© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/05 13. Mai 2005

Aufgeschnappt
Umbenennungen
Matthias Bäkermann

Mit einer "wilden" Umbenennung wollten vergangene Woche die Grünen in Mainz politisch "Gesicht zeigen". So haben sie Pappschilder mit dem Aufdruck "Georg-Forster-Platz" über das Straßenschild "117er Ehrenhof" gestülpt. Denn der Platz und das auf diesem befindliche 117er Ehrenmal dienten der "Verherrlichung des Militarismus". Grünen-Sprecher Nico Klomann gab sich geschichtsbewußt: "Das Denkmal ist ein Relikt aus der faschistischen Zeit des Nationalsozialismus" und "verherrlicht die Taten der Nazis".

Im Ortsbeirat haben die Grünen mit den Stimmen der SPD bereits eine Umbenennung beschlossen - doch den eigentlich zuständigen Kulturdezernent der Stadt Mainz, Peter Krawietz (CDU), kümmert das wenig: Es gebe schon eine Straße, die nach dem vor 250 Jahren geborenen Republikaner Georg Forster benannt sei. Krawietz' Renitenz setzte ihn dem Vorwurf der Grünen Stadtratsfraktion aus, er habe einen "Hang zu totalitärem Gedankengut".

Tatsächlich wurde das im Zentrum von Mainz stehende Ehrenmal im Dritten Reich gebaut. Nach wie vor werden dort gefallene Mainzer geehrt. Doch das 1697 gegründete 117er Infanterie-Leibregiment wurde bereits 1919 aufgelöst. Die Verbindungen zum Nationalsozialismus sind eher unbelastend: So vereitelte der Widerstand von 117er-Veteranen, daß der Platz nach 1933 in "Horst-Wessel-Platz" umbenannt wurde.


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