© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/05 04. März 2005

Leserbriefe

Zu: " Den Wählerwillen auf den Kopf gestellt" von Hans-Joachim von Leesen, JF 09/05

Anachronistische Konstruktion

Jetzt haben wir den Schlamassel, die Politik in Schleswig Holstein wird von zwei Abgeordneten des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW) diktiert, genau wie vor 150 Jahren, als Schleswig-Holstein (SH) von der absoluten dänischen Monarchie beherrscht und Schleswig brutal dänisiert werden sollte. Heute hat man subtilere Methoden: mit Kulturveranstaltungen, Schulen und Kindergärten und dem Herumwedeln des Danebrog versucht man die kalte Annexion bis zur Eider. Die Idee der Eidergrenze spukt immer noch in manchen dänischen Köpfen, nach der letzten Reichstagswahl hat ein dänischer Reichstagsabgeordneter dem SSW den Vorwurf gemacht, er würde sich nicht für eine Grenzverschiebung einsetzen, meinte er die Königsau, die Eider oder die Elbe?

Der SSW ist eine anachronistische Konstruktion, nicht zu verstehen, dazu haben die deutschen Parteien in SH vor einigen Jahren noch ein Zweitstimmen-Wahlrecht geschaffen in einer einfältigen Gefühlsduselei, damit ist der SSW doppelt privilegiert: Befreiung von der 5 Prozent-Grenze, und er kann noch in Holstein nach Stimmen wildern. Sie sollen mir mal erklären, warum es in Neumünster 2,6 Prozent SSW-Stimmen gibt?

Karl Friedrich Karoselski, Bad Bramstedt

 

 

Zu: "Aus dem Leben eines Taugenichts" von Doris Neujahr, JF 09/05

Rücktritt unerläßlich

Obwohl Millionen Menschen in Deutschland auch 2000 bereits ohne Arbeit waren und unser Sozialsystem wegen Überlastung durch Fremde bereits am Kippen war, unterzeichnete Joschka Fischer einen Erlaß, bei der Erteilung von Visa großzügig zu verfahren. Durch die Visa-Affäre wurde für rund eine Million Ukrainer die Tür nach Deutschland geöffnet. Der Erlaß öffnete auch Kriminellen, Schwarzarbeitern und Prostituierten den Zutritt in unser Land. Durch diesen Vorgang wurde möglicherweise aus ideologischen Gründen unserem Staat ungeheurer Schaden zugefügt. Herr Fischer wäre gut beraten, wenn er aus diesem Grunde zurücktreten würde und einen Teil seines dann immer noch sehr stattlichen Einkommens zur Tilgung des entstandenen Schadens zur Verfügung stellen würde.

Werner Eichinger, Röllbach

 

 

Zu: "Pro&Contra - Klimakatastrophe nur Panikmache?", JF 09/05

Sieg des Aberglaubens

Welch ein Tag! Der 16. Februar 2005. Welch ein Triumph der unermüdlich wirkenden Menschheitsbeglücker! Das Kyoto-Abkommen tritt nach vielen Jahren endlich in Kraft. Welch ein Sieg des Aberglaubens über die Vernunft! Und keine weithin vernehmbare Stimme im öffentlichen Raum, die es wagt, diesen Irrsinn als solchen zu bezeichnen. Die schlichte Wahrheit verbirgt sich im Internet-Dickicht, nur Eingeweihten zugänglich, und sie wird der Öffentlichkeit ganz bewußt vorenthalten.

Norbert Staude, Dortmund

 

 

Zu: "Die Würde des Ortes respektieren", Interview mit Rolf Hochhuth, JF 08/05

Eine törichte Utopie

Herrn Hochhuths Haltung zu Churchill ist ein typisches Vorbeisehen an der britischen Grundanmaßung, selbstverständlich Herr der übrigen Welt (außer den USA) zu sein. Diese Grundanmaßung, die Napoleon erkannt hatte, veranlaßte den Versuch, den ganzen Kontinent als Gegenmacht zu errichten. Als aus dem Deutschen Bund eine deutsche Einheit zu werden drohte, lächelte England "messerwetzend" (Fernau). (Nur Bismarcks Gedanke der Pentarchie veranlaßte Queen Victoria zum Nichteingreifen in den deutsch-französischen Krieg.)

Nicht nur Wilhelms II. dumme Rede, sondern der englische Rassismus war Anlaß, Deutsche als Hunnen zu bezeichnen, da wir (im Gegensatz zu den nach England übergesetzten Angelsachsen)‚ mit den Hunnen vermischt sein müßten. Professor Niall Ferguson hat in seinem Werk "Der falsche Krieg" die Schuld Englands am Ersten Weltkrieg nachgewiesen, da die englische Presse das Unterhaus zu seiner Kriegsentscheidung veranlaßte, (und wird damit heute totgeschwiegen). Der Marineoffizier Winston Churchill redete 1915 von "der deutschen Weltpest".

