© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/05 04. März 2005

Christliche Kulturrevolution
Im Gespräch: Christa Meves
(idea)

In Deutschland formiert sich wenig Widerstand gegen Abtreibungen, weil inzwischen schon fast jeder zweite direkt oder indirekt an einer Abtreibung beteiligt gewesen ist. "Diese Masse muß ihre Schuld verdrängen", sagte die Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin Christa Meves in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea.

Seit Anfang der 1970er Jahre habe es rund acht Millionen Abtreibungen gegeben. Daran beteiligt gewesen seien nicht nur die Frauen, sondern auch die Väter der Ungeborenen sowie Angehörige der Schwangeren. Die wenigsten hätten es geschafft, die aufgeladene Schuld seelsorgerlich aufzuarbeiten.

Christa Meves rechnet damit, daß es den Menschen erst durch den Bevölkerungsrückgang "so sehr an den Kragen geht", daß sie sich in der Frage des Lebensschutzes zu einer Umkehr entschließen. Daß heute 10 bis 20 Prozent der Schulabgänger für den Arbeitsprozeß nicht mehr vermittelbar sind, weil sie an seelischen Krankheiten leiden, führt die Psychotherapeutin auf das Erziehungskonzept der 68er zurück. Besonders verhängnisvoll sei die Frühsexualisierung, die Mädchen "unwillig und unfähig" zur Fortpflanzung gemacht habe. Mit den zunehmenden Geschlechtskrankheiten durch wechselnde Sexualpartner habe sich auch die Unfruchtbarkeit ausgebreitet.

Deutschland braucht nach Ansicht von Frau Meves eine "christliche Kulturrevolution". Dabei müsse Erziehung aufgewertet werden. Mütter müßten die Chance bekommen, sich in den ersten Lebensjahren selbst um ihre Kinder zu kümmern. Das helfe auch gegen die Bildungskrise. "Die wenigsten wissen: Kinder, die 12 bis 18 Monate gestillt werden, sind mit zehn Jahren intellektuell den nichtgestillten Altersgenossen durchschnittlich um zwei Jahre voraus."

Christa Meves, die seit 1978 Mitherausgeberin der in Bonn erscheinenden Wochenzeitung Rheinischer Merkur ist, hat 113 Bücher verfaßt, die in 13 Sprachen übersetzt wurden, darunter Chinesisch, Japanisch und Afrikaans. Die Gesamtauflage beträgt sechs Millionen Exemplare. In ihren ersten Publikationen sagte sie voraus, daß am Ende des 20. Jahrhunderts seelische Erkrankungen, Süchte, Kriminalität und sexueller Mißbrauch stark zunehmen werde. Inzwischen sehen zahlreiche Experten ihre Mahnungen bestätigt.


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