© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/05 25. Februar 2005

Leserbriefe

Zu: "Die Würde des Ortes respektieren", Interview mit Rolf Hochhuth, JF 08/07

Wertlose Aussagen

Ich kenne Herrn Hochhuth nicht als Autor, nur sein Name war mir bekannt. Es ist eine wahre Freude zu lesen, daß das Buch von Herrn Friedrich wertlos ist. Dem ist nicht so. Das Wertlose, was mir auffällt, sind höchstens die Aussagen die Herr Hochhuth macht. Churchill eine Jahrtausendgestalt! Englischer Kriegseintritt die humane Großtat der europäischen Geschichte!

Ich finde es eine Unverschämtheit, daß Herr Rolf Hochhuth die Kollektivschuldthese zementiert. Das heißt also, daß die Leser dieser Zeitung, die Produzenten dieser Zeitung, all unsere Väter und Mütter von Verbrechern abstammen und selbst welche sind.

Marcus Stiller, Per E-Post

 

 

Zu: "Frühjahrsputz bei einer Zeitung" von Dieter Stein, JF 07/07

Kuppel als Fremdkörper

Zum neuen Symbol der Zeitung: Mich stört die Kuppel, die für mich ein Fremdkörper im Bild der Hauptstadt ist, von einem Architekten der Siegerstaaten entworfen, soll wohl das Niederhalten der Deutschen signalisieren. Glocke übergestülpt! Ich aber setze Hoffnungen auf die JUNGE FREIHEIT!

Dr. H. Kondritz, Buchholz

 

Gelungenes Erscheinungsbild

Ich möchte Ihnen herzlich zum überaus gelungenen neuen Erscheinungsbild meines so geschätzten Wochenblattes gratulieren. Ich wünsche Ihnen, daß dieses mit einer wachsenden Anzahl von Lesern und Abonnenten einhergeht und daß die verfaßten Beiträge weiterhin so profund und "politisch inkorrekt" bleiben.

Michael Hamel, Bruchhausen-Vilsen

 

 

Zu: "Das Inferno" von Doris Neujahr, JF 07/05

Nicht nur linke Pfarrer

Ich würde sehr genau recherchieren, wenn sich der Spiegel mit Kirche beschäftigt und Äußerungen von Pfarrern/Pfarrerinnen kolportiert. Als langjähriger Hauptberufler in der Kirche erlebe ich, wie dieses Blatt seit über 25 Jahren Wahrheit, Halbwahrheit und Lüge zu einem polemischen Mix zusammenrührt, um die Institution Kirche nachhaltig zu beschädigen. Sollte die Äußerung des Pfarrers Fritz so Wort für Wort stimmen und nicht aus dem Zusammenhang gerissen worden sein, ist sie unhaltbar, aber: Frau Neujahr beschreitet dann mit der Instrumentalisierung der Meinung eines einzelnen Pfarrers in ihrem Austeilen gegen die Institution Kirche den gleichen Weg wie der von ihr gescholtene Pfarrer es mit der Bezeichnung Dresdens als "Nazi-Stadt" getan hätte - die dann letztlich ihren Untergang somit auch "verdient" hätte. Es gab genausowenig eine "Nazi-Stadt", wie es denn eine "Fritz-Kirche" gäbe.

Ich wünsche Frau Neujahr bei aller rhetorischen Brillanz und journalistischem Können die Erkenntnis, daß "Kirche" kein monolithischer Block ist, der durch Einzelmeinungen vornehmlich von Bischöfen und Pfarrern ein Bild von Kirche der Öffentlichkeit suggeriert, welches mit der Wirklichkeit nichts gemein hat. Es gibt erheblich abweichende Ansichten vom postlinken EKD-"Mainstream" innerhalb der Kirche und besonders bei denen, die nicht Theologie studiert haben, sondern für andere kirchliche Vollberufe ausgebildet wurden, oft mit vergleichbaren Studiengängen, aber strukturell niedergehalten von eben der Kirche, die seit 1968 den gesellschaftlichen Aufbruch pries. Aber diese Meinungen finden nicht den Weg in den Spiegel. Es gibt in der Kirche nicht nur die meist links eingestellten Pfarrern/innen auf den Titelseiten, sondern eine erhebliche "schweigende" Mehrheit bis hin zu gar nicht links eingestellten Pfarrern/innen und Kirchenmusikern, Küstern, Kirchwarten und Diakonen etc. - eben die gesellschaftliche Normalität.

Jörg Strodthoff, Per E-Mail

 

Schuldknechtschaft

Tragisch, daß an dem Gedenktag an das Kriegsverbrechen der Flächenbombardierung der Altstadt von Dresden nicht endlich eingestanden wurde, daß der Psychopath Adolf Hitler und die von ihm dominierte Bewegung nur zu Macht und Einfluß kam, weil man nach der Urkatastrophe des Ersten Weltkrieges keinen vernünftigen Frieden machte. Endlich sollte festgestellt werden, daß man ihn in den dreißiger Jahren vom Ausland her in den Augen der Deutschen noch aufwertete und hofierte. Auch der so weise Winston Churchill ist davon nicht auszunehmen.

Man kann die heutigen Deutschen nicht dauerhaft in einer Schuldknechtschaft für das Dritte Reich halten und die zeitgeschichtliche Wahrheit vor 1933 vergessen.

Georg K. Schmelzle, Per E-Post

 

 

Zu: "Dresden - 13./14. Februar 1945", JF 07/05

Nachholbedarf

"Der Blick zurück soll dem Weg in die Zukunft dienen". Dies war der Leitsatz einer Predigt, die in einem musikalischen Gottesdienst am 13. Februar 2004 in Dresden gehalten wurde. Zur Aufarbeitung von Schuld gehören drei Schritte: Der jeweilige Täter zeigt Reue, dann vergibt ihm das Opfer, und beide versöhnen sich. Ich denke, im Falle der Bombardierung Dresdens hat dies bisher auf privater Ebene vielfach stattgefunden.

Nur die offiziellen Figuren beider Seiten begreifen nichts, rechtfertigen die Tat, schenken dem Haupttäter ein Denkmal und drücken sich dann die Hände. Aber hätte die deutsche Luftwaffe einen solchen Massenmord zu verantworten, würde das heute zweifellos als Terrorakt gelten. Unsere "Volksvertreter" haben Nachholbedarf!

Timo Westfeld, Per E-Post

 

 

Zum Fragebogen mit Günter Schabowski, JF 07/05

Geistreiche Antworten

Ich lese regelmäßig den Fragebogen, in dem (mehr oder weniger) bekannte Persönlichkeiten kurz auf allgemeine Fragen antworten. Ausnehmend gut haben mir die intelligenten und geistreichen Antworten Günter Schabowskis in der Ausgabe der vom 11. Februar 2005 gefallen. Fallen die Antworten sonst mitunter dröge und schablonenhaft aus, so blitzt bei Schabowski wieder der gewisse Schalk auf, der ihn vielleicht auch an jenem 9. November geführt hat.

Sebastian Hartwig, Per E-Post

 

 

Zu: "Die Mär von der Kostenexplosion" von Jens Jessen, JF 07/05

Sanierungsfall Deutschland

Dem Autor Jens Jessen sei Dank, auf die bereits Ende der siebziger Jahre begonnene Subventionierung der Rentner aufmerksam gemacht zu haben. Zu dieser Zeit war den politischen Akteuren der alten Bundesrepublik die Überalterung der Gesellschaft durch die ansteigende Lebenszeit und den Geburtenrückgang bereits bekannt. Dramatisch wird das Ganze aber erst dadurch, daß von 1960 bis 2003 der Anteil der Sozialausgaben von 21,1 Prozent auf 32,6 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) - bei gleichzeitigen Anstieg der Staatsschulden - zugenommen hat.

Die Folge dieser schlampigen Staatsführung ist letztendlich der derzeit nicht mehr gutzumachende millionenfache Verlust von bezahlbaren Arbeitsplätzen. Doch was bleibt zu tun angesichts der längeren Lebenszeit der Bevölkerung? Ganz einfach drei Dinge, um den "Sanierungsfall Deutschland" (Werner Sinn vom Münchner Ifo-Institut) beispielhaft abwenden zu helfen: Erstens: Einführung des faktischen Renteneintritts ab 70 Jahre statt bisher ab etwa 50 Jahre Zweitens: Hälftige Krankenversicherung der Rentner (KVdT) erst ab 75 Jahren statt bisher nach 63 Jahren (!). Drittens: Einfrieren der Renten für unter 80jährige auf zehn Jahre bzw. bei Kinderlosen auf 20 Jahre. Damit wäre dem wohlfeilen Ausgleich zwischen den unterschiedlich umfangreichen Generationen konkret Genüge getan. 

Adrian W.T. Dostal, Neufraunhofen

 

 

Zu: "Vergangenheitsbewältigung als Religionsersatz" von Bruno Bandulet, JF 07/05

Der Kult mit der Schuld

Wir leben in einer Vergangenheit, die nicht vergehen will. Die Sieger von 1945 haben nicht nur die Geschichte geschrieben, sondern auch institutionelle Rahmenbedingungen geschaffen, innerhalb derer sich die Deutschen fortan zu bewegen hatten. So wurde unsere Geschichte nicht eine Abfolge von Wechselfällen, sondern eine als Ziel anvisierte Dauerbefindlichkeit, in der die Untaten des Dritten Reiches den kleinsten gemeinsamen Nenner darstellen.

So ist das Vergangenheitsbild in der Gegenwart, das immer stärker zum Schreckbild sich entwickelte und wie ein Richtschwert über die Jetztzeit aufgehängt ist, das Bild einer unanfechtbaren Instanz, die Handeln und Nichthandeln, Reden und Schweigen der Nachgeborenen bestimmen möchte. Und im Gegensatz zur unveränderlichen Vergangenheit kann und wird dieses Bild präpariert, instrumentalisiert, propagiert und je nach den aktuellen Bedürfnissen - Meinungsunterdrückung und Meinungsmanipulation eingeschlossen - bewältigt.

Die Schuld-Debatte ist lebendiger denn je, ausgestattet mit neuem Wortschatz und dabei, zu einer Art Staatsreligion zu werden. Doch der Kult mit der Schuld birgt ein höchst destruktives Potential, denn die Gesamtschuld-These verschmilzt langsam aber sicher Politik und Kultur, aber auch Demokratie und Moralbegriffe.

Konrad Zimmer, Königsberg in Unterfranken

 

 

Zu: "Zwang funktioniert niemals" von Roland Baader, JF 07/05

Alternativen zur Staatsschule

Fast so gut wie Finnland schneiden die Niederlande ab in der Pisa-Studie, obwohl sie seit Jahrzehnten weit mehr denn Finnland außereuropäische Masseneinwanderung, geringe Auswanderung der eigenen Armen und von Philips bis Shell attraktive Alternativen zum Lehrerberuf kennen. Drei von vier niederländischen Kindern und 93 Prozent der Schüler der Sekundarstufe II besuchen Privatschulen, weil in der Amtszeit von Ministerpräsident Pastor Abraham Kuyper (1901-1905) dessen calvinistisch-konservative Antirevolutionäre Partei (ARP) die Grundlage legte für die gleiche staatliche Förderung von Privat- wie Staatsschulen.

Und während in den USA in der letzten Generation leider die Schülerzahl katholischer Privatschulen um etwa 3 Millionen Kinder auf fast die Hälfte sank, entstanden zur selben Zeit Tausende von evangelikalen Schulen mit Millionen Schülern. Ebenfalls rasch wachsende evangelisch-konservative Alternativen in Deutschland zur Staatsschule fassen der Förderverein für christliche Schulen, der Privatschulen fördert, und die Philadelphia-Schule, die den Schulunterricht "ganz privat" im Elternhaus fördert, zusammen. 

Ulrich Motte, München

 

 

Zu: "Demokratie auf Abruf" von Thorsten Hinz, JF 06/05

Abschaffung der Demokratie?

Man kann zur NPD stehen, wie man will. Fakt ist jedoch, daß diese Partei nach rechtsstaatlichen Kriterien vom Wähler ins sächsische Parlament gewählt wurde. Wenn die Regierungsparteien daran denken, die NPD in ihrer Meinungsfreiheit und durch Verfassungsänderungen aus Parlamenten zu vertreiben, ist das nach meiner Meinung Antifaschismus in Reinkultur.

Selbst die Bundesvorsitzende der Bündnisgrünen, Claudia Roth, erklärte: "Man bekämpft Rechts nicht, indem man Rechte einschränkt". Dazu die Überlegungen des Innenministers Schily, der den Paragraphen der Volksverhetzung enger auslegen will. Das ist der Einstieg zum Ausstieg aus der Demokratie und der Meinungsfreiheit. Wohlbemerkt von einem Minister, der in besonderer Weise sich stets der demokratischen Rechte und Ordnung bei der Verteidigung von Linksterroristen und Mördern bedient hat. Aber damals ging es um Rechte von menschenrechtsverachtenden Terrorbanden und nicht um den Respekt von Wählerstimmen.

Ekkehard Ahland, Schloß Holte

 

 

Zu: "Pankraz, der Bundeskanzler und das Einsteinjahr" , JF 07/05

Unberechtigte Zweifel

Dem Philosophen Pankraz muß widersprochen werden, wenn er die moderne Physik und Kosmologie in die Nähe von Magie und Schamanentum zu rücken versucht. Der Philosoph ist auf dem Gebiet der Naturwissenschaften damit gewaltig ins Rutschen gekommen. Warum begibt er sich auch auf fremde Wissensgebiete, um dort zu philosophieren?