Wenn Maser nun in seinem Buch "Fälschung, Dichtung und Wahrheit über Hitler und Stalin" als Hitlers Grundimpuls, ein zweites 1918 dürfe es nicht geben, erwähnt, ist es doppelte Moral bei Hochhuth, Churchills Kriegsverbrechen damit zu entschuldigen, daß niemand ohne Kriegsverbrechen Krieg führen könne. Wenn jemand so genau über das Wesen der Weltgeschichte Bescheid zu wissen glaubt wie (mein Altersgenosse) Hochhuth, ist sein Grundgedanke, alle Tötungsaktionen zu verurteilen, schizophren und eine törichte Utopie.

Wolfgang R. Thorwirth, Gummersbach

 

 

Zu: "Grundrechte im Reißwolf" von Alexander Griesbach, JF 08/05

Politische Leichtgewichte

Wenn wir die gegenwärtigen Umtriebe von Regierung und Opposition gegen rechte Parteien, besonders die NPD, betrachten, dann drängt sich der Eindruck auf, daß wir auf dem besten Wege in einen Polizeistaat sind, in dem die Bürger nur sagen und meinen dürfen, was ihnen Politiker vorgekaut haben.

Statt endlich die eigenen Hausaufgaben zu machen, das Land wieder voranzu- führen und Arbeitsplätze zu schaffen, werden diese politischen Leichtgewichte von dem unglaublichen Problem bewegt, wie zu verhindern ist, daß Anhänger der NPD am 8. Mai durch das Brandenburger Tor marschieren. Laßt sie doch marschieren. Sie sollten nur das Holocaustdenkmal auslassen. Alle Toten verdienen unsere Trauer gleichermaßen, sollten ihre Ruhe haben und von niemandem mißbraucht werden.

Wenn die Bürger erkennen können, daß Regierung und Opposition sich redlich, erfolgreich und vor allem auch uneigennützig um das Wohl der Deutschen bemühen, werden radikale Parteien von links bis rechts keine Chance haben. Wenn die Parteien aber so weiterwursteln und unsere deutschen Interessen verletzen, werden sie auch mit Polizeistaat-Methoden keinen Erfolg haben.

Gundula Obdach, Essen

 

 

Zu: "Auf den Barrikaden" von Dieter Stein, JF 08/05

Meinungsspektrum abgedeckt?

Die Erregung über die Wahlerfolge nichtetablierter Parteien ist bei unseren Machthabern schon fast zur Hysterie geworden. Da liegt ja wohl die Frage nahe, ob die Etablierten denn ausreichende Wahlmöglichkeiten bieten, ob sie das Meinungsspektrum real abdecken? Die Antwort kann nur ein klares "Nein" sein. Was aber bedeutet es dann, wenn die Etablierten es unerträglich finden, wenn die von ihnen ignorierten Meinungen von anderen vertreten werden?

Für welche Gegensätze steht heute eigentlich die politische "Links-Rechts"-Ebene? Früher war es mal "Pro" oder "Anti" Sozialismus. Polarisiert werden die Deutschen heute doch wohl vorrangig von Fragen wie Multikulti. Aber auch der finanzielle Dauernotstand als Folge immenser Zahlungen für nicht-deutsche Zwecke hat zu deutlichen Polarisierungen geführt. Spiegeln die sich entsprechend bei den etablierten Parteien wider? Was polarisiert sie denn überhaupt? Außer dem Neid auf Pfründenplätze des "Gegners"?

Gunther Albers, Hamburg

 

Zeichen von Angst

In der Spätphase des Honecker-Regimes wurden sogar Zeitschriften des Großen Bruders nicht ausgeliefert, weil dort Gorbatschows Perestroika-Ideen verbreitet wurden. Wie wäre es, wenn die BRD Newsweek verbieten würde! Stand darin doch vor drei Wochen, Hitler sei nicht einfach die Verkörperung des Bösen (embodiment of the evil). Welche Verharmlosung!

