© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/05 25. Februar 2005

Meldungen

Re-Islamisierung in Frankreich bedrohlich

PARIS. Der französische Soziologe Alain Touraine hat vor den Folgen einer massiven Re-Islamisierung gewarnt. "Wir haben Gettos. Der extensive soziale Wohnungsbau hat zur Bildung von Vierteln geführt, die im Laufe der Zeit immer ärmer und sozial immer mehr nach unten nivelliert worden sind. Zugleich gibt es eine Zunahme der Diskriminierung und Ablehnung von arabischstämmigen Franzosen, selbst wenn sie bestens integriert sind", erklärte Touraine letzte Woche der Zürcher Weltwoche. "Es gibt in Frankreich eine massive Re-Islamisierung der arabischstämmigen Jugend. In der Regel ist dieser neue Islam erzkonservativ, ohne unmittelbare politische Ambitionen", meinte Touraine. Es existiere aber auch "ein harter Kern des radikalen Islamismus". Touraine verteidigte auch das Kopftuch-Verbot an Schulen: "Wenn die Mädchen in großer Zahl verschleiert erscheinen, entsteht Gruppendruck, und das Frauenbild, das mit der Verschleierung einhergeht, ist nicht akzeptabel für uns", erläuterte Touraine, der das französische Verbotsgesetz mit initiiert hat. "Der ausschlaggebende Faktor ist für mich die Tatsache, daß der politische Islamismus in Frankreich auf dem Vormarsch ist. Wir wollten ein klares Stoppsignal setzen", so Touraine.

 

Scheffer: Nato offen für Beitritt der Ukraine

KIEW. Der neue ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko will sein Land enger an die Nato heranführen. Die Zeit sei "gekommen, die Beziehungen auf eine neue Ebene zu heben", sagte er letzten Dienstag auf einem Nato-Treffen in Brüssel. Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer erklärte, er sei beeindruckt über "die Leidenschaft der Ukrainer für demokratische Werte". Das könne nicht ignoriert werden. "Die Nato verfolgt eine Politik der offenen Tür für diejenigen, die die Kriterien erfüllen", so Scheffer. Die Allianz werde der Ukraine im Rahmen eines Aktionsplanes helfen. So wolle man das Zwölfjahresprogramm zur Zerstörung überflüssiger Munition sowie von 1,5 Millionen leichten Waffen unterstützen.

 

71 Prozent glauben in Europa noch an Gott

ZÜRICH/MOSKAU. Lediglich 71 Prozent der Europäer glauben noch an Gott. Das geht aus einer aktuellen soziologischen Untersuchung hervor, die vom Magazin Reader's Digest in 14 Ländern Europas durchgeführt wurde und in der kommenden Ausgabe veröffentlicht wird. Am höchsten ist der Anteil der Gläubigen in Polen (97 Prozent), gefolgt von Rußland (87 Prozent), Österreich (84 Prozent) und Spanien (80 Prozent). Die Tschechei ist demnach mit 37 Prozent das Schlußlicht. Laut der Reader's Digest-Umfrage glauben nur 53 Prozent der Europäer an ein Leben nach dem Tod. 43 Prozent meinen, daß die Religion notwendig sei, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Laut einer vom russisch-orthodoxen Patriarchat in Moskau veröffentlichten Studie wenden sich die Angehörigen der russischen Streitkräfte fünfmal häufiger der Religion zu als im Zivilleben. In den letzten zehn Jahren habe sich der Anteil der Soldaten, die aktiv am religiösen Leben teilnehmen, verzehnfacht.

 

EU-Referendum mit geringer Beteiligung

MADRID. Die Bevölkerung Spaniens hat letzten Sonntag mit 76,7 Prozent für die neue EU-Verfassung gestimmt. Die Wahlbeteiligung war mit 42 Prozent aber die niedrigste in Spanien seit dem Tod Francos 1975. Das Ergebnis des Referendums ist nicht bindend, die endgültige Entscheidung liegt beim spanischen Parlament. "Ich bin sehr zufrieden", erklärte Premier José Luis Rodríguez Zapatero, der für eine rege Beteiligung geworben hatte. "Heute haben wir Spanier Europageschichte geschrieben."


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen