln lassen. Wie geblendet starren wir auf die nie eintreten werdende "Klimakatastrophe" und glauben an die Utopie "Klimaschutz". Derweil spielt das Wetter weiter "verrückt" und macht mit uns, was es will! Michael Crichton, Verfasser des Bestseller-Buches "Welt in Angst", ist kein Provokateur, er hat nur den Finger in die Wunde gelegt und die "Klimapolitik" als das bezeichnet, was sie ist, eine schäbige "Politik mit der Angst".

 

Dr. Wolfgang Thüne ist Referent für naturwissenschaftlich-technische Grundsatzfragen der Umweltpolitik in Mainz.

 

 

Das Klimasystem ist komplex, und seine Reaktion auf menschliche Aktivitäten kann zu Überraschungen führen. Das Thema für die Zukunft bleiben die Konsequenzen zunehmender Emissionen von Treibhausgasen und Aerosolpartikeln. Diese sind Folgen der Industrialisierung, der Verstädterung, der Landnutzungsänderung und der Intensivierung landwirtschaftlicher Anwendungen. Solche menschengemachten Störungen werden voraussichtlich zu einer Erwärmung der meisten Gebiete auf der Erde führen, insbesondere der Polarregionen, mit Konsequenzen für den Meeresspiegel und die Wetterbedingungen. Insbesondere erwarten wir Änderungen im Wasserkreislauf, z. B. häufigere und stärkere Extremereignisse in Niederschlag, Überschwemmungen, Dürren und Versteppung. Eine Erde mit mehrfach erhöhtem CO2-Gehalt in der Atmosphäre als heute könnte die Gesellschaft zur Entwicklung von Überlebensstrategien zwingen. Den heutigen Trend in den CO2-Emissionen einzudämmen und sogar umzukehren, bleibt eine komplizierte, aber wichtige Herausforderung. Das Kyoto-Protokoll ist ein Schritt in die richtige Richtung, wenngleich die beschlossene Reduktion sicher viel zu klein ist. In den letzten drei Jahrzehnten wurden riesige Fortschritte darin erzielt, das Klima der Erde, seine Variabilität und seine langzeitigen Änderungen besser zu verstehen. Dennoch sind kritische Aspekte wie die Häufigkeit und Stärke von extremen Wetterbedingungen, die Wahrscheinlichkeit von irreversiblen "Schwellenwertüberschreitungen" und die gesellschaftlichen Konsequenzen solcher Ereignisse noch zu wenig verstanden. Eine intelligente Strategie zur Minderung der Treibhausgasemissionen oder zur Anpassung an den erwarteten Klimawandel kann nur erfolgreich sein, wenn sie begleitet wird von starken nationalen und internationalen Anstrengungen, die Komplexität unseres Erdsystems zu verstehen.

 

Dr. Annette Kirk ist Pressereferentin des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg ( www.mpimet.mpg.de ).


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