© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/05 11. März 2005

Er gibt keine Ruhe
Schonungslos: Fritz Schenk feiert seinen 75. Geburtstag
Detlef Kühn

Nicht jeder 75jährige besitzt diese beneidenswerte Vitalität. Fritz Schenk, der am 10. März seinen 75. Geburtstag begeht, ist weit davon entfernt, seinen Lebensabend in beschaulicher Ruhe zu genießen.

Politische Dummheit und Ungerechtigkeit regen ihn immer noch so sehr auf, daß er persönlich eingreifen muß. Als der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann von der Unionsführung wider besseres Wissen des Antisemitismus bezichtigt und aus Fraktion und Partei ausgeschlossen wurde, ließ diese himmelschreiende Ungerechtigkeit Fritz Schenk nicht ruhen. Er initiierte den Appell "Kritische Solidarität mit Martin Hohmann", der inzwischen über 8.000 Unterzeichner fand, und er dokumentierte im vorigen Jahr den Skandal in seinem Buch "Der Fall Hohmann" (Universitas Verlag), das in den nächsten Tagen bereits in einer zweiten, erweiterten Auflage erscheint.

Mit seinem unermüdlichen Engagement hat Fritz Schenk entscheidend dazu beigetragen, daß der innigste Wunsch der Parteivorsitzenden Merkel, es möge schnell Gras über ihre für die Union höchst peinliche Fehlleistung wachsen, nicht in Erfüllung geht. Fritz Schenk gibt - Gott sei Dank, sagen alle diejenigen in unserem Lande, die die Sorge um den Erhalt der Meinungsfreiheit umtreibt - keine Ruhe.

Diese Haltung zeichnete den Journalisten Schenk sein Leben lang aus. Seine große Zeit waren die siebziger und achtziger Jahre, als er an der Seite Gerhard Löwenthals (1922-2002) im ZDF-Magazin allen Tendenzen zur Verharmlosung und Beschönigung der Verhältnisse in der DDR widerstand. Damit bekämpfte Fritz Schenk nicht nur den antinationalen Zeitgeist in der Bundesrepublik, sondern wirkte unmittelbar in die DDR hinein.

Den dortigen Machthabern waren vor allem die Hilferufe von drüben verhaßt, denen das ZDF über lange Jahre ein Podium bot. 1988, als das SED-Regime schon schwer angeschlagen war, wurde das Magazin zwar doch noch gekippt. Zu dieser Zeit hatten Löwenthal, Schenk und ihre Mannschaft aber schon erheblich zum Untergang der DDR beigetragen.

Der Widerstand, den Fritz Schenk der kommunistischen Diktatur leistete, beruhte auf den persönlichen Erfahrungen, die er in jungen Jahren in SBZ und DDR gesammelt hatte. 1930 in Helbra (Lutherstadt Eisleben) in einem sozialdemokratischen Elternhaus geboren, wurde er Mitglied der zwangsvereinigten SED und brachte es 1952 zum engen Mitarbeiter von Bruno Leuschner, Politbüromitglied und Stellvertretender Ministerpräsident der DDR.

Dort erhielt Schenk intime Einblicke in das Elend der Planwirtschaft und das Repressionssystem. Nach seiner Flucht in den Westen 1957 bekämpfte er das SED-Regime als Journalist, im Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands und einige Jahre als Abteilungsleiter im Gesamtdeutschen Institut - Bundesanstalt für gesamtdeutsche Aufgaben. Der Autor bedauert noch heute, daß er zu spät in diese Behörde eintrat, um mit Fritz Schenk persönlich zusammenarbeiten zu können. Aber es war natürlich wichtig, daß in einem Medium wie dem ZDF auch Journalisten arbeiteten, denen die Wiedervereinigung Deutschlands, allen Anfechtungen zum Trotz, eine Herzenssache war.

Fritz Schenk, der 1972 aus der SPD austrat und seit 1999 der CDU angehört, sieht Fehlentwicklungen im wiedervereinigten Deutschland ohne Illusionen. Von den schonungslosen Analysen dieses bewährten politischen Journalisten profitieren nicht zuletzt die Leser dieser Zeitung, der Fritz Schenk nicht nur als Kolumnist verbunden ist.


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