© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/05 11. März 2005

Zeitschriftenkritik: Espero
Die Abschaffung der Freiheit
Werner Olles

Die im 12. Jahrgang vierteljährlich von der Mackay Gesellschaft Berlin/Hamburg herausgegebene und von Uwe Timm redigierte Zeitschrift Espero - Forum für libertäre Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung befaßt sich in ihrer aktuellen Ausgabe u.a. mit den Themen "Europäischer Haftbefehl", dem "Elend der Sozialdemokratie", der "Bodenfrage" und der "Konkretisierung des Faschismusbegriffs". Mit der Exekutierung des Europäischen Haftbefehls habe "der Weg in eine Tyrannei begonnen", schreibt der Autor und belegt diesen Vorwurf am Beispiel des Mediziners Dr. Ryke Geerd Hamer, des Entdeckers der sogenannten Germanischen Neuen Medizin.

Die Auslieferung des in Spanien ansässigen Arztes erfolgte aufgrund eines französischen Haftbefehls. Zwei an Krebs erkrankte Frauen in Frankreich hatten sich über die von Hamer angewandte biologische Therapie informiert. Dies wurde von einem französischen Gericht als "verbotene Ausübung von Heilkunde" gewertet und eine der beiden Frauen zu einer Gefängnisstrafe von zwölf Monaten Haft verurteilt. Darauf folgte die Anklage gegen den Mediziner wegen Betruges und der Beihilfe zur verbotenen Ausübung von Heilkunde, da eine seiner Schriften ins Französische übersetzt worden war. In einer "denkwürdigen Prozeßfarce" wurde Hamer dann in Abwesenheit zu einer einjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, die, um einen EU-Haftbefehl zu erwirken, später gar auf drei Jahre angehoben wurde. Mit Duldung des Auswärtigen Amtes - Hamer ist deutscher Staatsbürger - begann so mit Hilfe des Europäischen Haftbefehls die Abschaffung der Informations- und Meinungsfreiheit in der gesamten EU.

Eine anarcho-libertäre Kritik am "Ordnungsfaktor" Sozialdemokratie liefert Hans-Jürgen Degen. Die "stark ausgeprägte Harmoniementalität gegenüber dem Kapital und dessen Staat" hindere die SPD an der Erledigung ihrer "bescheidenen sozialreformerischen Aufgaben". Dementsprechend hart fällt das Urteil über den Brandt-Nachfolger Helmut Schmidt aus, der sich mit seiner "Nachrüstungspolitik" der "Hochrüstung des US-Imperialismus angebiedert" habe. Auch Schröder, der "Genosse der Bosse", kommt nicht viel besser davon, da er "dem Neoliberalismus weit die Türen aufgerissen hat".

"Doch alles Faschismus?" fragt hingegen Peter Bernhardi und kommt zu dem Schluß, daß sich die gängigen Faschismusanalysen und -definitionen durch "bewußte Oberflächlichkeit und blinde Parteilichkeit" auszeichnen und zudem "primär auf der Herkunft und den teilweise dubiosen Weltanschauungen ihrer Verfasser oder ihrer Auftraggeber" basieren. "Überaus problematisch" erscheint ihm daher auch "die Tendenz, Mussolinis und Hitlers Weltanschauungen und Ziele schlicht gleichzusetzen". Eine Übereinstimmung in der politischen Programmatik von Hitlers "Mein Kampf" und Mussolinis "La Dotterina del Fascismo" könne nur behaupten, wer beide Werke nicht kenne. Seinem Fazit, der Begriff "Faschismus" sei "schon lange zu einem reinen Schlagwort verkommen", kann man nur aus vollem Herzen zustimmen.

Uwe Timm, Wulmstorfer Moor 34 b, 21629 Neu Wulmstorf. Der Einzelpreis beträgt 3 Euro, das Jahresabo kostet 12 Euro. Internet: www.utespero.de


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