Wer heute noch die Allgemeine Relativitätstheorie von Einstein in Zweifel zu ziehen versucht, muß sich den Vorwurf der Unsachlichkeit gefallen lassen, wenn er gegen bewiesene Tatsachen argumentiert. Nicht nur die Drehung der Apsidenlinie der Bahn des Planeten Merkur und die bestätigte Lichtablenkung im Schwerefeld der Sonne, sondern auch die im fernen Weltall beobachtete Wirkung der Gravitation von Himmelskörpern auf Lichtstrahlen bestätigen Einsteins Theorie eindeutig. Ferner sind die vor etwa 25 Jahren entdeckten Gravitationslinsen, die weit entfernte Himmelskörper abbilden, ein unumstößlicher Beweis. Die nach einer "Formel" errechnete Lichtablenkung stimmt nicht nur im "Nahbereich", sondern auch bei sehr fernen Objekten zwischen Vorhersage und Beobachtung exakt überein.

Auch wenn für den Laien ein Lichtjahr (Weg des Lichtes in einem Jahr = 10 Billionen Kilometer) außerhalb der Vorstellung liegt, sind Entfernungen von Milliarden Lichtjahren im Universum eine vielfach bestätigte Tatsache. Das Photon, Lichtquant oder Energiequant, das Pankraz als winzige Energie von weit entfernten Sternen oder Galaxien empfangen kann, wird schon ohne Fernglas von der Netzhaut registriert. Diese winzige kosmische Energie kann z. B. von der Andromeda-Galaxie stammen, die über zwei Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Mit modernen Teleskopen, z. B. mit dem Weltraumteleskop "Hubble", sind Objekte zugänglich, deren Lichtquanten Milliarden Jahre benötigten, um uns zu erreichen. Damit ist zeitlich ein Blick zurück bis fast in die Geburtsstunde unseres Universums möglich. Auch dafür gibt es zahlreiche der von Pankraz nicht sehr geschätzten "Beweise"!

Die unberechtigten Zweifel an Bose-Einstein-Kondensaten müssen ebenfalls zurückgewiesen werden. Bei Temperaturen knapp über dem absoluten Nullpunkt können Atome in eine gemeinsame Materiewelle kondensieren und verhalten sich kollektiv wie in einem Orchester im gleichen Takt. Diese "Kondensate" werden bereits seit 1995 hergestellt und derzeit vom Max-Planck-Institut für Quantenoptik Garching für Experimente zur Entwicklung von Quanten-Computern genutzt. Auch die in Teilchenbeschleunigern erzeugte Vielzahl von kurzlebigen Elementarteilchen ist Realität. Sie werden vorausgesagt, vorausberechnet, erzeugt und nachgewiesen.

All dies ist keine Zauberei oder Magie, sondern reproduzierbare Physik, die aber nur verständlich wird, wenn man sich eingehend mit den Grundlagen befaßt. Genau wie in der Philosophie gibt es auch in der Astrophysik und Kosmologie viele Versuche und Denkansätze, um den Kosmos besser zu verstehen. Auch wenn nicht alle Theorien zutreffen, sollten sie nicht unbesehen verworfen werden.

Dr. Günther Riedel

 

 

Zu: "Falsche Antworten" von Dieter Stein und "Scham ist nicht schrill" von Doris Neujahr, JF 05/05

Gefühl der Traurigkeit

Dieter Steins Analyse der politischen Landschaft im Hinblick auf die Frage einer wirklich rechten Partei zeigt ebenso klar wie nüchtern den eklatanten Mangel an Würde und Demokratie in diesem Staat, wo man das angebliche Wiederaufkommen totalitären Gedankenguts statt mit den Mitteln der parlamentarischen Demokratie durch einseitige Aberkennung demokratischer Rechte zu bekämpfen sucht, ein Verfahren, das es eigentlich nur in Diktaturen gibt. Der Artikel zum Auschwitz-Gedenken fällt mir durch eine Besonderheit auf: Er zeigt demjenigen, der sich vom immer mächtiger werdenden Holocaust-Gedenk-Betrieb erschreckt und abstoßen fühlt, einen Weg, wie man dem natürlichen Gefühl der Traurigkeit über das wirkliche Geschehene folgen kann.

Denen, die in der ganzen Welt immer größere Mahnmale installieren und immer pompösere Gedenkfeiern durchführen, denen, die das alles aus Opportunismus und Angst vor Vernichtung ihrer politischen Karriere mitmachen, ist ja leider das Leid der von den Nationalsozialisten Verfolgten völlig gleichgültig. Sie entwürdigen diese Menschen letztlich noch einmal, indem sie deren schreckliches Schicksal zur Unterdrückung des Rechts und der Freiheit mißbrauchen. 

Christa Puls, Berlin


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