Ein dänischer Justizminister sagte einmal "Wir bekämpfen Lügen auch die Auschwitzlüge, mit der Wahrheit und nicht mit Verboten". Daß hier anders vorgegangen wird, ist ein Armutszeugnis für unsere Politikerkaste und der Demokratie wesensfremd, garantiert diese doch Rechte für jeden, unabhängig von der noch so idiotischen oder gerade unpopulären Gesinnung. Verbote sind immer Zeichen von Angst. Doch diese ist völlig unbegründet, denn der in NATO und EU integrierten BRD mit funktionierender, auf keinem Auge blinder Justiz steht ein brauner Haufen gegenüber, dem jeder charismatischer (Ver)führer fehlt. Nur wer unter Verfolgungswahn leidet und/oder von Geschichte keine Ahnung hat, sieht einen neuen 30. Januar 1933 vor der Tür stehen. Ein freies Land muß den unappetitlichen Anblick einer dumpfe Losungen grölenden Horde Kostümfaschisten (Martin Walser) ertragen können (wenn auch nicht an jedem Ort). Das ist der Preis der Freiheit!

Sollte die "Lex NPD" rechtskräftig werden, sollte man jegliche Meinungsäußerung zum Thema Nationalsozialismus hier unterlassen und immer seine Bereitschaft erklären, diese gerne jenseits von Nord- und Ostsee, Oder und Bodensee jederzeit kontrovers zu diskutieren.

Jens Geißler, Berlin

 

 

Zu: "Materialismus der Moderne" von Alexander Barti, JF 08/05

Unqualifizierte Streitschriften

Es bleibt zu hoffen, daß die Redaktion uns in Zukunft die Rezension von antiquierten und zudem unqualifizierten Streitschriften gegen die Anthroposophie durch unqualifizierte Rezensenten erspart.

Ist dem Rezensenten eigentlich bekannt, daß Rudolf Steiners Denken maßgeblich in der Tradition der deutschen Mystik von Eckhart, Tauler, Angelus Silesius und der deutschen Philosophie von Jakob Böhme, Fichte und Schelling steht? Und hat er sich einmal gefragt, warum der von Rudolf Steiner entworfene Bau in Dornach nach Goethe benannt ist und Goetheanum heißt?

Ist dem Rezensenten eigentlich bekannt, daß die Anthroposophie keine Weltanschauung ist, wie er behauptet, sondern eine Methode in der Nachfolge Goethes? - Daß der Bruch Rudolf Steiners mit der Theosophischen Bewegung gerade wegen Rudolf Steiners christlicher Gesinnung erfolgte, hätte auch erwähnt werden müssen und auch, daß Julius Evola dezidiert antichristlich war und schon deswegen in Gegnerschaft zu Rudolf Steiner stand.

Im übrigen hatten in den zwanziger Jahren nicht nur Vertreter der evangelischen, sondern auch der katholischen Kirche sich massiv auf Steiner eingeschossen. 

Franz Bischoff, Vraaliosen/Norwegen

 

 

Zu: "Ein Stück weit gegen Rechts" von Claus M. Wolfschlag, JF 08/05

Asyl-Agitprop-Jubler

Der insgesamt millionenfache Asylmißbrauch und Asylbetrug hat unserem Land bisher einen Schaden zugefügt, der sich in dreistelliger Milliardenhöhe bewegt und mit zum Bankrott unserer Sozialsysteme sowie zu unseren weltweit höchsten Sozialkosten mit der Folge von anhaltender Massenarbeitslosigkeit beigetragen hat. Der immaterielle Schaden einer fortgesetzten Zerstörung unserer gesellschaftlichen und staatlichen Grundlagen läßt sich gar nicht absehen. "Asyl" ist hierzulande zum Einfallstor internationaler organisierter Kriminalität geworden.

Angesichts all dieser Tatsachen hätte längst die Frage gestellt werden müssen, warum u. a. "Pro Asyl" immer noch nicht ins Visier von Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt geraten ist. Wen schützt der Verfassungsschutz? Der durch den Volmer-Fischer-Visa-Skandal noch zusätzlich ermöglichte Import von massenhafter Ausländerkriminalität ist dagegen fast eine Petitesse, auch wenn er dieselbe Stoßrichtung besitzt.

Der Deutschlandfunk, der sich leider immer mehr dem unaufgeklärten Zeitgeist anpaßt, entblödete sich nicht, bei seiner enthusiastischen Vorstellung der neuen Pro-Asyl-CD linken "Hau-drauf"-Barden ein ideologisches Forum gegen "Ausländerhaß" zu bieten.

Den auf der Pro-Asyl-CD vereinten Agitprop-Jublern für mehr Zuwanderung ist jedoch offenbar entgangen, daß sie selber und ihre Umfeldorganisationen es sind, die durch die von ihnen geförderten Zustände erst die entsprechenden Reaktionen in der Bevölkerung herbeiführen. Viel war da natürlich von "Zivilcourage" und "Aufstand der Anständigen" die Rede. Wirklich zivilgesellschaftlichen Mut bedeutet es heute hingegen, auf Tatsachen, ihre Folgen und die dafür Verantwortlichen hinzuweisen.

