© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/05 18. März 2005

Frisch gepresst

Männerbund. Die Berliner Religionswissenschaftlerin Ulrike Brunotte versteht es, den Leser mit einem kräftigen Aktualisierungsschub für ihr Thema zu interessieren. Ihre buchästhetisch keine Wünsche offenlassende Studie über "Männerbund und Ritual in der Moderne" (Zwischen Eros und Krieg. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2004, 171 Seiten, gebunden, 20,50 Euro) beginnt mit der von Hollywood effektvoll vermarkteten Maskulinität der "Bush-Krieger" und mit einem schlagenden Zitat aus dem Munde des seligen Ronald Reagan, aus dessen Fernsehansprache zur Befreiung von US-Geiseln in Beirut: "Nachdem ich gestern nacht Rambo gesehen habe, weiß ich, was zu tun ist, wenn das noch einmal passiert." Von solchen weltpolizeilich agierenden Bodybuildern tastet Bru-notte, eine Schülerin des weit links orientierten Religionswissenschaftlers Klaus Heinrich, sich dann aber rasch zurück in deutsche Gefilde, wo der homosexuelle Wandervogel Hans Blüher als Theoretiker des Männerbundes in den Mittelpunkt ihrer von einer gehörigen Portion niedersächsisch-protestantischer Strenge gewürzten, seit Nico Sombarts einschlägigen Auslassungen jedoch nicht mehr ganz so originellen Kritik rückt.

Hochschulgeschichte. In ihrem einleitenden Beitrag über Forschungsergebnisse und -desiderate in der deutschen Universitätsgeschichtsschreibung sind Frank Sparing und Wolfgang Woelck ersichtlich noch nicht auf dem neuesten Stand. Das macht sich leider auch in der Komposition des von ihnen zusammen mit Karen Bayer herausgegebenen Tagungsbandes über "Universitäten und Hochschulen im Nationalsozialismus und in der frühen Nachkriegszeit" (Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2004, 291 Seiten, broschiert, 60 Euro) bemerkbar. Joachim Lerchenmüller (in seinem Beitrag über die Reichsuniversität Straßburg und die SD-Wissenschaftspolitik) und Carsten Klingemann (einmal mehr über Soziologen in der Volks- und Raumforschung) nehmen sich daran ein schlechtes Beispiel und gehen zur Drittverwertung ihrer seit langem bekannten Forschungsergebnisse über, für die das Haltbarkeitsdatum inzwischen abgelaufen ist. Etwas frischer, wenn auch methodisch gewiß nicht innovativ, sind eigentlich nur die Beiträge zur Medizingeschichte, die sich der Medizinischen Akademie in Düsseldorf, zwei Fällen von Euthanasiebeteiligung in Prag sowie dem Bonner Pädiater Hans Knauer widmen.


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