© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/05 18. März 2005

Müll oder Export
Elektroschrott: Entsorgung noch nicht ausreichend gelöst
Alexander Barti

Es gibt kaum eine Industriesparte, die so schnell gefährlichen Müll produziert, wie die Elektrotechnik. Ursache dafür ist der steigende Bedarf und die rasend schnelle Entwicklung immer besserer Technologien. In einem Rechner finden sich jedoch nicht nur gespeicherte Dokumente, sondern auch Blei, Quecksilber, Kadmium und eine Menge weiterer Schadstoffe.

Nach Erkenntnissen der Umwelt-organisation Worldwatch kümmern sich darum die wenigsten Benutzer: Viele alte Geräte landen daher einfach im normalen Hausmüll. Über die Entsor-gungssysteme gelangen die ausgedienten Geräte auf die Mülldeponie, wo sie meist vor sich hinrosten. Dabei können frei werdende Schwermetalle ins Grundwasser gelangen. Wird der Rechner "thermisch entsorgt" - also verbrannt -, kann giftiges Dioxin entstehen.

In der EU fielen 1998 sechs Millionen Tonnen Elektronikschrott an. In Deutschland sind das zwei Millionen Computer, inklusive Druckern, Tastaturen und Monitoren, die jedes Jahr ausgemustert werden. Nirgendwo anders werden Geräte so oft weggeworfen, auch wenn sie noch funktionsfähig sind oder leicht zu reparieren wären. Der Wunsch nach immer mehr Megabytes und niedrige Preise für Neugeräte fördern die Verschwendung. Heute, so schätzen Fachleute, ist der Berg von E-Schrott auf zehn Millionen Tonnen angewachsen.

Eine erfreuliche Initiative hat schon vor Jahren das Wiedervermarktungs- und Recyclingwerk der Fujitsu-Siemens Computers GmbH in Paderborn angestoßen. Hier werden täglich Monitore "rückgebaut" und dabei nach brauchbaren Einzelteilen untersucht. Allerdings kostet dieses umweltverträgliche Verfahren viel Geld. In Deutschland beziffert die Industrie die geplante Verwertung des E-Schrotts auf jährlich zwischen 350 und 500 Millionen Euro. Daher wird immer mehr Schrott nach Indien oder China exportiert. Zwar läuft diese Entsorgung auch unter dem Etikett "Recycling", aber oftmals landen die Geräte dort auf wilden Müllhalden - mit fatalen Folgen für die Umwelt.


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