Ralf Neureuther, Hamburg

 

 

Zu den Sonderseiten "Dresden - 13/14. Februar 1945", JF 07/05

Max Borns Sichtweisen

Im Hinblick auf die moralische Bewertung der Zerstörung Dresdens möchte ich an eine Äußerung des Nobelpreisträgers Max Born erinnern, der wie Albert Einstein zu den berühmtesten Physikern des 20. Jahrhunderts zählt und mit diesem eng befreundet war.

Als Born 1953 beschloß, aus Schottland, wohin er 1933 emigriert war, wieder nach Deutschland zurückzukehren, brachte Einstein seine Verwunderung darüber zum Ausdruck, daß er wieder im Lande der "Massenmörder unserer Stammesgenossen" - Born war wie Einstein Jude - leben mochte (Brief Einsteins an Born vom 12. Oktober 1953). In seiner Antwort an Einstein am 8. November 1953 schreibt Born unter anderem: "Man soll mit solchen Titeln ('Massenmörder') sparsam sein. Die Amerikaner haben in Dresden, Hiroshima, Nagasaki gezeigt, daß sie an Schnelligkeit des Vertilgens den Nazis noch voraus sind."

Als Born seinen Briefwechsel mit Einstein einige Jahre später veröffentlichte, kommentiert er diese Briefstelle zunächst folgendermaßen: "Der erste furchtbare Angriff auf Dresden wurde von britischen Bombern ausgeführt; die Amerikaner folgten nach. Hier sind nur die Amerikaner genannt, weil Einstein in Amerika lebte."

In seinem ausführlichen Kommentar zu diesem Brief heißt es dann: "Meine Antwort auf 'das Land der Massenmörder' unterschreibe ich auch heute noch. Man muß im militärischen Geiste erzogen sein, um den Unterschied zwischen Hiroshima und Nagasaki auf der einen Seite, Auschwitz und Bergen-Belsen auf der anderen zu verstehen. Die übliche Begründung ist diese: Im einen Fall handelt es sich um Kampf, im anderen um Abschlachten. Die ungeschminkte Wahrheit aber ist: In beiden Fällen handelt es sich um Unbeteiligte, Wehrlose, Alte, Frauen und Kinder, durch deren Vernichtung man irgendein politisch-militärisches Ziel erreichen will. Ich bin sicher, daß die Menschheit dem Untergang entgegengeht, wenn nicht die gefühlsmäßige Abscheu vor Greueltaten über das konstruierte Verstandesurteil die Oberhand gewinnt."

Dr. Dieter Freihoffer, Tiefenbach

 

 

Zu: "Die Familien sterben" von Paul Rosen, JF 06/05

Falsche Darstellung der Familie

Als ehemalige politische Gefangene der DDR, von amnesty international adoptiert und als 42jährige zweifache Mutter 1989 von der Bundesrepublik freigekauft, möchte ich der Behauptung von Paul Rosen in Bezug auf die Familienpolitik der DDR bzw. der Darstellung des Familienlebens widersprechen. Er schrieb, daß geheiratet wurde, um eine Wohnung zu bekommen.

Glaubt Herr Rosen, daß sich vier Jahrzehnte lang Millionen Menschen mit irgendwelchen x-beliebigen Partnern auf engstem Raum freiwillig zusammensperren, mit ihnen auch noch Kinder zeugen, damit sie der elterlichen Wohnung entfliehen können?

Und will er besonders uns Mütter als gewissenlose Roboter hinstellen, die aus rein ideologischer Verblendung als Gebärmaschinen dem sozialistischen Staat Kinder "schenkten", um sie dann verantwortungslos in Gemeinschaftseinrichtungen zu stecken und anschließend im "sozialistischen Wettbewerb" das Volkseigentum zu mehren?

Wäre im Staat DDR die Familie nichts wert gewesen, hätte keine "sozialpolitische Maßnahme" der Welt Menschen dazu bringen können, zu heiraten, Kinder zu bekommen und sie aufzuziehen. Sehr schnell hätten sie gemerkt, daß es sich nur um Propaganda handelt und Verweigerung wäre die Folge gewesen.

Brigite Bielke, Möllensdorf

 

 

Zu: "Der globale Vorhof" von Alexander Griesbach, JF 05/05

Grenzen und Ende der Freiheit

US-Präsident Bush will das "Feuer der Freiheit" in die ganze Welt tragen. Wer aber in der Freiheit der anderen keine Grenze für die eigene Freiheit erkennt, gelangt bald an das andere Ende der Freiheit. 

Dr. Erich Schäfer, Wien


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